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Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Titel: Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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die Lippen, aber ich verstand nicht, was er sagte. Der Lärm der anrückenden Entladekolonne war zu stark. Auf einmal verging ich vor Angst. Ich brüllte: »Was ist mit Ruth?«
    Und John Harris brüllte zurück: »Sie lebt!«
    Und plötzlich lagen John Harris und ich einander in den Armen.
    Irgendwann sagte Harris: »Was Sie für diese Stadt getan haben, Brandis, wird Ihnen keiner der Einwohner je vergessen.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Daß der Konvoi sein Ziel erreicht hat, Sir, ist nicht mein Verdienst. Ich hätte um ein Haar das Handtuch geworfen.«
    Harris blickte verständnislos.
    »Kommen Sie, Sir.« sagte ich. »Vielleicht haben Sie noch Gelegenheit, dem Mann die Hand zu drücken, dem der Dank der Stadt gebührt.«
     
    Auf dem Weg zur Fridtjof Nansen fiel zwischen uns kein Wort. Harris schien zu spüren, wie schwer mir dieser Gang fiel. Lieutenant Levy sah uns kommen und stieg langsam die Gangway herab.
    Aus seiner Miene las ich das Schlimmste.
    »Wie ist sein Befinden?«
    Lieutenant Levys Stimme hörte sich brüchig an: »Er hat eine Chance, Sir.«
    Bevor wir an Bord gingen, klärte ich Harris auf: wie uns Gaston Weygand durch die Goldonische Sperre gelotst hatte – allein im verriegelten Cockpit, nachdem er seine ganze Crew von der verseuchten Brücke gejagt hatte.
    »Strahleneinbruch?« erkundigte sich Harris.
    »Ja«, bestätigte ich. »Die Brücke hat drei Tage zuvor einen üblen Treffer abbekommen. Das Leck ist groß wie ein Fußball. Weygand hat mir das unterschlagen.«
    Man hatte den Vormann der Fridtjof Nansen im Schleusendurchgang gelagert: dort, wo die Luft am besten war. Weygands Gesicht war spitz und wächsern. Die Schmerzen, die er litt, waren mörderisch.
    Ich blieb vor ihm stehen.
    »Gaston«, sagte ich, »John Harris ist hier, um Ihnen im Namen der Stadt Metropolis die Hand zu drücken.«
    Weygand schlug die Augen auf. Sein Blick begegnete dem meinen.
    Ich glaubte, so etwas wie Befriedigung darin zu lesen.
    Dann lächelte er und streckte John Harris die Hand entgegen. Mitten in der Bewegung verlor er das Bewußtsein. Mit lautem Klirren legte eine Laderaupe an der Fridtjof Nansen an.
    »Sie brauchen eine Ambulanz«, sagte Harris. »Überlassen Sie alles Weitere mir.«
     

16.
27.12.
    Ein Konvoi war durchgekommen: Das war der erste Schritt. Ein zweiter, ein dritter mußten folgen. Zwanzig Schwergutfrachter der VEGA standen bereit, um unter dem Geleit der sieben UGzRR-Kreuzer zum Uranus und zurück zu fliegen. Die Besatzungen waren vorbildlich. Harris hatte mir freie Hand gelassen, sie zusammenzustellen. Es hatte genug Freiwillige gegeben.
    Aus dem, was sie erwartete, hatte ich kein Hehl gemacht.
    »Der Himmel«, hatte ich gesagt, »ist voller reißender Wölfe. Manch einer von Ihnen wird von dieser Reise nicht zurückkehren …«
    Bevor ich mich zum Start begab, kehrte ich bei John Harris ein.
    Die Veränderung, die mit dem großen alten Mann vorgegangen war, ließ mich erleichtert aufatmen. Hager und abgezehrt saß er hinter seinem Schreibtisch – aber wie er sich nach mir umwandte, war es wieder die vertraute herrische Gebärde.
    »Ah, Brandis! Sie wollen sich verabschieden. Augenblick noch.«
    Der Fernseher war eingeschaltet. Über die Bildwand flimmerten die Neuigkeiten des Tages.
    Ein Transportfahrzeug der VEGA war im Bild, als es gerade entladen wurde.
    »… unter dem Schutz der VEGA-Sicherheitstruppe geht die Verteilung der Nahrung Tag und Nacht weiter. Der akute Hunger ist damit gebannt.«
    Harris sah zu mir auf.
    »Sie wollen los, Brandis?«
    »Ja, Sir.«
    »Wie geht’s Weygand?«
    »Dr. Hudson ist zuversichtlich.«
    Harris nickte. »Falls Sie unterwegs dem ollen Petrus begegnen, sagen Sie ihm, was hier los ist.«
    »Mach ich, Sir.«
    Harris reichte mir die Hand.
    »Gott mit Ihnen, Brandis.«
    »Und mit Ihnen, Sir.«
    Ruth wartete in der Halle. Himmel, sah sie elend aus! Ich legte den Arm um ihre Schulter. Wir traten hinaus in das graue, fahle Licht unter dem staubigen Vorhang und in den kalten, trockenen Wind.
    »Hast du es dir überlegt?« erkundigte ich mich.
    »Was?« fragte sie zurück.
    »Ob du mitkommst. Auf dem Uranus wärest du besser aufgehoben als hier. Und der kleine Bursche auch.«
    Ruth schüttelte unwillig den Kopf.
    »Mark, mein Platz ist hier. Ich werde gebraucht.«
    Mir war, als hätte ich diese Worte schon einmal gehört. Damals waren sie aus meinem Munde gekommen. Ich senkte den Kopf. Ruth hatte recht. Sie wurde gebraucht – nicht weniger als ich. Jeder

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