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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Sache!«
 »Und wie wollen Sie nach La Granja weitermarschieren, wenn die Brücke gesprengt ist?«
 »Nachdem wir den Paß gestürmt haben, halten wir uns bereit, sie zu reparieren. Es ist eine sehr komplizierte und schöne Operation. So kompliziert und schön wie immer. Den Plan hat man in Madrid fabriziert. Ein neues Meisterwerk des unglücklichen Professors Vicente Rojo. Ich führe den Angriff und, wie immer, mit unzulänglichen Kräften. Trotzdem hat die Sache ihre Chancen. Ich habe ein besseres Gefühl als sonst. Es kann gelingen, wenn die Brücke beseitigt ist. Wir können Segovia nehmen. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wie das geht. Sehen Sie? Wir greifen nicht die Paßhöhe an, die haben wir bereits. Sondern hier, ein ganzes Stück weit hinter dem Paß. Sehen Sie... hier... so...«
 »Es ist mir lieber, wenn ich es nicht weiß«, sagte Robert Jordan.
 »Gut«, sagte Golz. »Je weniger Gepäck man auf die andere Seite mitschleppt, desto besser, wie?«
 »Mir ist es lieber, wenn ich gar nichts weiß. Was dann auch passieren mag – ich war es nicht, der geredet hat.«
 »Es ist besser, wenn man nichts weiß.« Golz strich sich mit dem Bleistift über die Stirn. »Oft wünsche ich mir, daß auch ich nichts wüßte. Aber das, was Sie wissen müssen, das wissen Sie jetzt?«
 »Ja. Das weiß ich.«
 »Ich glaube es Ihnen«, sagte Golz. »Ich will darauf verzichten, eine kleine Rede zu halten. Trinken wir ein Gläschen. Das viele Sprechen macht mich sehr durstig, Genosse Hordan. Der Name klingt komisch auf spanisch, Genosse Hordan.«
 »Wie klingt Golz auf spanisch, Genosse General?«
 »Hotz«, sagte Golz grinsend, mit einem tiefen Kehllaut, als ob er vor Heiserkeit krächzte. »Genosse Heneral Hotz. Wenn ich gewußt hätte, wie man Golz auf spanisch ausspricht, hätte ich mir einen besseren Namen ausgesucht, bevor ich hierherging. Wenn ich bedenke, ich komme hierher, um eine Division zu kommandieren, und ich kann mir jeden Namen aussuchen, den ich will, und ich suche mir Hotz aus. Heneral Hotz. Jetzt ist es zu spät, zu wechseln. Wie gefällt Ihnen die Partisanenarbeit?« Das ist der russische Ausdruck für den Guerillakrieg im Rücken des Feindes. »Sehr«, sagte Jordan lächelnd. »In der frischen Luft bleibt man gesund.«
 »Mir hat es recht gut gefallen, früher, als ich so jung war wie Sie«, sagte Golz. »Ich höre, daß Sie ein guter Sprengfachmann sind. Wissenschaftlich. Man sagt so. Ich selber habe Sie nie bei der Arbeit gesehen. Vielleicht kommt nichts dabei heraus. Fliegen die Dinger wirklich in die Luft?« Das war jetzt Scherz. »Trinken Sie!« Er reichte Robert Jordan das Glas spanischen Cognacs. »Fliegen sie wirklich in die Luft?«
 »Manchmal!«
 »Aber kein manchmal bei dieser Brücke, wenn ich bitten darf! Nein, reden wir nicht mehr von der Brücke. Sie wissen nun Bescheid. Wir meinen es sehr ernst, da können wir uns Witze erlauben. Sagen Sie, gibt es viele Mädchen hinter der anderen Front?«
 »Nein. Keine Zeit für Mädchen.«
 »Bin nicht dieser Meinung. Je ungeregelter der Dienst, desto ungeregelter das Leben. Sie haben einen sehr ungeregelten Dienst. Außerdem müssen Sie sich die Haare schneiden lassen.«
 »Ich lasse mir die Haare schneiden, wenn es unbedingt nötig ist«, sagte Jordan. (Der Teufel soll mich holen, wenn ich mir den Schädel rasieren lasse wie dieser Golz.) »Ich habe genug im Kopf – auch ohne Mädchen«, sagte er mürrisch. »Was für eine Uniform soll ich tragen?« fragte er.
 »Gar keine«, sagte Golz. »Ihr Haarschnitt ist all right. Ich mache Spaß. Sie sind ganz anders als ich«, sagte Golz und füllte von neuem die Gläser. »Sie denken niemals nur an Mädchen. Ich denke überhaupt nie. Warum auch? Ich bin Général Soviétique. Ich denke nie. Versuchen Sie ja nicht, mich zum Denken zu verleiten.«
 Ein Stabsoffizier, der vor einem Zeichentisch saß und an einer Karte arbeitete, brummte ihm etwas in der Sprache zu, die Robert Jordan nicht verstand.
 »Halt den Mund«, sagte Golz. »Ich scherze, wenn ich will. Ich bin so ernst, deshalb kann ich scherzen. Trinken Sie jetzt aus, und gehen Sie. Sie verstehen, ja?«
 »Ja«, sagte Robert Jordan. »Ich verstehe.«
 Sie hatten einander die Hände geschüttelt, er hatte salutiert, und dann war er zu dem Dienstauto hinausgegangen, wo der alte Mann, in tiefen Schlummer versunken, auf ihn wartete, und in diesem Auto waren sie die Straße entlanggerollt, die an Guadarrama vorbeiführt, während der Alte

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