Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
Haus verließ. Als ob ihn jemand beobachten
würde. Aber er konnte dieses Unbehagen niemandem zuordnen.
Nachdenklich lief er in dem kleinen Salon auf und ab. Er hatte einen
bösen Verdacht und das unbestechliche Gefühl, dass er damit auch
richtig lag. Er unterdrückte den kalten Zorn, der in ihm aufstieg.
Er brauchte unbedingt Beweise. Und er musste endlich etwas
unternehmen. Die Frage war nur was?
Er
nahm ein Stück Papier und schrieb eine kurze Nachricht darauf. Diese
gab er Webbster und schickte ihn damit in den Hafen. Er ging zu dem
Schrank im hinteren Teil des Salons, nahm eine kleine
Steinschloßpistole heraus, lud sie durch und legte sie beiseite.
Dann nahm er seinen Degen, prüfte die Schärfe der Klinge und
schwang ihn mehrmals durch die Luft. Er lag gut in seiner der Hand.
Ravenna
verbrachte die nächsten Tage im Bett. Ihr Rücken war übersät mit
riesigen Blutergüssen, die von schwarzblau bis grün schillerten.
Die Prellungen an ihren Rippen waren sehr schmerzhaft – sie konnte
nicht tief einatmen, lachen oder husten, ohne hinterher vor Schmerz
nach Luft zu ringen. Ihr Bauch hatte Gott sei Dank nichts abbekommen.
Die Tritte des Babys zeigten ihr, dass es noch am Leben war. Am
schlimmsten war, dass Ravenna nicht mehr wußte, wie sie sich noch
hinlegen sollte. Auf dem Rücken und in Seitenlage schmerzten die
Blutergüsse und die Prellungen, auf den Bauch konnte sie nicht
liegen, weil er mittlerweile zu groß geworden war.
Der
Duke hat sich aus dem gemeinsamen Zimmer ausquartiert, - angeblich,
um sie nachts nicht mit seinen unruhigen Bewegungen zu stören! Dabei
hatte sich Ravenna überhaupt nicht beklagt! Im Gegenteil. Sie konnte
ihn jedoch nicht davon überzeugen, zu ihr ins Bett zurückzukehren.
Mittlerweile machte sie sich so ihre Gedanken, zumal er fast jeden
Abend das Haus verließ und erst sehr spät wiederkam. Er war
unruhig, mürrisch und wortkarg. Ravenna versuchte einen bestimmen
Verdacht nicht aufkommen zu lassen....
Zwei
Tage später sah Ravenna schweigend zu, wie sich der Duke vor ihren
Augen seine Gala-Uniform anzog. Ganz London war heute auf den Beinen,
um den alljährlichen Geburtstag des Königs zu feiern: den
sogenannten King George's Day. An diesem Tag arbeitete so gut wie
niemand in London. Ausgenommen die Bier- und Weinschenken, die
bereits seit dem Morgen versuchten den Ansturm feier- und
trinkwütiger Menschen zu bewältigen. Zur nachmittäglichen
Militärparade des Königs hatten schon die ersten Schnapsleichen die
öffentlichen Straßen gesäumt. Den krönenden Abschluss bildete das
Großfeuerwerk im Regent's Park, das der König seinen Untertanen
alljährlich spendierte. Danach wurde es auf Londons Straßen sehr
gefährlich, denn das Volk befand sich im Ausnahmezustand. In allen
Stadtvierteln würde bis zum Morgen gefeiert. Es wurde hemmungslos
getrunken, getanzt und gehurt. Für das Volk war dies der Höhepunkt
des Jahres.
Der
Duke gehörte zu den geladenen Gästen des Königs. Königin Sophie
Charlotte hatte ihn gebeten die Laudatio auf den König zu halten.
Dem Duke war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, die halbe Nacht im
Buckingham Palace verbringen zu müssen, während Ravenna mit Eliza
alleine zuhause war. Er sorgte sich zurecht. Ravenna und er schwebten
in akuter Lebensgefahr. Ravennas Unfall war kein Unfall, sondern ein
Mordanschlag gewesen. Und er wußte mittlerweile sicher, dass Moira
Cunningham dahinter steckte.
Nicoals
hatte bereits vor Tagen nach dem alten Seebären Donald Baines, dem
Captain seines See-Frachters Seabird geschickt .
Baines war ein erfahrener Haudegen, der weder Tod noch Teufel
fürchtete. Die Seabird war auf
der letzten Überfahrt beinahe in die Hände von Piraten gefallen.
Der alte Seebär hatte das Freibeuterschiff jedoch versenken und die
Seabird trotz gebrochenen Großmasts sicher nach London segeln
können. Die Baumwoll-Ladung war ruiniert, aber das Schiff gerettet
und lag zur Reparatur bereits in den Docks.
Der
Duke hatte den alten Haudegen gebeten sich ein paar vertrauenswürdige
Männer zu nehmen und herauszufinden, ob sein Haus in der Regent
Street observiert wurde. Baines bestätigte bereits nach einem Tag
den Verdacht. Ein Zeitungsverkäufer und ein Bettler wechselten sich
offenbar bei der Beobachtung geschickt und regelmäßig ab. Baines
hatte auch eine verdunkelte Kutsche gesehen, die mindestens einmal
täglich am Haus des Dukes vorüberfuhr und für kurze Zeit davor
stehenblieb.
Wer
darin saß konnten der Captain und seine
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