Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
Avalon! Und sie dumme, impulsive Kuh, gab ihm eine
Ohrfeige, weil sie sich von seiner letzten Äußerung beleidigt
gefühlt hatte. Ravenna konnte ihr unglaubliches Glück nicht fassen.
Sie heiratete nicht nur einen der reichsten und interessantesten
Männer des Landes! Sie heiratete obendrein vor allem den Mann, den
sie von ganzem Herzen liebte. Eine Glückswelle erfasste ihr Herz und
Ravenna schaute dankend in den Himmel. Eilig kramte sie nach dem
Medaillon, das ihr Vater ihr zum Abschied geschenkt hatte. Sie
klappte es auf. Tränen des Glücks liefen ihr über die Wangen. Sie
schaute hinaus auf den blauen Londoner Himmel und flüsterte leise:
„Danke Vater!“
Etwa eine Stunde später
trat der Duke vor die Tür seines Hauses in der Regent Street und sog
tief die frische und klare Luft, des kühlen Augusttages in sich auf.
Er war noch immer wütend. Diese Frau trieb ihn noch zum Wahnsinn. So
weich und hingebungsvoll sie in seine Armen war, so störrisch und
hitzig war sie es außerhalb. Man sollte meinen jede Frau würde ein
solches Angebot – Duchess of Avalon zu werden – mit Handkuss
annehmen. Doch diese störrische Ziege ohrfeigte ihn stattdessen.
Der Duke war in Gedanken
so mit Ravenna beschäftigt, dass es ihm völlig entging, dass sein
Haus seit geraumer Zeit unter Beobachtung stand. Webbster fuhr mit
der Kutsche vor. Der Duke stieg ein und ließ sich zum Buckingham
Palace kutschieren. Bei dem Gedanken an die langen Gespräche, die
heute noch vor ihm lagen, seufzte er entnervt. Der König wollte den
Palast mit acht der neuartigen Toiletten ausstatten lassen, was
dieser Erfindung zweifelsohne einen riesigen Markterfolg bescheren
würde. Dummerweise hatte der König den Duke aber auch mit der
Projektleitung beauftragt und das passte Nicolas überhaupt nicht. Er
rätselte, wie er die Leitung geschickt an den Architekten Fielding
übertragen konnte, ohne den König zu brüskieren. Nicolas sehnte
sich zurück nach Manor Garden und die damit verbundenen Freiheiten.
Vor seinem inneren Auge tauchten plötzlich die Heißwasserquellen
von Timbergrove auf. Er sah wie eine vollbusige Wassernixe dem heißen
Wasserdampf entstieg. Als sich das Prachtweib langsam umdrehte
stellte er schmunzelnd fest, dass sie verdammt große Ähnlichkeit
mit der zukünftigen Duchess of Avalon hatte........!
Der Duke hielt Wort. Zwei
Tage später feierten sie Hochzeit. Doch was so pompös und festlich
klang war tatsächlich nur ein kleiner Anlass im Empfangssalon des
Hauses in der Regent Street. Anwesend waren genau sieben Personen:
die beiden Brautleute mit den Trauzeugen Eliza und Webbster sowie der
Geistliche und zwei seiner Lakaien. Die ganze Formalität dauerte
gerade mal eine halbe Stunde - dann war aus Ravenna Sinclair, Ravenna
Eden, Duchess of Avalon, geworden. Nüchtern, sachlich, pragmatisch.
Sie unterzeichneten verschiedene Dokumente, die der Geistliche ihnen
reichte, murmelten ein kurzes Ehegelöbnis und das war's. Ravenna
hätte sich etwas mehr Romantik oder wenigstens eine kleine
Gefühlsregung des Dukes gewünscht. Dabei hatte sich Ravenna extra
hübsch gemacht, auch wenn sie wußte, dass er sie nicht sehen
konnte. Sie trug ein cremefarbenes Seidenkleid, mit einem schönen
Spitzenausschnitt, enger Taille, schöner Bordüre über der Brust
und einem weiten Rock, der wunderbar raschelte. Voller Erstaunen
hatte sie festgestellt, dass es ihr große Freude bereitete wieder
ein Kleid tragen zu können.
Der Duke hatte eine
mitternachtsblaue Kombination gewählt. Ein dezent gemustertes Tuch,
weiße Strümpfe und schwarze Schnallenschuhe vervollständigten
seinen stattlichen Auftritt. Seine dunkelblonden Haare waren wie
immer zu einem lockeren Zopf im Nacken zusammengebunden. Er überragte
sie um Haupteslänge und stand während der ganzen Zeremonie ruhig
und gelassen neben ihr, während Ravenna bereits seit dem frühen
Morgen ihre Nerven kaum unter Kontrolle hatte. Sie konnte es noch
immer nicht fassen, dass dieser große, stattliche Mann jetzt ihr
angetrauter Ehemann war. 'Ich heirate den schönsten Mann der Welt'
dachte Ravenna stolz bei seinem Anblick und bedauerte gleichzeitig,
dass er selbst gar nicht wahrnehmen konnte, wie unglaublich gut er
aussah. 'Ich liebe ihn', jubelte sie und ihr Herz pochte wie verrückt
bei diesem Gedanken. Am liebsten hätte sie den Duke geschüttelt
oder umarmt und ihm ihre Liebe und ihr Glück ins Gesicht geschrien.
Aber er wirkte an diesem Morgen kühl und unnahbar. Ganz anders als
noch in
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