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Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Titel: Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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habe keine Ahnung, was diese bescheuerte psychohydraulische Theorie sein soll. Ehrlich gesagt, ich wusste bis eben nicht, dass es sie überhaupt gibt. Ich wusste ja nicht mal, dass es Wörter mit zwei Ypsilons gibt. Wo war ich, als wir das in Bio behandelt haben? Und wo ist mein Bio-Heft? Hier ist es auch nirgends!
    8.05 Uhr Heißt es eigentlich »Ypsilons«? Oder »Ypsilone«? Oder »Ypsila«? Und was ist eine Gackeltrappe? Ein Vogel?

    8.10 Uhr Soll ich einfach hinschreiben, dass diese Theorie längst widerlegt ist? Dunkel erinnere ich mich, dass Konrad Lorenz schon ewig tot ist. Also ist die Theorie alt und alle alten Theorien sind widerlegt. Ich könnte behaupten, dass sie von Irenäus Eibl-Eibesfeldt grundlegend auf den Kopf gestellt wurde. Von dem hat Herr Welter neulich irgendwas erzählt. Ist wohl auch ein berühmter Verhaltensforscher wie dieser Lorenz. Ich konnte mir seinen Namen merken, weil er klingt, als wäre dieser Irenäus ein Bewohner von Entenhausen. Ein Nachbar von Daniel Düsentrieb vielleicht.
    8.17 Uhr Wo war ich eben? Ach ja, die psychohydraulische Theorie und ihre Widerlegung. Ich habe das dann doch nicht hingeschrieben mit Eibl-Eibesfeldt. Ich würde ja nicht mal einen Mitleidspunkt bekommen, selbst wenn der gute Irenäus die Theorie von Konrad Lorenz wirklich widerlegt hätte. Bei HerrnWelter hat Geschwafel keine Chance. Der will eine Antwort, die genau zur Frage passt, oder gar keine.
    8.20 Uhr Ups, Herr Welter guckte eben von ferne misstrauisch auf mein Geschreibsel. Wenn er sich jetzt neben mich stellt und auf mein Blatt äugt, fliege ich auf. Ich muss hier also sofort was über Konrad Lorenz und seine Gackeltrappen schreiben, nur zur Tarnung.
    Wie wär es denn mit dieser Theorie: Der Balztanz der Gackeltrappe zählt mit hundertprozentiger Sicherheit zum Instinktverhalten, weil es bestimmt keine Tanzschulen für Gackeltrappenknaben gibt, in denen die das Balzen lernen. Wäre es nämlich so, dann wäre die Gackeltrappe mit großer Wahrscheinlichkeit längst ausgestorben. Das Risiko, dass der Gackeltrappentanzlehrer beim Gackeltrappentanzunterricht einen herannahenden Kojoten übersieht und von ihm gefressen wird, ist viel zu groß. Und wenn die jungen Gackeltrappen nach so einem sehr wahrscheinlichen Zwischenfall gackeltrappentanzlehrerlos aufwachsen müssten, könnten sie nicht balztanzen und niemals ein Weibchen erobern und es gäbe keinen Nachwuchs. Dann hätte die Evolution längst »tschüss« gesagt zur Gackeltrappe. Hat sie aber nicht. Also ist der Tanz angeboren.
    9.00 Uhr Oder ist die Gackeltrappe etwa ausgestorben??? Keine Ahnung.
    9.05 Uhr Uff. Mehr als eine Seite ist jetzt voll. Und darauf stehen ganz oft wichtige Wörter wie Gackeltrappe und Tanz und Balz. Perfekt!

    Jetzt muss ich nur noch ganz unauffällig Tom ein Zeichen geben, damit der seine Arbeit ein zweites Mal abschreibt, und zwar in meiner Schrift und mit ein paar anderen Formulierungen. Zum Glück kann der meine Klaue so perfekt kopieren, dass ich manchmal selbst denke, ich hätte geschrieben, was er mir unter die Nase hält.
    Danach muss ich diesen Zettel hier nur noch in den Tiefen meines Rucksacks verschwinden lassen, gebe den von Tom ab, und die Bio-Note ist gerettet. Mensch, wenn ich Tom nicht hätte.
    9.30 Uhr Hiiiilfe!!! Tom guckt überhaupt nicht hoch. Der ist so mit der Gackeltrappe beschäftigt, der scheint überhaupt nicht zu merken, dass es noch Menschen auf diesem Planeten gibt. Ich habe eben einen Hustenanfall simuliert, der dem Gebell eines Kojoten sehr nahe kam, aber Tom hat nicht mal mit der Wimper gezuckt. Geschweige denn hochgeguckt. Er schreibt und schreibt. Wenn es hier Kojoten gäbe, wäre Tom längst ausgestorben.
    Was mach ich nur????
    14.20 Uhr Bin wieder zu Hause. Habe aufs Mittagessen verzichtet. Kann nicht essen. Bin zu deprimiert. Ich fühle mich soooo elend.
    14.22 Uhr Seufz! Ist es nicht seltsam, dass die Menschheit keine Gesten und Verhaltensweisen für diesen elenden Zustand kennt – außer Seufzen? Ich sitze nun schon eine Stunde allein in meinem Zimmer und seufze voll Inbrunst, aber a) hört das keiner und b) lindert es mein Elend nicht.
    14.25 Uhr SMS an Dana: »Hilfe! Bin völlig am ende! Ruf mich mal an«
    14.28 Uhr SMS von Dana: »Klavierstunde!!! Dann volleyball! Wir reden später!«
    Toll!
    14.30 Uhr SMS an Tom: »Ich stärrrrrbääää!«
    14.33 Uhr SMS von Tom: »So schnell stirbt man nicht!«
    14.35 Uhr SMS an Tom: »Hatte auf edlen ritter auf weißem pferd gehofft, der

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