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Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Titel: Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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mich rettet«
    14.36 Uhr : SMS von Tom: »Der ritter muss gerade spülen und danach staubsaugen«
    Oha, Tom braucht wohl wieder mal Geld, dann hilft er nämlich immer seiner Mutter im Haushalt.
    14.45 Uhr Ich sitze immer noch rum und seufze, aber das bringt mich nicht weiter. Werde jetzt therapeutisches Schreiben versuchen und alles aufschreiben, was heute passiert ist. Vielleicht hilft mir das ja aus diesem Loch heraus.
    Wo fange ich an? Da, wo ich heute Morgen aufgehört habe, nach der Bio-Arbeit:
    Als Herr Welter sein übliches »noch fünf Minuten, noch drei, noch zwei, noch eine Minute, jetzt Stifte weg« brüllte, schmissich wie alle anderen meinen Kuli auf die Seite, stand auf, griff mir alle Arbeiten, die vor den Nebensitzern in meiner Bankreihe lagen, stauchte sie zu einem Stapel zusammen und legte meine eigene Arbeit darunter. Aber nur den Aufgabenzettel. Die beschriebenen Tagebuch-Blätter hatte ich vorher schnell unter mein Schmierpapier geschoben.
    Den offiziellen Zettelstapel brachte ich nach vorn und legte ihn aufs Lehrerpult, den Schmierstapel schob ich in meinen Rucksack.
    Ich hatte kein gutes Gefühl bei dieser Aktion, aber ich hatte keine Wahl. In meinem Blut schwappten gerade so viele Stresshormone, dass ich befürchtete, ein Teil davon könnte durch meine Tränendrüsen entweichen, wenn ich Herrn Welter mein Versagen gestehen würde. Und vorn neben dem Pult stand – Jakob. Der hatte Tafeldienst, ich musste also cool bleiben.
    Jakob sehen und cool bleiben, das ist für mich allerdings ein Widerspruch in sich. Ich kann nicht mal an ihn denken und dabei kühl und sachlich bleiben. Ja, nicht mal über ihn schreiben kann ich. Es geht einfach nicht. Hier der Beweis:
    Name: Jakob Bentheim
    Alter: 17 (Er hat nach einem Jahr in den Staaten eine Klasse wiederholt.)
    Größe: Groß. Sehr groß.
    Haarfarbe: Braun. Sehr braun.
    Stimme: Tief. Sehr tief.
    Augen: Schwarz. Kohlrabenschwarz.
    Figur: Etwa so wie Ken, der Typ von Barbie.
    L ippen: Ich darf gar nicht dran denken!
    Abenteuer-Ausstrahlung: Sein zweiter Vorname muss Adventure sein, so wie er aussieht!
    Da! Das ist der Beweis! Das ist nicht mein übliches Niveau! Wenn ich nur an Jakob denke, verwandelt sich mein Gehirn in eine geleeartige Glibbermasse und ich bringe kein zusammenhängendes Wort mehr heraus. Liebe Nachfahren, ihr müsst an dieser Stelle ohne eine Beschreibung von ihm auskommen. Denkt ihn euch einfach aus und legt eurer Fantasie keine Zügel an, dann passt das schon.
    Wo war ich? Ach ja, die Bio-Arbeit. Als ich in der Pause zum Lehrerzimmer ging, um Herrn Welter das Fehlen meiner Bio-Arbeit zu erklären, war der schon weg. Das habe ich also noch vor mir. Toll.
    Man könnte meinen, dass der Tag mit dieser missglückten Arbeit seinen Tiefpunkt erreicht hatte, aber so war es nicht. Es kam noch viel schlimmer.
    Erst wollte ich mich bei Tom über seine unterlassene Hilfeleistung beschweren, aber der war nirgends zu sehen. Danach wollte ich mich bei Dana ausweinen – auch nicht da. Und Maiken – weg. Die ganze Clique hatte sich in der Pause verkrümelt und ich stand alleine rum.
    Mensch, wegen irgendetwas müssen die stinksauer auf mich sein. Ich zermartere mir schon den ganzen Tag das Hirn, welchen Bock ich wohl geschossen habe. Ist es, weil ich Dana neulich Nacktmull genannt habe, als sie sich aus Versehen fast alle Augenbrauenhärchen ausgezupft hat? Oder haben sie sichgegen mich zusammengerottet, weil ich Maiken neulich erzählt habe, dass Hitler auch Vegetarier war? Okay, das war blöd von mir, aber sie nervt auch ganz schön rum. Immer wenn ich in mein politisch korrektes Bio-Brötchen mit Bio-Salami aus artgerechter Salami-Haltung beiße, fängt sie davon an, dass Fleischkonsum aggressiv macht. Und dann hält sie mir wieder eine neue wissenschaftliche Studie unter die Nase, die das angeblich beweist. Gibt es eigentlich auch Studien, die beweisen, dass militante Körnerfresser aggressiv machen?

    Oder habe ich Tom beleidigt, als ich sagte, er sei so verschossen in Vicky, dass es nicht zum Aushalten mit ihm sei? Na gut, genau genommen hab ich das etwas anders formuliert. Ich sagte, er würde ja sogar ihre Fürze inhalieren, wenn sie ihn ließe. Aber warum muss er sie auch dauernd verteidigen, wenn ich über sie ablästere? Er hat doch sowieso keine Chance bei ihr. Sie steht auf Jakob, und, was noch schlimmer ist, er vielleicht auf sie. Das ist Grund genug sie zu hassen, oder?
    Okay, ich sehe es selbst, ich habe in den letzten Tagen ganz

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