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Wenn alle Schranken fallen

Wenn alle Schranken fallen

Titel: Wenn alle Schranken fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Barton
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entscheidet, was für euch und mein neues Enkelkind das Beste ist.”
    Ohne ein weiteres Wort schlüpfte Gordon in seine Jacke und setzte den Stetson auf. Gütiger Gott im Himmel, wie konnte er Lydia nur so behandeln? Seine Mutter hatte recht. Nie würde Lydia ihn belügen. Doch Macies ständige Lügen und den Kummer, den er durchgemacht hatte, weil er einst jung und leichtgläubig gewesen war, hatten ihm den Blick getrübt.
    Gordon öffnete die Haustür und eilte nach draußen. Seine Mutter folgte ihm auf die Veranda. “Fahr vorsichtig bei dem Schnee.”
    Ohne die Warnung seiner Mutter zu beachten, stieg er in den Wagen und fuhr in Richtung Landstraße. Als er Lydia endlich einholte, war sie bereits auf halbem Weg in die Stadt. Sie fuhr viel zu schnell. Zweifellos in der Hast, von ihm fortzukommen. Nun, Gordon machte ihr keinen Vorwurf. Immerhin hatte er ihr einige ziemlich hässliche Dinge an den Kopf geworfen.
    Die Temperatur war scheinbar rasch gesunken, denn die Straße war spiegelglatt. Eiszapfen bildeten sich an den Bäumen und Leitplanken. Er hupte, in der Hoffnung, Lydia würde an den Rand fahren. Bei diesem Wetter sollte sie nicht unterwegs sein. Warum hatte sie ihn nicht angerufen und in die Stadt bestellt, statt einen Unfall zu riskieren?
    Als sie keine Anstalten machte anzuhalten, hupte Gordon erneut. Diesmal beschleunigte sie das Tempo. Sicher war sie verletzt und wütend, und Gordon war wahrscheinlich der letzte Mensch auf Erden, den sie sehen wollte. Aber erkannte sie nicht, dass es gefährlich war, noch schneller auf der vereisten Straße zu fahren?
    So weit es die Sicht erlaubte, blickte er den Highway hinunter. Da er kein entgegenkommendes Fahrzeug sah, gab er Gas und lenkte den Pickup auf die Gegenfahrbahn. Erneut hupte er.
    Sie drehte ihren Kopf zum Seitenfenster. Ihre Augen waren rot und verquollen, ihr Gesicht nass vor Tränen. Der Knoten in seinem Magen zog sich noch mehr zusammen. Das hast du ihr angetan, sagte er sich.
    Lydia reagierte nicht auf seine Handzeichen, daher reihte er den Laster wieder hinter ihrem BMW ein und beschloss, ihr in die Stadt zu folgen.
    Plötzlich erhöhte Lydia die Geschwindigkeit. Der BMW flog förmlich davon. Verdammt! Was versuchte sie da? Wollte sie sich umbringen? Vor Wut schäumend beschleunigte Gordon, soweit es ihm sicher erschien.
    Sekunden später beobachtete er, wie der BMW schlitterte und in einen tiefen Graben auf der anderen Straßenseite stürzte. Der Herzschlag dröhnte in seinen Ohren. Alles, woran er denken konnte, war Lydia. Er musste zu ihr.
    Schnell scherte er nach links aus. Die Reifen rutschten über dieselbe vereiste Stelle, die Lydias Wagen offenbar auch getroffen hatte. Kaum hielt der Laster auf dem Seitenstreifen, sprang Gordon auch schon heraus, rannte die steile Böschung hinab und riss die Tür des BMW auf. Den Kopf in die Hände gestützt, saß Lydia zusammengesunken über ihrem Airbag.
    “Was zum Teufel hattest du eigentlich vor?”, brüllte er.
    Lydia drehte den Kopf und sah ihn an. “Ich wollte so weit weg von dir wie nur möglich.”
    Gordon legte ihr einen Arm um den Rücken und ergriff ihre Hände, um ihr aus dem zerstörten Auto zu helfen. Trotz des bösen Blicks, den sie ihm zuwarf, akzeptierte Lydia seine Hilfe.
    “Du wirst mich in die Stadt fahren müssen.” Sobald sie auf ihren eigenen Füßen stand, riss sie sich von ihm los. “Ich bestelle dann von zu Hause aus einen Abschleppwagen.” Als er ihr die Böschung hinaufhelfen wollte, schlug sie seine Hand weg.
    Verwirrt schüttelte Gordon den Kopf und öffnete ihr die Beifahrertür seines Kleinlasters. Sie machte einen Schritt hinauf, schwankte leicht und fiel direkt in Gordons Arme. An ihren geschlossenen Augen und der flachen Atmung erkannte er, dass sie in Ohnmacht gefallen war. Schnell legte er sie auf den Sitz. “Ganz ruhig, Honey. Ich bringe dich ins Krankenhaus.” In seinem ganzen Leben hatte Gordon noch nie eine solche Angst ausgestanden wie in diesem Moment.
    Wie ein gefangenes Raubtier lief Gordon im Warteraum der Ambulanz auf und ab. Vor der automatischen Doppeltür, die auf den Parkplatz führte, blieb er stehen und sah hinaus. Eiszapfen hingen von der Dachkante, eine schimmernde Eisschicht lag auf dem schwarzen Asphalt, am Himmel hingen graue Wolken.
    In der Nacht, als Macie starb, war er durch dieselben Türen gerannt. So viel war in diesen kurzen zehn Monaten geschehen. Er hatte Lydia Reid getroffen, sie bis zum Wahnsinn begehrt, und schließlich hatte

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