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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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sie so etwas tun würden! Ich hab ihnen gesagt, dass sie blanken Irrsinn reden, dass du nicht gefährlich bist und mir nie etwas antun würdest! Ich hab ihnen gesagt, wie wichtig du mir bist – aber das ging alles glatt durch sie hindurch.
    Vor sechs Jahren bin ich zurück in meine alte Straße, hab nach dir gesucht, hab überall herumgefragt, aber niemand konnte mir irgendetwas sagen. Ich konnte ihnen ja nicht mal genau erklären, wen ich überhaupt suche! Das konnte ich nicht, weil ich es ja genau genommen selbst nicht gewusst hab! Ich kenne weder deinen Nachnamen noch deine Familie oder weiß, wo du zu Hause bist – oder warst. Warum weiß ich das alles nicht, Nick?“ Sie beendete ihre Wörterflut mit einem verzweifelten und flehentlichen Tonfall, der ihre innere Aufgewühltheit widerspiegelte.
    Nikolaj sah sie mit einem durchdringendem Blick an, ehe er zögernd, so, als würde er jedes Wort genau abwägen, erwiderte: „Ich war nicht mehr dort. Unmittelbar nachdem deine Eltern mit dir verschwunden sind und klar war, dass du nicht wiederkommst, hab auch ich die Stadt hinter mir gelassen. Was hätte mich noch dort halten sollen?“ Es war eine rhetorische Frage, die durch seinen eigenen ernsten und durchdringenden Tonfall beantwortet wurde.
    Sie sah ihn mit leicht geöffnetem Mund an.
    „Mir war sehr wohl bewusst, dass du einiges von mir nicht gewusst hast, denn schließlich war ich derjenige, der dir … gewollt nichts davon erzählt hat. Alles, was … von Bedeutung war, das wusstest du.“
    Sie atmete tief und ließ die Worte in sich aufgehen. „Was … soll das heißen …? Du hast mir absichtlich nichts davon erzählt? Was heißt, du hast mir alles erzählt, was von Bedeutung war? Wer deine Familie ist, wo du lebst, wer du bist … das ist nicht wichtig?“ Sie rang um Gewalt über ihre Gedanken und ihre Stimme. Das hier war ein Tropfen mehr, in dem sowieso schon übervollen und aufgewühlten Gewässer ihres Geistes.
    Er fixierte sie abermals voller Intensität, dann sagte er bestimmend: „Ich glaube, du solltest dich jetzt wirklich etwas hinlegen. Du brauchst Ruhe. Du brauchst …“
    Sie sprang energisch von der Couch auf, schrie lauter als beabsichtigt und mit überspitztem Timbre in der Stimme: „Ich will mich jetzt nicht hinlegen, Nick! Ich will eine Antwort! Ich will verstehen, warum meine Eltern das gemacht haben! Ich will, dass es niemals passiert ist! Ich will wissen, warum du etwas vor mir verheimlicht hast! Ich will Antworten! Ich will die Wahrheit!“ In ihr wirbelte ein Orkan aus Taubheit, Verwirrung und Hysterie, dessen sie nicht Herrin war.
    Er griff sie am Arm und zog sie zurück aufs Sofa an seine Brust. Beruhigend flüsterte er in ihr Ohr: „Sch-sch-sch … alles ist gut … es ist gut. Beruhig dich. Ich werde alle Fragen beantworten, die du hast, und auf die ich antworten kann. Das verspreche ich dir.“
    Immer noch aufgebracht drückte sie sich ein Stück von ihm weg. „Du hast mir damals die Wahrheit vorenthalten. Warum?“
    Als er antwortete, lag ein müder und zermürbter Ausdruck in seinen Augen. „Ich weiß, dass ich das getan hab … Ich wollte nicht, dass sich die Wahrheit irgendwie zwischen uns drängen könnte. Aber von nun an, werde ich ehrlich und offen dir gegenüber sein. Keine Geheimnisse mehr.“
    Sie registrierte, dass etwas in ihm tobte und fragte etwas sanfter: „Und warum? Was ist jetzt anders als früher? Gibt es nun keinen Grund mehr … die Wahrheit zu verbergen?“
    Hohl lächelnd und mit einem Hauch von Zynismus erwiderte er: „Nichts ist anders. Nichts hat sich verändert. Wenn überhaupt, ist alles noch verworrener und schlimmer geworden, als es früher der Fall gewesen ist. Aber ich will dir nichts mehr verschweigen … oder dich belügen. Die Wahrheit ist womöglich das Einzige, was ich dir geben kann. Alles andere liegt nicht wirklich in meinen Händen. Also will ich dir zumindest das geben, was ich zu geben habe.“
    Er hielt einen Augenblick lang inne, sagte dann bittend: „Tu mir nur einen Gefallen. Denk gut darüber nach, ob du die Wahrheit wirklich wissen möchtest. Einmal ausgesprochen ist sie nicht mehr zu widerrufen … oder zu vergessen.“
    Sie sah ihn noch einen Augenblick lang nachdenklich an, ehe sie sich erneut an seine Brust schmiegte.
    Als sich ihre Atmung wieder etwas beruhig hatte, hauchte er in ihr Ohr: „Ich werde dir alle Antworten geben, die du haben möchtest. Aber das muss

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