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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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hat. Außerdem sind sie durchnässt, es regnet immer wieder, die Temperatur liegt bei etwa fünf Grad, und sie könnten allesamt hier draußen sterben, wenn sie nicht bald einen Unterschlupf finden und ein Feuer machen. Aber ein Feuer ist riskant. Was sie brauchen, ist Wilson und das Boot mit voll aufgedrehter Kajütenheizung, trockenen Sachen und einer heißen Nudelsuppe oder einem Kaffee – irgendwas, was die Kälte vertreibt.
    »Dave. Dave .« Jemand ruft ihn im Dunkeln, ein schwebendes Gesicht, das vom Widerschein der fernen Lichter, der unter den Wolken vom Festland herübersickert, ganz schwach erleuchtet wird, und er stapft aus der Brandung, die zischend seine Knöchel umspült, und sieht, dass es Josh ist. »Hör mal, Dave« – Josh zittert so sehr, dass er die Worte kaum herausbringt –, »wir müssen ein Feuer machen, uns ist eiskalt.«
    »Nein«, sagt er, und ihm ist ebenfalls eiskalt, »zu gefährlich.«
    »Tja, gefährlich oder nicht – die Frauen sammeln jedenfalls Treibholz, und Suzanne hat Streichhölzer, die man überall anzünden kann, in einem Plastikdöschen, damit sie nicht feucht werden. Wir wollen ein Feuer machen, ein großes Feuer. Ein Signal für Wilson.« Er hält inne, niest und führt eine körperlose Hand zum Gesicht. »Wo ist der überhaupt?«
    »Warte. Ein paar Minuten. Er wird schon kommen.«
    »Und dann?«
    »Dann gehen wir an Bord, ziehen uns was Trockenes an und setzen uns an die Heizung, damit uns warm wird.«
    »Was ist mit Kelly?«
    »Wir nehmen sie mit.«
    Joshs Stimme ist hart, wütend und kurz davor zu brechen. »Ihr wird nicht warm werden. Nie mehr.«
    Er braucht seine ganze Kraft, sich im Zaum zu halten, seine Emotionen niederzukämpfen, sich zu beherrschen, denn er ist derjenige, der bis zum Hals in der Scheiße steckt und den sie sich greifen werden, und er überlegt seit einer Stunde, was er tun soll. Er könnte sagen, dass sie vom Boot gefallen ist, aber er hat auch schon mal CSI gesehen: Sie werden in ihrer Lunge nicht Salz-, sondern Süßwasser finden. Vielleicht waren sie auf West-Anacapa wandern, und sie ist ausgerutscht und in eine Pfütze gefallen, eine große Pfütze, eigentlich schon eher ein Teich, und bevor sie ihr zu Hilfe kommen konnten … Aber was ist mit Toni Walsh? Sie wird sich nicht für ihn aus dem Fenster hängen. Toni Walsh hat ihre Story, und darin wird zweifellos stehen, dass er an allem schuld ist. Unverantwortlich. Widerrechtlich. Leichtsinnig. Eine junge Frau tot, und wofür? Schließlich sagt er: »Das ist nicht zu ändern. So was« – er weiß, wie falsch das klingt – »kann eben passieren.«
    »So was kann passieren? Wir sprechen von Kelly. Kelly ist tot, kapierst du das nicht?« Irgendwo in der Dunkelheit sammeln die anderen Treibholz, ihre Stimmen sind halblaut, ihre Schritte zischen auf dem Kiesstrand. Die Wellen brechen sich und weichen wieder zurück. Es riecht nach Moder. »Wir müssen die Polizei rufen«, sagt Josh. Seine Stimme klingt dünn und gepresst, als würde er gewürgt. »Wir müssen das melden. Sie werden kommen und … sich um den Leichnam kümmern. Ich meine, wir müssen ihnen per Funk Bescheid sagen, wenn wir auf dem Boot sind.«
    Dave gibt keine Antwort. Und er macht keine Einwände, als es Suzanne mit ihren Streichhölzern, etwas Zeitungspapier, das sie in einer Plastiktüte trocken gehalten hat, und heftigem, konzentriertem Blasen und Fächeln gelingt, aus einem schwachen, tastenden Flämmchen eine Flamme und dann ein prasselndes Feuer zu machen, das alles verzehrt, was sie hineinwerfen, sei es nun trocken oder nass. Er steht mit den anderen davor, so dicht wie möglich, er schlägt die Arme um die Brust und dreht sich langsam, um zu trocknen. Wärme ist das einzige, was zählt. Und als Wilson dann auftaucht, als das leise Brummen des Motors über dem Klatschen und Rauschen der Wellen erklingt und die Positionslichter im Dunkel erscheinen, ist er nicht mal der erste, der es merkt. Es ist Cammy, die ruft: »Da ist er! Wilson ist da!«
    Alle rennen zum Wasser und sehen, wie die Lichter langsam näher kommen. Sie hören das dünne metallische Klirren der Ankerkette, das gedämpfte »Plunk« des Ankers und dann, etwas später, das leise Klatschen, mit dem das Schlauchboot auf dem Wasser aufsetzt. Vor ihrem geistigen Auge sehen sie, wie Wilson – der ahnungslose, glückliche Wilson – hineinsteigt, wie er gleich die Starterschnur ziehen wird, um sie zu holen, in Decken zu wickeln und heimzubringen, als von der

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