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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Nacken und schreit. Alle Frustration, die ganze Misere, der ganze Horror des Tages brechen in einer langen Salve von Wut und Hilflosigkeit aus ihr heraus. »Verstehen Sie denn nicht? Es hat einen Unfall gegeben!« schreit sie, die Schultern gerundet unter der schweren Last, alle Gesichtsmuskeln angespannt, so dass es aussieht, als trüge sie eine Latexmaske. »Eine Frau ist verletzt, sie … sie …«
    »Sie ist tot«, sagt Toni Walsh, die Zigarette im Mund, in das Durcheinander. Sie ist leise aufgestanden und steht jetzt, die Schultern noch immer nach vorn gebeugt, neben Dave. Lachsfarbenes Haar klebt in Strähnen knapp über dem Pflaster gegen Seekrankheit an der Seite ihres Halses. Sie wirft ihm einen ungeduldigen Blick zu – schlimmer: einen Blick voller Hass und Verderben – und wendet sich dann an Alma. »Was Sie brauchen, ist ein Gerichtsmediziner.«
    Die Nacht ist wie die erste, die sich je über die Insel gesenkt hat: reglos, alles verhüllend, still bis auf das regelmäßige Donnern der Brandung. Der Himmel ist nah und verströmt lebenspendende, lebenserhaltende Feuchtigkeit. Eine Nacht im Freien. Eine besondere Nacht. Eine Nacht auf der Insel. Alle haben einen Blick auf die leblose, in den Poncho gewickelte Gestalt geworfen, die aussieht wie eine Insektenlarve in ihrer Hülle, eine Larve, die nie schlüpfen wird, der Tod, der gekommen ist, um unter ihnen zu sein und sie verstummen zu lassen. Wilson lässt eine Thermosflasche mit heißem, zu süßem Kaffee herumgehen, das Funkgerät, das der bullige Mann sich an den Mund hält, knarzt und krächzt, Menschen entfernen sich ins Dunkel und kehren mit Treibholzstücken zurück, die sie ins Feuer werfen. Zehn Minuten sind vergangen. Die Jäger haben – geradezu menschlich – Müsliriegel und Trockenfleisch mit Cammy und Suzanne geteilt, die am Feuer stehen, wo ihre Kaumuskeln trotz des Schocks und der Trauer gierig arbeiten, und als Alma und der große Mann mit dem Funkgerät beiseite gehen, winkt Dave Wilson und Josh zur anderen Seite des Feuers, außer Hörweite. Sein Kopf hat die ganze Zeit wie verrückt gearbeitet – er hat die Wut, die unbändige Wut beherrscht, um diesen Augenblick zu nutzen, den Augenblick der Entscheidung, des Abhauens, des Von-hier-Verschwindens, bevor die verdammte Küstenwache da ist, und scheiß auf die Konsequenzen.
    »Ist mir egal«, sagt er und spuckt die Worte regelrecht aus, »sollen sie mich doch erschießen. Aber das werden sie nicht wagen. Ich sag euch, die haben uns gar nichts zu befehlen.« Er tritt wütend in den Sand. »Das ist Freiheitsberaubung. Wisst ihr, was ein Gericht mit diesen Clowns machen würde?«
    Wilson hat plötzlich einen ganz leisen mexikanischen Akzent. »Aber es sieht schlecht aus. Ich meine, wer hätte das gedacht? Diese … Kelly, stimmt’s? Die mit dem PETA-Abzeichen?«
    »Ja, echt scheiße«, sagt Dave und starrt ins Dunkel. »Nein, schlimmer. Eine Katastrophe. Eine Tragödie. Das nimmt uns alle ganz schön mit, nicht? Aber es ist unser Problem, stimmt’s, Josh? Gibst du mir recht? Und wir müssen damit klarkommen. Es war ein Unfall. Wir sind gewandert, und dann ist dieser Unfall passiert.«
    Josh sagt nichts. Aber er steht da, kompakt, mit schimmerndem Haar, das Gesicht weich und buttrig im Widerschein des Feuers, ein harter Bursche, der jetzt nicht mehr so hart ist. Die Frage ist, ob man auf ihn zählen kann.
    »Wisst ihr, was wir machen? Wir bringen Kelly ins Cottage Hospital. Sie ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, niemand war schuld. Und was wir heute hier draußen gemacht haben, geht keinen was an, habe ich recht?«
    Das Feuer knackt und zischt. Ein stinkender Rauchschwall treibt ihnen ins Gesicht, fährt zurück und wird von der Brise davongeweht. Nach einer Weile sagt Wilson leise: »Ich bin deiner Meinung. Wir brauchen uns von diesen pendejos nichts anzuhören. Ich meine, wer sind die schon?«
    »Genau.«
    Er, Wilson und Josh setzen sich auf der windabgewandten Seite des Feuers in Bewegung und gehen das kurze Stück über den Strand dorthin, wo der in einen dunklen Poncho gewickelte Leichnam liegt. Sie heben ihn hoch, Dave vorn, Josh in der Mitte, Wilson hinten. Das Gewicht ist erstaunlich, verdichtet, gewaltig, aber sie schaffen es tatsächlich bis zum Schlauchboot, bevor einer der Jäger ruft: »He, was macht ihr da?« und alle wieder angerannt kommen, sogar die Hunde.
    Seine nassen Stiefel sind plötzlich noch nasser, die Socken saugen sich voll, Meerwasser schäumt um seine

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