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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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bitten, aber sie wird noch nicht sagen, dass sie einen Termin bei einem Arzt oder bei der Beraterin will, mit der Tim und sie damals gesprochen haben, nur eine Wegbeschreibung, das ist alles –, als eine Frau in einem winzigen silberfarbenen Wagen, der wie ein Fön aussieht, direkt vor Alma langsam aus einer Einfahrt auf die Straße fährt und sie zusehen muss, wie ihr Wagen ganz zart, fast liebevoll gegen den Wagen der anderen rollt, Stoßstange gegen Stoßstange, so sacht wie zwei Billardkugeln, die einander mitten auf dem grünen Filz des Tisches küssen.
    Hinter ihr erneut ein Hupen, ein erschrockenes Bremsenquietschen. Alma sieht das Gesicht der Frau, einer Frau, die nicht viel anders ist als sie selbst, einer Frau in den Dreißigern auf dem Weg zur Arbeit, das Haar gebürstet, mit frischem Augen-Make-up. Für einen Moment mustern sie einander, die Miene der Frau spiegelt in rascher Folge verschiedene Gefühle wider, von Erschrecken über Verlegenheit, Verärgerung und Wut zu Resignation, und dann öffnen sie gleichzeitig die Fahrertüren und steigen aus. Erst da bemerkt Alma die beiden Kinder auf dem Rücksitz des anderen Wagens, zwei kleine Mädchen in Schuluniformen, die angeschnallt sind und die Hälse recken, um zu sehen, was eigentlich passiert ist.
    Die Anubis mit Heimathafen Santa Barbara, ein Zwölf-Meter-Kabinenkreuzer mit Glasfiberrumpf und zwei Volvo-Dieselmotoren, die sie bei ruhiger See auf gut achtzig Stundenkilometer beschleunigten, wurde 2005 direkt ab Werft von einem Ehepaar aus Santa Barbara gekauft, das sich verbessern wollte. Todd und Laurie Gilfoy, beide Ende Zwanzig, waren erfahrene Skipper – von Kindesbeinen an hatte Todd die Sommerferien auf der Dreamweaver , dem Boot seines Vaters, verbracht. Todd und Laurie hatten nach ihrem Studium an der UCSB geheiratet – Laurie war Grundschullehrerin und unterrichtete die zweite Klasse an einer Privatschule in Hope Ranch, während Todd, der einen Abschluss in Betriebswirtschaft hatte, zusammen mit seinem Vater die örtliche GMC-Niederlassung leitete. Sie hatten keine Kinder und verbrachten die Wochenenden gern auf dem Wasser, oft in Gesellschaft anderer junger Paare. Eines ihrer Lieblingsziele war Santa Cruz, insbesondere die Südküste der Insel, wo es wenige andere Boote gab, die die Aussicht verdarben. Beide tranken gern. Und wenn sie tranken, wetteiferten sie um die Aufmerksamkeit ihrer Gäste, was diesen mitunter unbehaglich war, besonders wenn sie sich auf einem Boot mitten auf dem Kanal befanden und es kein Entkommen gab.
    An einem klaren Samstag im September, knapp einen Monat nachdem sie das Boot gekauft und auf den Namen Anubis getauft hatten (das war Lauries Idee gewesen, die sich für ägyptische Mythologie interessierte und eines Tages die großen Pyramiden am Nil besuchen wollte), luden sie zwei andere Paare zu einem Wochenendausflug nach Coches Prietos ein. Mit Jonas und Sylvie Ryerson waren sie seit dem Grundstudium befreundet; Ed und Lucinda Cherwin waren neue Bekannte, zehn Jahre älter und Nachbarn von Jonas und Sylvie. Man traf sich um zehn Uhr am Yachthafen, das Wetter war ideal: Temperaturen um fünfundzwanzig Grad, schwacher bis mäßiger ablandiger Wind und leicht bewegte See. Laurie erwartete sie in einem mit einem Leopardenmuster bedruckten Bikini und rosaroten Crocs am Tor, um sie zum Boot zu führen, wo Todd, der nur Cargoshorts trug, bereits einen Krug Margaritas gemixt hatte. »Na, ihr Landratten?« rief er. »Ich dachte schon, ihr würdet gar nicht mehr kommen. Na los, worauf wartet ihr, an Bord mit euch.«
    Noch bevor sie aus dem Hafen waren, schenkte Todd die zweite Runde aus, und als Lucinda Cherwin lächelnd ablehnte und darauf hinwies, es sei ja erst Viertel nach zehn und sie hätten noch den ganzen Tag – und den Abend – vor sich, verdüsterte sich seine Miene. »Waschlappen«, knurrte er. Und dann, an alle: »Alle Waschlappen und Landratten unter Deck! Stimmt’s?« Er lächelte verkniffen und stieß Jonas an. »Hab ich recht?«
    Was kann man jemandem nachsehen und was nicht? Sie waren noch keine acht Kilometer gefahren, da waren alle vier Gäste in die Kajüte gegangen, während Todd und Laurie oben waren, im Cockpit, in der prallen Sonne (Hardtop und Seitenverkleidung waren abgenommen und verstaut worden), und sich über irgend etwas stritten. Laut. Heftig. Plötzlich ertönte ein dumpfer Schlag, und dann kam Laurie, deren Mundwinkel blutete, die Treppe herunter. Sie weinte – das jedenfalls

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