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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Überlegenheit ihren Wein tranken. Waschbären, na klar. Was habt ihr beiden eigentlich geraucht? Obwohl sie sich so schwer fühlte wie Konishiki, der gefeierte Sumo-Ringer – oder vielmehr wie Konishiki und sein Bruder –, war Alma bei Tagesanbruch auf den Beinen und ging über den steinigen Vorplatz zum Kompostcontainer, hinter dem sie die Falle aufgestellt hatten. Es war ganz still, die Vögel schliefen noch halb, der Himmel im Westen war in Dunkelheit gehüllt und gesprenkelt mit Sternen. Als sie noch fünf Meter entfernt war, sah sie, dass sich in der Falle etwas bewegte, ein Tier, ein Säugetier mit einem dichten Pelz. Und als sie vor dem Kasten stand und von oben hineinspähte, drehte das Tier Kopf und Schultern und starrte sie mit harten, braunen, in eine schwarze Räubermaske eingebetteten Augen an.
    Frazier wollte es töten. »Ich warne euch«, sagte er und wirkte riesig in den Boxershorts und dem T-Shirt, das er zum Schlafen anzog: so viel Haut und die plumpen nackten Füße, deren Zehen sich in die Erde gruben, »wenn ihr diese Viecher laufenlasst, überrennen sie euch. Ich hab das mit unzähligen Tierarten auf unzähligen Inseln erlebt. Und das hier sind Allesfresser. Die werden sich ungünstig auf die Füchse auswirken, für deren Schutz ihr gerade – und seht mich dabei nicht an – sieben Millionen Dollar ausgegeben habt.«
    »Und wenn es nun auf einem Stück Treibholz hergekommen ist?« sagte Alma und starrte in den Käfig, während die anderen mit verschlafenen Augen und zerzaustem Haar hereindrängten und in ihre Kleider stiegen. »Bei einem der Winterstürme vielleicht. Aus den Canyons auf dem Festland ist eine Menge Zeug ins Meer gespült worden – es könnte sein, dass wir hier ein kleines Wunder vor uns haben. Einen ersten Kolonisten.«
    »Dann nimm ihn mit. Mach eine Blutprobe. Einen DNA-Test«, sagte Annabelle.
    »Der kann nicht schon die ganze Zeit hiergewesen sein«, warf Frazier ein. Ungeduld zeichnete sich auf seinem Gesicht ab; er sah aus wie einer, der einen Bus nicht verpassen will. »Die Insel ist eingehend untersucht worden, und wir haben sie kreuz und quer durchkämmt, um die Schweine –«
    »Aber sie sind nachtaktiv«, konterte Alma. »Tagsüber verstecken sie sich in einem Erdbau oder einem hohlen Baum, also könnte es sein, dass wir den hier übersehen haben. Aber wissen wir überhaupt, wie lange er schon hier ist? Nein. Bestimmt noch nicht sehr lange. Ich sage euch noch einmal, wir haben es hier wahrscheinlich – ich meine, möglicherweise – mit dem ersten natürlichen Transfer seit sechzehntausend Jahren zu tun.«
    »Und wenn ihn einer hergebracht hat?«
    »Wer?«
    »Als Witz.«
    Sie sah ihn verständnislos an. »Wer sollte denn als Witz einen Waschbären fangen und hierherbringen? Was für ein Witz sollte das sein? Es wäre doch vollkommen sinnlos. Nein, dieses Tier ist auf demselben Weg hergekommen wie die Skunks und die Füchse und die Mäuse und die Eidechsen und der ganze Rest, und unsere Pflicht besteht ganz klar darin, uns nicht einzumischen. Wir können es markieren. Ihm ein Halsband anlegen. Aber die Natur muss ihren Lauf nehmen.« Sie sah die anderen an, ihr beinahe bittender Blick ging von einem Gesicht zum nächsten. »Das ist es doch, was wir wollen, oder?«
    Schließlich, nachdem sie das Tier drei Tage lang in einem Käfig im Windschatten der Field Station gehalten und sich per Funk mit Freeman Lorber, Annabelles Boss bei TNC und einem halben Dutzend Wildbiologen beraten hatten, betäubten sie es, wogen und vermaßen es und nahmen zwei Blutproben für einen Vergleich mit Festlandpopulationen. In der dritten Nacht wurde die Tür des Käfigs irgendwie geöffnet – Waschbären sind sehr geschickt, sehr intelligent –, und das Tier war fort.
    Als das Boot am Steg von Scorpion Bay anlegt, schläft Beverly wieder und wacht glücklicherweise auch nicht auf, als Alma sie in die Trage steckt und den Reißverschluss schließt. Annabelle – die sie noch nie so fürsorglich erlebt hat – hält die Trage, so dass Alma mit den Armen durch die Gurte schlüpfen und das Gewicht gleichmäßig auf die Schultern verteilen kann, und dann gehen sie an Deck und stellen sich in der Schlange der Menschen an, die die Leiter zum Steg hinaufklettern wollen, während der Kapitän der Islander in einem aus langer Erfahrung geborenen Manöver die Motoren auf minimaler Kraft laufen lässt, so dass der Bug des Boots am Steg anliegt. Bei bewegter See ist es gar nicht so leicht, die

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