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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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nachzudenken ruft er ihren Namen und ist selbst überrascht, wie laut seine Stimme ist. Alle Gäste – es müssen etwa dreißig sein, die Hälfte kennt er vom Sehen, die anderen nicht – blicken auf, als hießen sie allesamt Marta. Und was denkt er? Er denkt: Leckt mich doch alle. Er denkt, dass er sich wohl ein anderes Scheißcafé wird suchen müssen, wo man den Unterschied zwischen –
    Und da kommt sie, das Gesicht zusammengezogen um einen Mund, der zwischen den feisten Wangen zur Größe eines Schlüssellochs geschrumpft ist, sie kommt so rasch, wie ihre zu kleinen Füße sie tragen können, und versucht, einen beflissenen Eindruck zu machen. »Ist alles in Ordnung?« fragt sie, noch bevor sie überhaupt an seinem Tisch ist, damit alle hören können, dass sie ihre Arbeit gut macht, sogar Ricardo, der Koch, der, eine Zigarette in der einen und den Pfannenwender in der anderen Hand, hinter dem Grill steht und ihn unter düster gerunzelter Stirn ansieht.
    »Nein«, sagt er, noch immer zu laut, und noch immer sehen alle anderen ihn an, weil sie nichts weiter sind als ein Haufen armseliger hängeärschiger Gaffer, die nichts anderes zu tun haben, und scheiß auf sie. Ja, wirklich, scheiß auf sie . »Nein, es ist nicht alles in Ordnung. Ich komme jeden Tag hierher, stimmt’s? Und ihr wisst noch immer nicht, was ›beidseitig gebraten‹ heißt? Verdammt, wenn ich flüssiges Eigelb will, bestelle ich mein Ei doch nicht beidseitig gebraten!«
    Sie greift bereits nach dem Teller, entschuldigt sich – »Tut mir leid, Sir, ich sage dem Koch Bescheid« und all die anderen beschwichtigenden kleinen Sätze, die sie hundertmal am Tag sagt, denn der Koch ist ein Idiot, und sie als unfähig zu bezeichnen wäre ein Kompliment –, aber er kann einfach nicht aufhören und knurrt – und warum knurrt er eigentlich? –: »Nehmen Sie’s mit und machen Sie’s entweder richtig oder gar nicht.« Und dann, zu den sich entfernenden Zwillingshügeln ihres Hinterns: »Und der Toast ist kein Toast, sondern Zwieback, und Zwieback habe ich nicht bestellt. Ich will Toast.« Sie ist jetzt an der Schwingtür zur Küche und leert seinen Teller mit großer Gebärde in den Mülleimer, während Ricardo eine aztekisch ausdruckslose Miene aufsetzt und alle anderen Anwesenden so tun, als würden sie ihre Unterhaltungen dort fortsetzen, wo sie unterbrochen wurden. Er muss einfach noch etwas sagen. Seine Stimme ist jetzt leiser, die Wut ist verraucht, aber die Glut ist noch heiß. »Ganz normaler Toast. Ist das vielleicht zuviel verlangt?«
    Nach dem Frühstück geht er hinaus in den Regen. Vor seinem geistigen Auge sieht er den Regenschirm zu Hause am Türpfosten lehnen, aber das ist kein Problem, denn die Feuchtigkeit tut seinen Dreads gut, gibt ihnen Spannkraft und Volumen, besonders an den Wurzeln auf dem Schädel, wo er beim Blick in den Spiegel in letzter Zeit etwas zuviel Kopfhaut gesehen hat, und außerdem ist das gar kein echter Regen, sondern mehr ein Nieseln. Vor dem Diner bleibt er einen Augenblick stehen, um die Zeitung unter den Arm zu klemmen und den Kragen seiner schwarzen Nylonjacke aufzustellen, und mit einemmal fühlt er sich befangen, als wäre ein aufgestellter Kragen eine Affektiertheit aus dunkler Vorzeit, einem Clash-Konzert im Hollywood Bowl etwa. Und vermutlich ist er das auch. Er blickt auf und bemerkt, dass ihn irgendein Typ mit Halbglatze durch das regenschlierige Fenster verstohlen ansieht, aber die Vorstellung ist vorüber, und er wird sich nicht mehr über flüssiges Eigelb oder diesen Idioten oder irgend etwas anderes aufregen. Ja, er hat seine Tablette gegen Bluthochdruck genommen, die andere dagegen nicht – dieses Zeug wird er nie nehmen, dieses Xanax, das Dr. Reiser ihm als Mittel gegen die Wutanfälle aufgeschwatzt hat, die ihn unvermittelt überkommen, unerklärlich wie eine Monsterwelle bei ruhiger See, und eigentlich ist es nicht so sehr Wut, die ihn packt, als vielmehr eine Erbitterung über die Menschen und den Umstand, dass sie imstande sind, praktisch alles auf vielfältigste Art und Weise zu zerstören, und es, wenn sich die Gelegenheit bietet, auch tatsächlich tun, immer und immer wieder.
    Der Wagen steht zwei Blocks entfernt. Er geht an einer sanft geneigten, von Parkuhren und schlampig geparkten Volvos und Toyotas gesäumten Straße entlang – gemischte Bebauung, Wohn- und Geschäftshäuser nebeneinander, Bäume, hier und da ein Vorgarten – und biegt an einer Ecke ab. Er schreitet jetzt aus in

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