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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Befriedigung, die Alma empfindet, löst die Spannung, die sich in ihrem Bauch aufgebaut hat und bis in die Fingerspitzen ausstrahlt, so dass sie kribbeln, als wären sie erfroren –, »unsere Biologen haben eine repräsentative Population eingefangen, damit sie sich in Gefangenschaft vermehren und nach der Beseitigung der Ratten ausgesetzt werden können. Wir rechnen damit, dass der Bestand sich sehr schnell erholen wird, sobald keine Konkurrenz mit den Ratten mehr besteht.«
    »Und die Vögel? Was ist mit den Vögeln? Es werden doch auch jede Menge Vögel sterben, oder etwa nicht?« Ein Mann zu ihrer Linken – ein Verbündeter von LaJoy? – ist aufgesprungen. Sie kennt ihn nicht, sieht einen Spitzbart, einen funkelnden goldenen Ohrring, die blauen, unverwandt starrenden Augen des Fanatikers, und will ihn im ersten Moment einfach ignorieren, entscheidet sich jedoch sogleich anders: Wenn sie ihm nicht antwortet, wird es so aussehen, als wollte sie der Frage ausweichen.
    »Die Köder sind leuchtendblau eingefärbt und haben somit keinerlei Ähnlichkeit mit irgend etwas, was ein Vogel fressen würde. Und wir wollen diese Aktion bald, im Winter, durchführen, wenn sich weniger Vögel auf der Insel aufhalten.« Sie hebt beschwichtigend die Hand und lässt sie wieder sinken. »Wir glauben, dass die Kollateralschäden sehr klein sein werden.«
    »Klein?« Schon wieder Dave LaJoy, der abermals aufgesprungen ist. »Der Tod auch nur eines einzigen Tiers – einer einzigen Ratte – ist unmenschlich, ungerecht und nicht hinnehmbar. Warum erzählen Sie uns nicht – Dr. Takesue –, was dieses Mittel mit einem Tier anrichtet, das das Pech hatte, etwas davon zu fressen, ganz gleich, ob es eine Ratte oder eines von Ihren kostbaren Vögelchen ist? Na? Warum erzählen Sie uns nicht davon?«
    Sie sieht, dass Frieda auf ihrem Platz in der ersten Reihe hin und her rutscht. Frieda, der Wachhund. Sie reckt den Hals, und ihre Brille blitzt streitlustig. Und wo ist Bill Braithwaite – sollte er nicht als Ordner bereitstehen? Und Tim? Wo ist Tim?
    »Das Mittel wirkt schnell und schmerzlos«, hört sie sich sagen.
    »Noch mehr Doppelsprech.« LaJoy fährt herum und will die Menge aufstacheln, er fuchtelt mit den Armen, und die Dreadlocks hüpfen, wenn er den Kopf auf dem kräftigen Hals dreht. »Tatsache ist, dass dieses Gift – denn das ist es ja schließlich, also warum nennen Sie’s nicht auch so? –, dass dieses Gift einen langsamen Tod durch innere Blutungen bewirkt, und das kann zwischen drei und zehn Tage dauern. Zehn Tage! Und das nennen Sie schnell und schmerzlos?«
    Ein Raunen geht durch den Saal. Stühle quietschen. Entrüstetes Gemurmel erhebt sich. Das Publikum entgleitet ihr.
    »Hören Sie, Mr. LaJoy«, sagt sie, und ihre Stimme ist so scharf wie die Pfeilspitzen in dem Hinterzimmer, die sie am liebsten auf ihn abschießen würde: einfach den Bogen spannen, zielen und den Pfeil loslassen, »ich werde hier nicht mit Ihnen diskutieren –«
    »Wo denn dann? Na los, sagen Sie’s. Ich werde dasein. Dann kommt vielleicht die Wahrheit ans Licht: dass Sie und Ihre sogenannten Wissenschaftler –«
    »Ehrlich gesagt: nirgends. Sie haben Ihre Meinung bereits dargelegt. Danke. Jetzt … ja, Sie dort hinten, der Herr mit dem karierten Hemd.«
    Aber LaJoy gibt nicht auf, ebensowenig wie er in der Woche zuvor in Ventura aufgegeben hat, wo er Flüche und Drohungen ausgestoßen hat und man ihn hinauswerfen musste. »Nazis, ihr seid Nazis! Alles umbringen – das ist eure Lösung. Töten, töten, töten!«
    Plötzlich steht Frieda neben ihr und hebt das Mikrofon an ihr empörtes Gesicht. »Das reicht jetzt. Wenn Sie sich nicht an die Regeln der Höflichkeit halten können –«
    Er fällt ihr ins Wort: »Wie können Sie von den Regeln der Höflichkeit sprechen, wenn unschuldige Tiere zu Tode gefoltert werden sollen? Höflich? Ich werde erst wieder höflich sein, wenn das Schlachten vorbei ist, und keine Minute früher. Diese Ratten –«
    Alma spürt, wie ihr das Herz sinkt. Sie steht an Friedas Seite, fühlt sich hilflos und ausgesetzt und versucht, die Schultern nicht hängen zu lassen. Sie hat das Mikrofon, ihr Zepter, ebenso verloren wie das Publikum. Frieda späht zum Ende des Saals und ruft: »Bill. Guillermo. Würden Sie diesen Herrn bitte aus dem Saal begleiten?«
    Und da kommen sie, Bill Braithwaite mit seinen vierzig Kilo Übergewicht und Guillermo Díaz, der Techniker, mit gesenktem Kopf und hundert Pfund leichter. Sie gehen

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