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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Mittagessen.
    Ihr Anblick – leuchtende Haut, schwere, nicht ganz gleich große Brüste – erregt ihn, und wer würde es ihm verdenken? Um auf den Anblick der praktisch nackten Anise nicht zu reagieren, müsste er schon im Koma liegen. Und das Gute ist: Sie haben den ganzen Tag und die ganze Nacht und morgen noch einmal den ganzen Tag und die ganze Nacht. Kein Grund zur Eile. »Schön«, sagt er – es ist das Adjektiv des Tages –, als sie ihm den Teller reicht und sich über ihn beugt, um ihm nachzuschenken, und er denkt an die Frauenzeitschriften, die sie herumliegen lässt, auf dem Cover ein aufgebrezeltes Model in einem Strahlenkranz von Themen, so dass es aussieht, als wäre es die vielarmige Göttin Kali: Die Liebesgeheimnisse der Stars; Wie Sie Ihren Partner erotisch befriedigen (mit Garantie!); 63 Tricks, wie Sie ihm Lust machen . Als wäre das so schwer. Du brauchst dich nur auszuziehen, Baby, und wenn er nicht tot ist, kommt er in Schwung.
    Es gibt also einen hübschen kleinen Kitzel. Er hat einen Ständer, während er sein Sandwich isst, an seiner zweiten Margarita nippt, die Wellen betrachtet und sich von ihrer angenehmen Stimme umhüllt fühlt, als würde sie singen, und vielleicht tut sie das ja auch. Bald, wenn ihm danach ist, wird er aufstehen, das Bikinihöschen über ihre Oberschenkel hinunterstreifen, ihre Beine an den Füßen anheben und ihr das Ding ausziehen. Jetzt aber genießt er nur den Augenblick. Wie alle Frauen kann sie tagelang brüten und über irgendeine eingebildete Kränkung schmollen, über Dinge, die derart unwichtig sind – über das, was jemand in der Arbeit zu ihr gesagt hat, oder die Farbe eines Kleids, von dem sie eigentlich wusste, dass sie es nicht hätte kaufen sollen –, dass er manchmal an ihrer geistigen Gesundheit zweifelt, aber so gut gelaunt wie jetzt hat er sie noch nie erlebt, so glücklich, hier zu sein, auf dem Deck eines vor ihrer Privatinsel ankernden Bootes, um halb eins an einem Werktag, wo alle anderen arbeiten müssen, dreiviertelnackt und so hingegeben an den Genuss des Augenblicks wie er selbst. Er hat sie noch nicht berührt, aber sie ist feucht, das weiß er, und er denkt, dass sie es vielleicht gleich hier tun sollten, an Deck …
    »Weißt du, woran mich das erinnert?« fragt sie, streckt die Beine ganz aus und drückt mit den Zehen gegen die Reling. Der Fuß ihres Glases balanciert auf dem Brustbein, zwischen ihren Brüsten. »Ich meine, ganz allein hier draußen zu sein – nichts als Wasser bis … wohin? L. A.? Mexiko?«
    »Ja?« sagt er. »An was erinnert dich das?«
    »An die Insel der blauen Delphine . Hast du das mal gelesen?«
    »Ich weiß nicht. Kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Es ist eigentlich ein Kinderbuch, glaube ich, oder vielmehr ein Jugendbuch. Meine Mutter hat’s mir vorgelesen, als ich klein war, immer wieder – ungefähr ein Jahr lang war es mein Lieblingsbuch.«
    »Wie alt warst du da?«
    »Ich weiß nicht. Elf, zwölf vielleicht.«
    Er denkt kurz darüber nach, versucht sie sich mit zwölf Jahren vorzustellen, die pubertierende Anise mit ihrem honigfarbenen Haar und den sich rundenden Gliedmaßen, mit den Brüsten, die gerade erst aufgehen, als würden sie aus einem Samen sprießen, was sie ja in gewisser Weise auch tun, denn in ihren Genen ist alles programmiert: ihr Lächeln, ihre Stimme, dieses sanfte, elegante, unwiderstehliche Fließen von Gliedmaßen und Haaren, diese Lippen, diese Augen, die ihn ansehen, in diesem Moment, auf diesem Deck, auf der Rückseite dieser vulkanischen Insel mit ihrem Saum aus weißer Gischt und ihren Klippen, die die Sonne aufsaugen, als wären sie gerade erst erstarrt. Natalie, seine erste Liebe, war vierzehn, als sie in Mr. Durings Geschichtsunterricht an der Santa Barbara Junior High wie eine Fata Morgana am Nachbartisch auftauchte. Sie stammte aus Plainfield, New Jersey, wo sie auf eine katholische Schule gegangen war und gelernt hatte, Larks und hin und wieder einen Joint zu rauchen, wenn die Nonnen gerade zu tun hatten, was Nonnen eben taten. Sie sah ganz anders aus als Anise – sie war klein, selbst als junge, gerade erst fertige Erwachsene, mit achtzehn, als er sie heiratete, und sie hatte den sizilianischen Teint ihrer Mutter und sah immer aus, als käme sie gerade aus dem Sonnenstudio. Mit ihrem schwarzen Haar und den grünen Augen und dem Ostküstenakzent war sie für ihn eine echte Exotin. Aber Exotik bringt einen nicht weit, und wenn man so jung heiratet – er selbst war

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