Wenn das Schlachten vorbei ist
verschwommener Bewegung, die Gesichter ausradiert von der Sonne – nähern sich ihm von hinten, während ihr eigener Hund, ein zottiger Golden Retriever mit grauer Schnauze, voraus und zu den Greyhounds rennt. Sie sollte sich nicht darauf einlassen, das weiß sie, aber sie kann nicht anders. Das Wort »Gericht« ist schuld. Gericht. Er will sie vor Gericht zerren, wie er es im Fall der Rattenbekämpfung auf Anacapa getan hat, aber das ist eine leere Drohung, denn die Richter wissen, wer im Recht ist, wer den Interessen der Allgemeinheit dient und wer nicht.
Aber sie wird ihn vor Gericht sehen, in zwei Wochen. Und nicht sie wird diejenige sein, die sich windet – nein, sie wird im Zuschauerraum sitzen, wenn Tim gegen ihn aussagt, sie wird erleben, wie der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Denn nun, da alle Verzögerungstaktiken, die seine Anwälte aus den Tiefen der juristischen Fachliteratur hervorzaubern konnten, ausgeschöpft und alle Fluchtwege verstellt sind, nun, da er den Konsequenzen seines Tuns nicht mehr entkommen kann, wird er wegen zweier Vergehen vor einem Bundesgericht erscheinen und erklären müssen, was er an jenem grauen, stürmischen Tag, an dem Tim ihn zur Rede gestellt und mit Unterstützung der Küstenwache festgenommen hat, auf Anacapa zu suchen hatte.
»Genau!« schreit sie und ignoriert die erschrockenen Blicke der Joggerinnen und die Hunde, die sich ob der Heftigkeit in ihrer Stimme verblüfft nach ihr umsehen. »Wir sehen uns vor Gericht!«
COCHES PRIETOS
Auf der Rückseite von Santa Cruz, der Seite, die zum Pazifischen Ozean hin gelegen ist, gibt es jede Menge geschützter Ankerplätze – Yellowbanks, Willows, Horqueta, Alamos, Pozo, Malva Real –, doch am besten gefällt ihm, besonders werktags, wenn normalerweise niemand sonst da ist, eine hufeisenförmige Bucht mit gelbbraunem Sandstrand namens Coches Prietos. Dorthin sind sie jetzt unterwegs. Anise ist in der Kombüse und presst Limonen für die erste Runde Margaritas aus (von denen er nicht mal kosten wird, bevor sie die Schiffahrtsstraßen hinter sich gelassen haben – er weiß nicht, wie oft er schon sorglos in der Gegend herumgefahren ist, nur um sich irgendwann umzublicken und einen dieser riesigen, unerbittlichen siebenstöckigen Containerfrachter wie einen schwimmenden Berg auf sich zuhalten zu sehen), die Kabbelung ist harmlos, die Sonne steht klar am Himmel, und er freut sich auf zwei Tage Urlaub. Ihm liegt daran, das Boot mindestens einmal im Monat aus dem Hafen zu fahren, denn wozu hat man denn so ein Ding, wenn man es nur am Steg vertäut wie die Janovs und all die anderen Schönwetterskipper, die ein Boot nur haben, aber nicht damit fahren wollen? Doch manchmal kommt eins zum anderen, und dann liegt die Paladin wochenlang im Hafen. Der Motor ist generalüberholt, und zweimal hat er sie von Muscheln befreien, kalfatern und neu lackieren lassen. Es gibt einen neuen Kühlschrank mit Eisbereiter und ein hochwertiges Audio- und Videosystem (installiert von einem der Heinis in der Goleta-Filiale), und das Boot liegt wunderbar im Wasser, como un sueño , wie Wilson sagen würde. Also bemüht er sich, zu den Inseln hinauszufahren und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, wann immer es sich machen lässt.
Es ist nicht leicht. Ständig muss irgend etwas am Haus repariert werden, und er kann es anscheinend nicht lassen, in den Filialen vorbeizuschauen, ganz gleich, wieviel er Harley Meachum dafür bezahlt, dass der sich kümmert. Und diese FPA-Sache ist unglaublich zeitraubend: Spendenaufrufe, E-Mail-Kampagnen, Postwurfsendungen, die Website. Dann sind da die endlosen Gespräche mit seinen Anwälten, nicht nur wegen diverser sich dahinschleppender Verfahren, sondern auch wegen der blödsinnigen Gerichtsverhandlung, die ihm bevorsteht und in der er wegen des Fiaskos vor zweieinhalb Jahren angeklagt werden wird, als der Motor den Geist aufgab und er vor Anker bleiben musste, bis die Küstenwache mit Tim Sickafoose, Vogelkundler und Spitzel erster Klasse, und Ranger Rick Melman vom National Park Service an Bord kam. Das war ein sehr trauriger Tag. Kaum waren sie wieder auf dem Boot, da begann es stark zu regnen, der Seegang wurde hart und unangenehm, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als Hilfe zu rufen. Und Hilfe kam dann auch: Die Küstenwache schleppte ihn zurück in den Hafen, nicht ohne ihn und Wilson festgenommen zu haben, mit der unendlich idiotischen Begründung, sie hätten wilde Tiere gefüttert und die
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