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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Karagouzian, eindeutig Armenier, mit einem Akzent, einem Schnurrbart und einem Haus in Glendale – anderweitig beschäftigt ist, wendet Sterling sich zu Dave, in der Absicht, ihm etwas Aufmunterndes zuzuflüstern, das ihn heiter und gelassen machen wird, doch was er sagt, ist beängstigender als alles andere bisher.
    »Der Richter wird Sie auf keinen Fall verurteilen«, sagt Sterling und schüttelt den Kopf, als wäre er ein Metronom. »Nicht, nachdem Sickafoose sich im Zeugenstand so blamiert hat.«
    »Gut«, hört er sich sagen. »Prima. Aber Sie haben ja gesagt, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen – übertriebene Vorwürfe, keine Beweismittel, und so weiter.«
    »Jaja, schon, aber Sie dürfen nicht vergessen, dass Karagouzian ein strammer Verfechter von Recht und Gesetz ist und in dem Ruf steht, zugunsten der Behörden zu entscheiden.«
    »Aber nicht in diesem Fall.«
    Und da kommt die Angst, und sie trifft ihn, wie immer, in den Magen und setzt sich in der Magenschleimhaut fest, wo die Verdauungssäfte, verstärkt durch den Kaffee, an ihm nagen, denn Sterling schüttelt noch energischer den Kopf und sagt: »Ich bin mir zu neunundneunzig Prozent sicher, aber Karagouzian hasst jede Art von Protest oder Presserummel – für den Sie ja weiß Gott nichts können. Berichterstattung ist natürlich legitim, absolut legitim. Ich wollte Sie nur warnen, für den Fall, dass wir … Aber wie gesagt: Ich bin mir zu neunundneunzig Prozent sicher.«
    Er wirft Anise einen Blick zu. Sie sitzt heute zu seiner Linken, damit er und Sterling nicht über sie hinwegsteigen müssen, wenn der Richter das Urteil verkündet. Sie sieht großartig aus, sie hat eine echte, eine gewaltige Präsenz mit ihrem großen, blassen Gesicht, den breiten Schultern und dem Haar, das sie ausgekämmt hat und offen trägt, so dass es sich über alles ergießt, über ihre Tasche, ihren Schoß, die Lehne der Bank und die linke Seite seines Körpers, als wollte es ihn festhalten. Irritierenderweise ist sie heute ganz in Schwarz: ein schwarzer, knöchellanger Rock, ein schwarzes, enganliegendes Oberteil und eine schwarze, bestickte Weste. »Warum schwarz?« fragte er verblüfft, als sie die Treppe zu ihrer Wohnung herunterkam und sich auf den Beifahrersitz des BMW gleiten ließ. Sie nahm die Sonnenbrille ab und sah ihm in die Augen. »Ich will auf alles vorbereitet sein«, sagte sie, und obwohl er versuchte, sich zu beherrschen, war seine Stimme so bitter wie der Satz in seiner Kaffeetasse. »Was soll das denn heißen?«
    Jetzt schenkt sie ihm ein schmales Lächeln. »Ich werde dir Plätzchen backen«, sagt sie.
    »Sehr witzig.«
    Rechts hinter ihm entsteht eine kleine Unruhe. Er blickt an Sterling vorbei und sieht Alma und Sickafoose, die sich auf die Plätze am äußersten Ende der ersten Zuschauerbank zwängen. Keiner von ihnen erwidert seinen Blick, aber sie wirken sehr selbstzufrieden, als wäre es ganz egal, was passiert, denn er ist da, wo sie ihn haben wollten: vor einem Bundesgericht mit einem Richter, der drakonische Strafen verhängt und jetzt noch blinzelnd ein paar Blicke in die Akten wirft, bevor er sich auf die Seite des Gesetzes schlägt, das die Schuldigen schützt und die Unschuldigen verurteilt. Was für eine Zicke sie war an jenem Abend im Restaurant, wie sie ihn einfach hat sitzenlassen – als wäre sie was Besseres als er, als würde er sich nicht mit Weinen auskennen –, und ist sie nicht überhaupt durch einen Eid verpflichtet, die natürlichen Ressourcen des Nationalparks zu schützen und zu bewahren, anstatt wahllos Tiere zu töten? Herrgott. Und sie sieht asiatisch aus, eindeutig asiatisch: ihr Haar, ihre Kinnlinie und ihre Haltung – als wäre sie eine kleine Geisha, als würde die bloße Berührung der Lehne sie zum Krüppel machen …
    Doch jetzt ruft der Gerichtsdiener seinen Namen, und Sterling springt auf. Er spürt die Muskeln in den Beinen arbeiten, als er sich erhebt, er wirft sich in die Brust und tritt vor den Richtertisch, während die Reporter – wie heißt noch die Frau vom Press Citizen ? Toni? – ihre Stifte und Notizblöcke zücken und die Notebooks aufklappen. Es ist still im Saal. Durch die hohen Fenster fällt Sonnenlicht. Vorn fern hört man Straßenlärm.
    Der Richter – noch so ein Wichser, mit dem er gern mal fünf Minuten allein wäre – blinzelt ihn über die Brille hinweg an. Er macht irgendwas mit den Lippen, bevor er beginnt zu sprechen, ein Lecken oder Schmatzen, und dann sieht er auf das

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