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Wenn der Golem erwacht

Wenn der Golem erwacht

Titel: Wenn der Golem erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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Bruder.
    Meine rechte Hand zuckte in die Lederjacke, um die Makarov zu ziehen. Aber kaum hatte ich den Griff der Automatik berührt, zischte Einar: »Lass stecken, Arved. Bevor du das Ding auch nur halb draußen hast, bist du fünfmal tot. Du und deine kleine Freundin hier. Ist ja wirklich eine rührende Romanze!«
    Max funkelte ihn zornig an. »Aber Sie haben versprochen …«
    »Schnell versprochen heißt schnell gebrochen«, erklärte Einar mit einem wölfischen Grinsen.
    »Eine Falle«, sagte ich matt und begriff, weshalb Max im Dunkeln gesessen hatte. Das Einschalten des Lichts war das Zeichen für Einar und seine Männer gewesen. Sie mussten auf dem Innenhof gewartet haben. Ich sah meinen Bruder an. »Woher wusstest du, dass ich herkomme?«
    Während die rechte Hand ruhig die SIG-Sauer auf mich gerichtet hielt, tippte er mit dem Zeigefinger der linken gegen seine krumme Nase. »Mein untrüglicher Riecher hat mich hergeführt. Auch unter der Droge hast du zwar keine genauen Angaben über das Versteck der Akten gemacht, aber sie reichten aus, um die grobe Richtung zu erkennen. Außerdem sagtest du etwas von einem bellenden Hund, der dich empfangen hat. Das war ein Ansatzpunkt zum Recherchieren. Wir fanden heraus, dass es hier in diesem Theater bis vor kurzem einen Köter gegeben hat, der mächtig Rabatz machte, wenn jemand sich dem Grundstück näherte. So kamen wir dieser kleinen Diebin auf die Schliche. Mir war klar, dass du eher früher als später hier aufkreuzen würdest, falls die Akten hier sind. Und das sind sie doch, Arved, nicht wahr?«
    Ich ignorierte die Frage und sah Max an. »Warum?«
    Sie wich meinem Blick aus und richtete ihre Augen auf Einar. »Er hat mir Geld geboten. Genug Geld, um das Theater zurückzukaufen und zu sanieren.«
    »So kann man dir also deine Gefühle abkaufen«, sagte ich bitter.
    Tränen schossen ihr in die Augen. »Du hast leicht reden! Du hast mich im Stich gelassen, zweimal! Ich hatte nichts anderes, nur das Theater …«
    »Wirklich rührend«, sagte Einar sarkastisch. »Ein herzergreifendes Zwei-Personen-Drama, aber ich fürchte, wir müssen die Premiere verschieben. Sag mir, wo das Versteck der Akten ist, Arved!« Er unterstrich die Aufforderung mit einer leichten Bewegung seiner P228.
    »Warum ist das so wichtig für dich?«
    Einar schien erstaunt. »Aber Arved, ich dachte, du hast dir die Akten angesehen!«
    »Flüchtig. Ich weiß, worum es geht. Aber ich weiß nicht, wofür du sie benötigst. Willst du sie verschwinden lassen, oder willst du jemanden unter Druck setzen?«
    »Sie müssen verschwinden.«
    »Dann lass sie doch, wo sie sind.«
    »Das Risiko, dass sie irgendwann auftauchen, ist zu groß.«
    Mein Verstand lief auf Hochtouren, und das Puzzle setzte sich zusammen.
    »Mussten deshalb die Teilnehmer der geheimen INTEC-Konferenz sterben?«, fragte ich. »Wollten sie die Akten an die Öffentlichkeit bringen?«
    Einar lächelte kalt. »Gut überlegt, kleiner Bruder. Ja, die Veröffentlichung der Akten sollte auf der Konferenz beschlossen werden. Die Leute von INTEC hatten erkannt, dass ihr Konzern auf dem Sektor der neurotechnologischen Forschung hoffnungslos ins Hintertreffen zu geraten droht. Also wollten sie auch der Konkurrenz die Tour vermasseln. Glaubst du, das neue Gesetz wäre durchgekommen, wenn man erfahren hätte, dass die Forschungen schon von der Stasi und davor von den Nazis betrieben wurden?«
    »Niemals«, antwortete ich. »Du arbeitest also für die Konkurrenz, Einar. Für Global Standards, nehme ich an.«
    »Schade, dass du so aus der Art geschlagen bist, Bruderherz. Mit deiner Cleverness hättest du einen guten Partner für mich abgeben können.«
    »Was ist mit Fuchs? Er stand doch im Sold von INTEC. Hattet ihr ihn umgedreht?«
    »Was sonst? Für Geld hat er schon immer alles getan. Erst hat er uns Informationen über die geheime Konferenz geliefert, dann hat er die INTEC-Spitze in unserem Auftrag ausradiert. Hätte er es überlebt, wäre er ein mehrfacher Millionär gewesen. So gesehen, hast du uns viel Geld gespart.«
    »Du bist wahnsinnig!«, sagte ich kopfschüttelnd. »Ihr alle seid wahnsinnig! Was soll das noch? Arnulf Zander hat den Anschlag überlebt. Er wird das neue Gesetz verhindern. Euch kann egal sein, ob die Akten an die Öffentlichkeit gelangen oder nicht.«
    Einar setzte eine bedauernde Miene auf. »Du denkst zu kleinkariert, Arved. Aus diesem Grund wärst du niemals eine große Nummer geworden, wärst immer ein Helfershelfer

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