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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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gab –, bis es schließlich ungefähr zur selben Zeit den Geist aufgab, als die Sonne versank.
    Sie hatte ihr ganzes Leben davon geträumt, eine Entdeckerin zu sein. Jetzt war sie zum ersten Mal tatsächlich in der Wildnis. Es sei denn, die Nächte im Zelt neben dem Swimmingpool als Kind zählten auch dazu. Ihr ganzes Leben lang hatte Maria sich immer nur vorgestellt, wie es sein könnte – umso heftiger traf sie der Schock der Realität. Noch immer sah sie Prescotts blutüberströmtes Gesicht vor ihrem geistigen Auge.
    Allein in einer Finsternis, die schwärzer war als alles, was sie je erlebt hatte, wollte sie weinen, schreien, wäre sogar zu dem Mann mit der Narbe gerannt, wenn er sie nur vor dieser Dunkelheit und den in ihr lauernden Gefahren beschützte. Dennoch arbeitete sie sich weiter in Richtung Fluss vor.
    Irgendetwas huschte ihr über den Fuß, sie schrak auf, schüttelte das linke Bein, um dieses Etwas abzuschütteln. Eine Schlange? Nein, dafür war es zu klein. Aber Schlangen gab es hier, und zwar giftige. Jeder Schritt konnte ihren Tod bedeuten.
    Oder aber sie blieb einfach stehen, kauerte sich zusammen, bis die Jaguare sie aufspürten. Wenn die Moskitos überhaupt noch etwas von ihr übrig ließen, was im Moment nicht so aussah.
    Allmählich wie gelähmt vor Angst, schloss Maria die Augen und konzentrierte sich auf die Landkarte in ihrem Kopf. Der Fluss konnte nicht mehr weit sein. Sein Oberlauf führte durch die Berge, ganz in der Nähe des Tempels, den sie entdeckt hatte. Von dort aus floss er in den Invierno-See, an dessen Ufer sich, laut Karte, eine Art Krankenhaus oder Klinik befand. Die Entfernung betrug nur wenige Kilometer Luftlinie, aber so, wie der Fluss sich durch die Landschaft wand, waren es zu Fuß bestimmt zehn, elf Kilometer.
    Ein Krankenhaus versprach jedoch Hilfe, ein Telefon, vielleicht sogar Sicherheitspersonal, das den Professor und seine Forscher retten konnte. Also war das ihr Ziel.
    So weit der Plan. Jetzt musste sie nur noch den Fluss finden. Ihre Rettung und die des Professors. Wenn auch für Prescott jede Hilfe zu spät kam.
    Ruhig bleiben und weitermachen , stellte sie sich die Stimme des Professors vor – tatsächlich war es Sean Connerys Stimme, die sie in ihrem Kopf hörte. Immer schon hatte Maria davon geträumt, Abenteuer zu erleben, eine Art weiblicher Indiana Jones zu werden. Also sollte es ihr doch gelingen, eine Nacht in der Wildnis zu überleben?
    Sie öffnete die Augen. Starrte in die dunkle Nacht. Langsam bildeten sich dunkle Umrisse von Baumstümpfen, Ranken und Blättern vor dem noch dunkleren Hintergrund heraus. Mehr noch, inmitten des Gezwitschers, der heiseren Rufe und allen anderen Dschungelgeräuschen vernahm sie das leise Rauschen fließenden Wassers. Der Fluss war ganz in der Nähe.
    Sie tastete sich wie eine Blinde mit dem Gehstock voran – denn ein verknackster Fuß würde bedeuten, dass sie hier festsaß, bis sie verrottete und starb – und stolperte weiter über das tückische Terrain.
    Das Rauschen wurde lauter. Beinahe geschafft, beinahe.

5
    Eine kurze Klaviermelodie klimperte durch die Nacht. Caitlyn und Carver wurden ruckartig wach und schossen in die Höhe, die Rücken zueinandergekehrt. Sie hielt ihre Glock auf die Eingangstür und das Fenster gerichtet, er zielte in die Schatten auf der anderen Seite des Zimmers, auf die Durchgangstür zum Nebenraum.
    Erneut war die Jazzmelodie zu hören. »Telefon.« Sie legte die Glock weg und griff nach ihrem Handy.
    Er blieb weiterhin in Alarmbereitschaft, jeder Muskel angespannt, den Arm wie eine Verlängerung des Körpers ausgestreckt. Sie nahm nicht gleich ab, obwohl sie die Nummer ihres Chefs auf dem Display erkannte, sondern schmiegte sich erst von hinten an ihn. Strich sanft über den Arm bis hin zur Hand, in der er die Waffe hielt. Carver erlaubte ihr, die Halbautomatik seinem zitternden Griff zu entwinden.
    Sein Blick schnellte von einer dunklen Ecke in die nächste. Dann sah er sie an. Er atmete ein, schluckte zwei Mal, schwer, und gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, dass er wieder zurück war, sicher im Hier und Jetzt. Sie lächelte ihn verständnisvoll an. Sie wusste, wie er sich fühlte. Ihre Narben hatte sie nicht ganz zufällig.
    Ihr Telefon klingelte erneut. Diesmal ging sie ran.
    »Tierney.«
    »Yates hier.« Der Assistant Director hatte ihr zu der neuen Stelle verholfen, und jetzt war sie ihm direkt unterstellt. »Sie müssen nach Miami. Ihr Flug geht um acht Uhr vom

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