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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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er sie unterhalb des Ohres. »Raphael ist eine schamlose Klatschbase ganz ohne Diskretion. Man flüstert hinter vorgehaltener Hand, dass er es war, der Heinrich VIII. davon unterrichtet hat, dass Anne Boleyn sich mit vier Liebhabern eingelassen hatte, die seinen Sturz planten. Das stimmte natürlich nicht, aber das Gerücht hat die arme Anne trotzdem den Kopf gekostet.«
    Als er sich aufrichtete, folgte Portia der Richtung seines Blickes. Ihr Gastgeber schlenderte von einem Grüppchen zum anderen, erzählte so genüsslich, was er gerade erfahren hatte, dass die Männer unwillkürlich grinsten und die Frauen hinter ihren Fächern aufgeregt zu flüstern begannen. Offenbar liebten Vampire einen saftigen Skandal genauso sehr wie Sterbliche. Bald schon ruhten alle Blicke im Saal auf ihnen. Portia benötigte keinen Spiegel, um zu wissen, was für ein schönes Paar sie abgaben.
    Julians Augen glitzerten triumphierend. »Ich glaube, unsere Mission ist von Erfolg gekrönt. Vermutlich kann man guten Gewissens davon ausgehen, dass morgen, wenn die Sonne aufgeht, Valentine von unserer unseligen Verbindung erfahren haben wird.«
    Ein Windstoß fuhr plötzlich durch den Saal, einen Haufen trockener Blätter vor sich hertreibend. Portia hob ihren Blick zu einer Stelle oberhalb von Julians Schulter, dankbar dafür, dass der Puder auf ihren Wangen ebenfalls verbergen würde, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. »Mich beschleicht der begründete Verdacht, dass es vermutlich gar nicht so lange dauern wird.«
    Als die Musiker jäh verstummten und die Tänzer stolpernd stehen blieben, drehte sich Julian um und entdeckte seine ehemalige Mätresse oben auf den Stufen.

13
    »Verdammt!«, fluchte Julian tonlos, als Valentine die Treppe hinabschwebte. Mit ihrem hochgesteckten silberblonden Haar und der langen Schleppe an ihrem schneeweißen Kleid, die hinter ihr über die Stufen schleifte, sah sie wie ein Engel aus.
    »Nun, wir wollten sie schließlich finden, oder?«, flüsterte Portia schwach.
    »Nicht, wenn wir zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen und in ihrem Revier sind.« Er schaute zur Tür, maß im Geiste die Schritte, die sie dorthin brauchen würden. »Ich muss dich hier herausbringen.«
    Vor Valentines königlicher Gegenwart teilten sich die anderen Tänzer wie Eisschollen im Polarmeer. Portia hatte versucht zu vergessen, wie atemberaubend schön die Frau war, aber als sie jetzt auf sie zuschwebte, ihre juwelenbesetzten Schuhe kaum den Marmorboden berührten, konnte Portia fast spüren, wie sie zu einem kleinen hässlichen Troll schrumpfte.
    Valentine blieb genau vor ihnen stehen, und ihr katzengleicher Blick fiel auf die Kette und den Halsreifen. »Und was ist das, mon cher ?«, fragte sie, während sie Portia abschätzig musterte. »Ein Friedensangebot? Hat dich der Charme des Kätzchens schon zu langweilen begonnen? Denkst du, dass ich sie doch schon jetzt haben kann?«
    »Ich fürchte nein«, erwiderte Julian, wickelte sich die Kette um seine Faust und zog Portia damit an seine Seite. »Ganz im Gegenteil, ich habe beschlossen, sie ganz für mich zu behalten.«
    Valentine verzog ihre vollen roten Lippen zu einem reizenden Schmollmund. »Du musst nicht so gierig sein. Wenn ich so ein hübsches Schoßtierchen gefangen hätte, würde ich es mit dir teilen.«
    Er schnaubte abfällig. »Wenn du so ein hübsches Schoßtier gefunden hättest, wäre, wenn du mit ihm fertig bist, nichts mehr übrig, um es mit wem auch immer zu teilen.«
    Bei Valentines leisem Lachen stellten sich die Härchen in Portias Nacken auf. »Du kennst mich zu gut, Liebling. Aber warum bist du heute Nacht hergekommen? Um mich um Verzeihung zu bitten für dein scheußliches Benehmen bei unserem letzten Zusammentreffen?«
    »Um ganz ehrlich zu sein, ich habe nicht damit gerechnet, dich hier zu finden. Ich dachte, du wärest der Ansicht, du stündest über all dem hier...« Julians elegantes Achselzucken schloss Raphael und seine zusammengewürfelte Gästeschar ein, von denen die meisten den Austausch mit einer beunruhigenden Mischung aus Entzücken und Bosheit verfolgten.
    Sie seufzte. »Wenn du es unbedingt wissen willst, die Nächte sind sehr lang, und mir ist ohne dich so langweilig und einsam. Raphael hält oben ein paar stramme junge Burschen angekettet, die nur zu froh sind, mir die Langeweile für ein paar Stunden zu vertreiben.«
    Portia konnte nicht widerstehen und warf Julian einen forschenden Blick zu, aber seine Miene blieb so teilnahmslos wie

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