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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Was für ein wunderbarer Coup! Himmel, ihr werdet das Gesprächsthema an jedem Vampirtisch in ganz England sein.«
    Julian senkte bescheiden den Kopf.
    Raphaels Blick verweilte etwas länger auf dem sahnigen Dekolleté, von dem in dem tiefen Ausschnitt ihres Kleides eine Menge zu sehen war. »Aber bedenkt man, wo sie herkommt und was sie so getrieben hat in den letzten Jahren, wie kannst du dir da sicher sein, dass sie nicht doch irgendwo ein Kruzifix oder einen Holzpflock versteckt?«
    »Oh, ich kann dir versprechen, dass sie gründlichst durchsucht wurde. Und heute Nacht wird alles, was mit Durchbohren zu tun hat, allein meine Aufgabe sein.« Als Julian ihren Nacken oberhalb des Halsbandes streichelte, konnte Portia nur hoffen, dass die dicke Puderschicht ihr heißes Erröten verbergen würde.
    Raphael lächelte und stippte sie unter dem Kinn, als sei sie ein besonders niedlicher Welpe. »Sie ist reichlich still, nicht wahr? Ich mag Frauen mit geschlossenem Mund und gespreizten Beinen.«
    Portia stürzte sich auf ihn, und ihre Zähne verfehlten nur knapp seine Finger. Überrascht wich er zurück.
    Sich die Kette um die Faust schlingend, zog Julian sie zu sich herum, bis sie sich Auge in Auge gegenüberstehen. »Pass auf deine Manieren auf«, zischte er und entblößte seine eigenen Zähne. »Mir wäre es nicht recht, wenn ich dich vor den anderen strafen müsste.«
    Portia hatte vergessen, wie es war, der Gnade so mühsam beherrschter Kraft ausgeliefert zu sein. Ehe sie es verhindern konnte, entschlüpfte ihr ein Knurren. Fast schlugen Blitze zwischen ihnen ein, weckten jeden Puls in ihrem Körper zu pochendem Leben. Plötzlich war es, als seien sie die einzigen beiden Geschöpfe in dem Saal, vielleicht sogar auf der ganzen Welt.
    Sie wusste nicht, was geschehen wäre, wenn die Musiker nicht genau diesen Moment gewählt hätten, um ihre Instrumente anzustimmen.
    Als sich mehrere Paare auf die Tanzfläche begaben, ließ Julian langsam die Kette locker hängen. »Sollen wir tanzen?«
    »Wie du wünschst, Mylord«, antwortete sie und senkte die Lider, um den rebellischen Ausdruck in ihren Augen zu verbergen.
    Seine Hand ihr auf den Rücken legend, führte er sie zur Musik von Raphael weg und in den Walzer, während ihr Gastgeber und alle anderen Gäste in Hörweite ihnen fasziniert und erstaunt hinterherschauten.
    Als sie zu der schwungvollen Melodie von einem von Mozarts fröhlicheren Stücken über die Tanzfläche wirbelten, hielt sich Portia so steif und gerade, wie es sein unnachgiebiger Griff erlaubte. »Wie konntest du es zulassen, dass er so schreckliche Sachen zu mir sagt?«
    »Was hast du erwartet, hätte ich tun sollen? Ihn zum Duell auf Leben und Tod fordern?«
    »Wie konntest du so schreckliche Sachen sagen? Ich hatte nicht begriffen, dass du deine Rolle als Bösewicht so überzeugend spielen würdest.«
    »Ich? Was ist mit dir? Ich bin schlecht, ein Schuft. Du dagegen hast nur ein paar Minuten lang so getan, als seiest du es ebenfalls, und schon schnappst und knurrst du wie ein tollwütiger Marder.«
    Sie warf ihren Kopf in den Nacken, sodass ihre Lockenmähne über ihren Rücken fiel. »Ich dachte, ihr Vampire mögt das bei Frauen.«
    Er zog sie näher — so dicht an sich, dass sie dem harten, hungrigen Druck seiner Lenden nicht ausweichen konnte — ehe er nahe an ihrem Ohr knurrte: »Das stimmt.«
    Damit führte er sie in die nächste Drehung, ließ ihr keine andere Wahl, als sich seiner Herrschaft zu fügen. In der Nacht, in der Duvalier sie entführt hatte, hatte sie davon geträumt, genau so in seinen Armen zu tanzen. In ihrer Unschuld hatte sie geglaubt, so ein Tanz würde zu geflüsterten Liebesworten oder gar einem keuschen Kuss in einem mondbeschienenen Garten führen. Nie hätte sie sich diese zügellose Leidenschaft träumen lassen, die durch ihre Adern strömte, diese unwiderstehliche Versuchung, einen noch gefährlicheren Tanz zu beginnen — einen, der Frauen seit Anbeginn der Zeit zu höchster Lust, aber ebenso zum Ruin verlockt hatte.
    Sie erwiderte seinen Blick kühn, gewann mit jedem Schritt an Selbstsicherheit. Vielleicht waren sie sich ähnlicher, als sie beide es wahrhaben wollten. Sie lebten beide für den Nervenkitzel des Spiels, den zu Kopfe steigenden Rausch, wenn ihr zerbrechliches Leben in der Schwebe hing und ihr Fortbestehen allein in ihren Händen lag.
    »Wir sollten nicht noch länger bleiben«, murmelte er, während es für alle Umstehenden so aussehen musste, als küsste

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