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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Untoten mit Beschlag belegt worden war.
    Als Julian Portia über den Weg zum Eingang führte, schleifte ihr Umhang über das mit Raureif überzogene Unkraut, das in den Ritzen zwischen den Pflastersteinen ungehindert wuchern durfte.
    »Ich sollte dich noch warnen«, erklärte er, »dass Vampire nicht immer auf dieselbe Art kommunizieren wie Menschen. Knurren, Fauchen und Schnappen sind absolut akzeptable Arten, Zuneigung für den Partner auszudrücken. «
    »Wie süß«, erwiderte sie halblaut und fasste seinen Arm fester. »Genau wie bei einem Wurf junger Dachse.«
    Sie hatte fast die Tür erreicht, als er stehen blieb und sie ebenfalls zum Anhalten zwang. »Von hier an«, bemerkte er, »wäre es sinnvoll, wenn du ein paar Schritte hinter mir gingest. «
    Sie schaute ihn ein paar Sekunden lang an, ehe sie in zuckersüßem Ton antwortete: »Wie du wünschst, Mylord.«
    Ein teuflisches Grinsen zuckte um seinen Mund. »Daran könnte ich mich gewöhnen.«
    »Besser nicht«, warnte sie ihn.
    Er machte ein paar Schritte, aber sie blieb wie versteinert stehen, bis er behutsam an der Kette zog. Seufzend setzte sie sich in Bewegung.
    Unter dem Druck seiner Hand öffnete sich knarrend die Eingangstür. Während das modrig-dämmerige Hausinnere Julian langsam verschluckte, beeilte sie sich, um ihn trotz der Kette nicht aus den Augen zu verlieren. Seine beeindruckende Gestalt neben sich zu haben, vermisste sie schmerzlich. Schritt für Schritt folgte sie ihm vorsichtig, spähte in die Schatten, wartete, dass ihre Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnten.
    Beinahe hätte sie aufgeschrien, als ein hohläugiges Wesen aus dem Nichts auftauchte und ihr Umhang und Muff abnahm.
    »Ich wusste gar nicht, dass Vampire Lakaien haben«, flüsterte sie Julian zu, als der Mann die Kleidungsstücke wegbrachte, wobei er den Zobelmuff mit seinen zittrigen Händen streichelte, als sei es eine geliebte Katze.
    »Haben sie auch nicht«, flüsterte Julian zurück.
    Portia öffnete den Mund, um Einspruch zu, erheben und ihre Sachen zurückzufordern, aber der Kerl hatte sich ihren Umhang schon um die knochigen Schultern geschlungen und war nach draußen in die Nacht entschwunden.
    Als Julian sie durch eine breite Tür in einen langen hallenartigen Raum führte, der früher einmal als Ballsaal gedient haben musste, schlang sie die Arme um sich, betete, dass das spärliche Licht die nur allzu menschliche Gänsehaut verbergen würde, die ihre bloße Haut überzog.
    Sie rückte näher an Julian heran, flüsterte ihm zu: »Für Wesen, die durch Feuer vernichtet werden können, scheinen mir Vampire Kerzen doch sehr zu schätzen.«
    Überall in dem höhlenartigen Saal brannten Wachsstöcke in allen möglichen Kerzenhaltern und Leuchtern. Ihre Flammen tanzten in einem unsichtbaren Luftzug und überzogen die etwa drei Dutzend Anwesenden mit einem flackernden Netz aus Licht und Schatten. Portia überraschte es, dass die meisten Vampire einfach herumstanden und sich unterhielten oder um Tische saßen und Karten spielten. Viele von ihnen schienen reichlich gelangweilt von der Nacht und sich selbst. Am gegenüberliegenden Ende des Ballsaales führte eine geschwungene breite Marmortreppe zur Galerie im zweiten Stock, die den Saal säumte.
    Vier struppig aussehende Vampire lümmelten auf Sesseln in der Ecke und stimmten nervös ihre Instrumente, während ein besonders blasser Kerl mit Adlernase, kunstvoll gedrehter Stirnlocke und Kerbe im Kinn am staubigen Marmorkamin stand, einen Fuß auf die Stufe davor gestützt, und seine Gefährten mit irgendeinem seltsamen Vortrag ergötzte. Seine sonore Stimme war im ganzen Saal zu verstehen.
Soll die Nacht auch Liebe wärmen, 
    Kommt der Tag auch stets zu schnell, 
    Wolln wir doch nicht weiter schwärmen, 
    Im Mondenschein so hell.
    Portia vergaß den Mund zu schließen und stieß mit Julian zusammen. »Aber ist das nicht ... ist das nicht ... Lord B-B-B...«
    »Hallo Georgie«, rief Julian.
    Als der Vampir den Gruß mit einem weiblich wirkenden Fingerwackeln erwiderte, weiteten sich Portias Augen verwundert. »Willst du damit etwa sagen, die Gerüchte seien wahr gewesen? Lord Byron ist wirklich ein Va...«
    »Ein wahnsinnig selbstverliebter Schreiberling? Ja, ich fürchte, das stimmt. Und obschon ich es für unmöglich gehalten hätte, ist er im Tode noch langweiliger, als er es im Leben war. Stell dir nur das Grauen vor, ihn bis in alle Ewigkeit so schwätzen hören zu müssen. Das reicht aus, um in einem den Wunsch

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