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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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kümmert es nicht, wie vielen Sultanen Sie gedient oder wessen Königs Schlampe Sie gewesen sind. Sie kennen vielleicht tausend verschiedene Arten und Weisen, einem Mann Lust zu bereiten, aber ich kann Julian etwas geben, was Ihnen auf ewig verwehrt bleibt.«
    Valentine betrachtete sie geringschätzig. »Und was sollte das sein?«
    Portia holte tief Luft. »Meine Liebe. Sie haben ihn vielleicht vor dem Scheiterhaufen gerettet, aber meine Liebe hat ihn am Leben gehalten, als Duvalier ihn vor all den Jahren vernichten wollte. Das bedeutet, dass er mir zuerst gehört hat. Und das tut er immer noch. Sie können seine Seele gerne haben.« Sie beugte sich vor, warf der vor Zorn bebenden Frau ihre eigenen Worte ins Gesicht. »Aber ich werde immer sein Herz besitzen.«
    Obwohl Portia es nicht für möglich gehalten hätte, dass Valentines Alabasterhaut noch bleicher werden könnte, geschah genau das. Mit einem Wutschrei riss sie eine kleine Glasflasche aus ihrem Gürtel. Den Stöpsel mit ihren scharlachroten Nägeln herausziehend, schleuderte sie den Inhalt Portia ins Gesicht.
    Portia schrie auf und schlug sich die Hände vors Gesicht. Von den entsetzten Ausrufen und den schrillen Schreien, die die anderen Vampire ausstießen, rechnete sie halb damit, dass ihre Haut im Gesicht sich zischend von den Knochen zu lösen begann und verätzte. Aber sie spürte noch nicht einmal ein leises Brennen, sodass sie die Hände sinken ließ und sich das Zeug aus den Augen blinzelte.
    Ungläubig schaute sie Valentine an, und ihre Erleichterung war so groß, dass ihr unwillkürlich ein erstauntes Lachen entfuhr. »Ich weiß nicht, was die Aufregung soll. Es ist ja nur Wasser!«
    Als Portia begriff, was sie getan hatte, schien der Ausdruck »Totenstille« die in jeder Hinsicht passende Beschreibung für die Lage. Sie blickte sich um und sah überall Augen, die sich zu feindseligen Schlitzen verengten, und Lippen, die sich teilten und gefährlich spitze Reißzähne entblößten. Sie warf Raphael einen inständigen Blick zu, doch die Antwort des eben noch so liebenswürdigen Gastgebers war ein schlangenartiges Zischen.
    Dann wurden Rufe laut.
    »Er hat uns hereingelegt!«
    »Sie ist eine Sterbliche.«
    »Ich dachte schon, ich hätte etwas Süßes gerochen.«
    »Ich kann es gar nicht erwarten, meine Zähne in sie zu schlagen. «
    »Du wirst schon warten müssen wie alle anderen, bis du an der Reihe bist.«
    Die Vampire rückten näher, bildeten einen Kreis um sie, den Julian nicht durchdringen konnte. Und ganz vorne war Valentine, deren grüne Augen glühten und deren volle, rubinrote Lippen sich zu einem triumphierenden Lächeln verzogen.
    »Portia! Das Wasser!«
    Julians tiefe Stimme war so herrisch, dass sie seinen Befehl nicht ignorieren konnte. Verwundert schaute sie nach unten auf ihre tropfnassen Hände. Dann erkannte sie, was Julian gemeint hatte, und sie schüttelte sich wie ein nasser Hund, dass die Weihwassertropfen in alle Richtungen flogen.
    Valentine und die anderen Vampire schrien und zuckten zurück, schützten ihre Augen und Gesichter mit den Händen. Der Gestank versengenden Fleisches füllte die Luft.
    Mehr Ablenkung benötigte Julian nicht. Er sprang mit einem Satz über die sich wehrenden, um sich schlagenden Vampire hinweg, riss Portia von den Füßen und in seine Arme. Sie schrie auf und warf ihm instinktiv die Arme um den Hals, als er in die Hocke ging und dann mit ihr zusammen auf die Galerie schnellte.
    Er landete auf den Fersen und federte so den Aufprall ab, ehe sie ihn spüren konnte. Wütende Rufe hallten unten durch den Saal.
    Julian richtete sich auf und schaute sich verzweifelt nach einem Fluchtweg um.
    Der Richtung seines Blickes zu dem schmutzigen Glasfenster am anderen Ende der Galerie folgend, blieb Portia der Mund offen stehen. »Sicherlich hast du doch nicht vor ... « Sie wirbelte zu ihm herum, blinzelte ihn an. »Aber du weißt schon, dass ich mich nicht in eine Fledermaus verwandeln kann, oder?«
    »Ich hoffe, das wird nicht nötig sein«, antwortete er grimmig. »Halt dich einfach an mir fest, als hinge dein Leben davon ab. Denn das könnte wirklich so sein.«
    Ihr keine Wahl lassend, packte er sie fester und rannte mit ihr los. Das Fenster raste mit beängstigender Geschwindigkeit auf sie zu. Ihr Wimmern ging in einen Schrei über. Portia kniff die Augen zu und barg ihr Gesicht an seinem Hals in genau dem Moment, als er absprang und die Fensterscheibe in Tausende im Mondlicht in allen Farben des

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