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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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kultivierte Stimme.
    »Dann reden Sie«, sagte sie.
    »Nicht so. Dazu ist es zu kalt«, widersprach Carramazza. Schnee wehte an ihm vorbei in den Wagen. »Machen wir es uns doch bequem.«
    »Ich habe es bequem«, sagte sie.
    »Nun, ich nicht«, entgegnete Carramazza. Er runzelte die Stirn. »Hören Sie, ich habe äußerst wichtige Informationen für Sie. Ich wollte sie Ihnen persönlich aushändigen. Zeigt Ihnen das nicht, wie wichtig es ist? Aber ichwerde bei Gott nicht auf der Straße, in aller Öffentlichkeit mit Ihnen sprechen.«
    Jack sagte: »Steig ein, Rebecca.«
    Sie gehorchte mit einem Ausdruck des Widerwillens auf dem Gesicht.
    Jack stieg hinter ihr in den Wagen. Sie setzten sich auf die Plätze zu beiden Seiten der eingebauten Bar und des Fernsehgeräts, dem Heck der Limousine zugewandt, während Carramazza nach vorne schaute.
    Im vorderen Teil des Wagens berührte Rudy einen Schalter, und eine dicke Trennwand aus Plexiglas schob sich zwischen diesem Teil des Wagens und dem Fahrgastraum hoch.
    Carramazza nahm einen Diplomatenkoffer und legte ihn auf seinen Schoß, öffnete ihn aber nicht. Er betrachtete Jack und Rebecca mit nachdenklicher Miene.
    Der Alte sah aus wie eine Eidechse. Seine Augen waren von schweren, faltigen Lidern verdeckt. Sein Schädel war fast völlig kahl. Sein Gesicht war voller Runzeln und ledrig, mit scharfen Zügen und einem breiten, schmallippigen Mund.
    Es hätte Jack nicht überrascht, wenn zwischen Carramazzas trockenen Lippen eine lange, gespaltene Zunge herausgeschnellt wäre.
    Carramazza schwenkte seinen Kopf zu Rebecca hin. »Sie haben wirklich keinen Grund, sich vor mir zu fürchten.«
    Sie sah ihn überrascht an. »Fürchten? Aber das tue ich nicht.«
    »Ich dachte nur, weil Sie zögerten, in den Wagen zu steigen...«
    »Oh, das war keine Furcht«, entgegnete sie eisig. »Ich machte mir nur Sorgen, ob es die Reinigung denn schaffen würde, den Gestank wieder aus meinen Kleidern zu kriegen.«
    Carramazzas harte, kleine Augen wurden schmal.
    Jack stöhnte innerlich auf.
    Der alte Mann sagte: »Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht höflich miteinander umgehen sollten, besonders wenn es im beiderseitigen Interesse liegt, daß wir zusammenarbeiten.«
    Er hörte sich nicht wie ein Ganove an. Er hörte sich an wie ein Bankier.
    »Wirklich?« fragte Rebecca. »Sie sehen wirklich keinen Grund? Dann gestatten Sie mir bitte, es Ihnen zu erklä ren.«
    Jack sagte: »Äh, Rebecca...«
    Sie war nicht zu bremsen: »Sie sind ein Gangster, ein Dieb und ein Mörder, ein Drogenhändler und ein Zuhälter. Ist das Erklärung genug?«
    »Rebecca...«
    »Keine Angst, Jack. Ich habe ihn nicht beleidigt. Man kann ein Schwein nicht dadurch beleidigen, daß man es ein Schwein nennt.«
    »Vergiß nicht«, mahnte Jack, »daß er heute seinen Neffen und seinen Bruder verloren hat.«
    »Die beide Drogenhändler, Gangster und Mörder waren«, gab sie zurück. Ihre Heftigkeit hatte Carramazza die Sprache verschlagen.
    Rebecca warf ihm einen wütenden Blick zu und sagte: »Sie scheinen über den Verlust ihres Bruders nicht gerade untröstlich zu sein. Findest du, daß er untröstlich aussieht, Jack?«
    Ohne eine Spur von Zorn oder auch nur Erregung in der Stimme sagte Carramazza: »Sizilianische Männer in der fratellanza weinen nicht.«
    Aus dem Mund eines verhutzelten Greises klang diese Macho-Erklärung maßlos albern.
    Immer noch ohne erkennbare Feindseligkeit und weiterhin mit der beschwichtigenden Stimme eines Bankiers erklärte Carramazza: »Aber wir haben Gefühle. Und wir nehmen Rache.«
    Rebecca musterte ihn mit unverhohlenem Abscheu.
    Die reptilienartigen Hände des alten Mannes lagen völlig reglos auf dem Diplomatenkoffer. Er richtete seine Kobraaugen auf Jack.
    »Lieutenant Dawson, vielleicht sollte ich mich in dieser Sache an Sie wenden. Sie scheinen die... Vorurteile von Lieutenant Chandler nicht zu teilen.«
    Jack schüttelte den Kopf. »Da befinden Sie sich im Irrtum. Ich stimme allem zu, was sie gesagt hat. Ich hätte es nur nicht ausgesprochen.«
    Er sah Rebecca an.
    Sie lächelte ihm zu, zufrieden, weil er sie unterstützte.
    Jack sah sie an, wandte sich aber an Carramazza, als er sagte: »Manchmal sind der Eifer und die Aggressivität meiner Partnerin etwas übertrieben und destruktiv, eine Lektion, die sie anscheinend nicht lernen kann oder will.«
    Ihr Lächeln verschwand sehr schnell.
    Mit deutlichem Sarkasmus sagte Carramazza: »Was haben wir denn hier - zwei selbstgerechte,

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