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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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scheinheilige Typen? Sie haben wohl noch nie Bestechungsgeld angenommen, nicht einmal früher, als Sie noch Streifenpolizist waren und kaum genug verdienten, um die Miete zu bezahlen?«
    Jack sah dem Alten in die harten, wachsamen Augen und sagte: »Ja. Das stimmt. Das habe ich nie getan.«
    Carramazza betrachtete sie einen Augenblick lang schweigend, während eine Schneewolke um den Wagen wirbelte und die Stadt verhüllte. Endlich sagte er: »Dann habe ich es also mit zwei Monstren zu tun.« Er stieß das Wort >Monstren< mit solcher Verachtung heraus, daß man deutlic h sah, wie sehr ihm allein der Gedanke an einen ehrlichen Beamten zuwider war.
    »Nein, Sie irren sich«, sagte Jack. »Wir sind nichts Besonderes. Wir sind keine Monstren. Nicht alle Polizisten sind bestechlich. Nicht einmal die meisten davon.«
    »Die meisten werden auf die eine oder andere Weise geschmiert«, behauptete Carramazza.
    »Das ist einfach nicht wahr.«
    Rebecca sagte: »Es hat keinen Sinn zu diskutieren, Jack. Er muß glauben, daß alle anderen korrupt sind. Nur so kann er rechtfertigen, was er tut.«
    Der alte Mann seufzte. Er öffnete den Diplomatenkoffer auf seinem Schoß, zog einen Manila-Umschlag heraus und reichte ihn Jack. »Das könnte nützlich für Sie sein.«
    Jack nahm ihn mit nicht geringen Befürchtungen. »Was ist das?«
    »Keine Aufregung«, sagte Carramazza. »Es ist kein Bestechungsgeld. Es sind Informationen. Alles, was wir über den Mann in Erfahrung bringen konnten, der sich
    Baba Lavelle nennt. Seine letzte bekannte Adresse. Die Restaurants, die er besuchte, ehe er diesen Krieg anfing und untertauchte. Die Namen und Adressen aller Pusher, die seine Ware während der letzten drei Monate verteilt haben -obwohl Sie einige von ihnen wahrscheinlich nicht mehr verhören können.«
    »Weil Sie sie haben töten lassen?« fragte Rebecca.
    »Nun, vielleicht sind sie einfach fortgegangen.«
    »Sicher.«
    »Jedenfalls steht alles hier drin«, sagte Carramazza. »Vielleicht haben Sie diese Informationen alle schon; vielleicht auch nicht. Ich glaube nicht.«
    »Warum geben Sie sie uns?« fragte Jack.
    »Ist das nicht offensichtlich?« fragte der alte Mann und öffnete seine verdeckten Augen ein wenig weiter. »Ich möchte, daß Lavelle gefunden wird. Ich möchte, daß er gestoppt wird.«
    Jack hielt den großformatigen Umschlag in der Hand, klopfte sich damit aufs Knie und sagte: »Ich hätte geglaubt, Sie haben viel bessere Chancen, ihn zu finden als wir. Schließlich ist er Drogenhändler. Er gehört zu Ihrer Welt. Sie haben alle Quellen, alle Kontakte...«
    »Die üblichen Quellen und Kontakte sind in diesem Fall wenig oder gar nichts wert«, sagte der alte Mann. »Dieser Lavelle... er ist ein Einzelgänger. Noch schlimmer. Es ist... als könne er sich... in Luft auflösen.«
    »Sind Sie sicher, daß er tatsächlich existiert?« fragte Rebecca. »Vielleicht ist er nur ein Strohmann. Vielleicht haben ihn Ihre wirklichen Feinde nur aufgebaut, um sich hinter ihm zu verstecken.«
    »Er ist sehr real«, sagte Carramazza mit Nachdruck. »Er ist im letzten Frühjahr illegal ins Land gekommen. Er kam über Puerto Rico von Jamaica hierher. In dem Umschlag hier ist eine Fotografie von ihm.« Jack öffnete hastig den Umschlag, kramte den Inhalt durch und zog ein acht mal zehn Zoll großes Hochglanzfoto heraus.
    Carramazza sagte: »Das ist die Vergrößerung eines Schnappschusses; er wurde, kurz nachdem Lavelle anfing, in dem Gebiet zu operieren, das traditionell uns gehört, in einem Restaurant aufgenommen.«
    Das Foto war ein wenig unscharf, aber Lavelles Gesicht war deutlich genug, so daß Jack ihn in Zukunft erkennen konnte, sollte er ihm jemals auf der Straße begegnen.
    Er gab das Bild Rebecca.
    Carramazza sagte: »Lavelle will mir mein Geschäft wegnehmen, meinen Ruf innerhalb der fratellanza ruinieren und mich als schwach und hilflos hinstellen. Mich. Mich, den Mann, der die Organisation seit achtundzwanzig Jahren mit eiserner Hand führt! Mich!«
    Endlich schwang eine Andeutung von Gefühl in seiner Stimme mit: kalter, harter Zorn. Als er weitersprach, spuckte er die Worte aus, als hätten sie einen fauligen Geschmack.
    »Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Nein. Sehen Sie, das Geschäft interessiert ihn eigentlich gar nicht. Sobald er es hat, wird er es wegwerfen, wird zulassen, daß die anderen Familien nachrücken und es unter sich aufteilen. Er will nur nicht, daß ich oder irgend jemand anderer mit dem Namen Carramazza

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