Wenn die Dunkelheit kommt
von dem Fall abgezogen werden?«
»Nein, nein«, sagte Gresham. »Ich übertrage euch die Leitung der Sonderkommission. Ich möchte, daß ihr jetzt ins Büro zurückfahrt, einen Angriffsplan, eine Strategie ausarbeitet und euch überlegt, was ihr alles braucht. Wie viele Leute -Uniformierte und Kriminalbeamte? Wieviel Büropersonal? Wie viele Fahrzeuge? Stellt besondere Verbindungen zu den Rauschgiftdezernaten der Stadt, des Staates und des Bundes her, damit wir nicht jedesmal die ganze Bürokratie durchlaufen müssen, wenn wir eine Information brauchen. Dann kommt ihr um fünf in mein Büro.«
»Wir haben hier noch einiges zu tun«, sagte Jack.
»Das kann auch jemand anderer machen«, verfügte Gresham. »Und übrigens haben wir ein paar Reaktionen auf eure Anfragen bezüglich Lavelle bekommen.«
»Die Telefongesellschaft?« fragte Jack.
»Das ist eine davon. Sie haben keine registrierte und keine Geheimnummer für jemanden namens Baba Lavelle.
»Was ist mit dem Elektrizitätswerk?« fragte Jack. »Das gleiche«, antwortete Gresham. »Kein Baba Lavelle.«
»Vielleicht hat er für die Anschlüsse den Namen eines Freundes benützt.«
Gresham schüttelte den Kopf. »Wir haben auch Antwort von der Einwanderungsbehörde bekommen. Nie mand namens Lavelle - Baba oder anders - hat im letzten Jahr eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt, weder kurzfristig noch langfristig.«
Jack runzelte die Stirn. »Also hält er sich illegal im Lande auf.«
»Oder er ist überhaupt nicht hier«, sagte Rebecca.
Sie schauten sie verblüfft an.
Sie führte aus: »Ich bin durchaus nicht überzeugt davon, daß es wirklich einen Baba Lavelle gibt.«
»Lavelle existiert«, sagte Jack. »Sie sind sich da sehr sicher«, stellte Gresham fest. »Warum?«
»Ich weiß es nicht genau.« Jack sah aus dem Fenster zu den vom Schnee umwirbelten Türmen von Manhattan hinüber. »Ich will nicht so tun, als hätte ich Gründe dafür. Es ist nur... Instinkt. Ich spüre es in allen Knochen. Lavelle existiert. Er ist irgendwo da draußen... und ich glaube, er ist der bösartigste, gefährlichste Schweinehund, mit dem unsereiner es jemals zu tun bekommen wird.«
2
Als die Klassen im zweiten Stock der Wellton-Schule Mittagspause hatten, war Penny Dawson nicht hungrig. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, zu dem ihr neu zugewiesenen Spind zu gehen und ihre Essensdose zu holen. Sie blieb an ihrem Platz, legte den Kopf auf die Arme und schloß die Augen, als wolle sie ein Nickerchen machen. Ein saurer, eiskalter Klumpen lag ihr bleischwer im Magen. Ihr war übel -aber nicht, weil sie etwa krank war, sondern vor Angst.
Sie hatte niemandem von den Kobolden mit den Silberaugen im Keller erzählt. Niemand würde ihr glauben, daß sie sie wirklich gesehen hatte. Und sicher würde auch niemand glauben, daß die Kobolde irgendwann versuchen würden, sie zu töten.
Aber sie wußte, was kommen würde. Sie wußte nicht, warum es ausgerechnet ihr passieren sollte. Sie wußte nicht genau, wie oder wann es passieren würde. Sie wußte nicht, woher die Kobolde kamen. Sie wußte nic ht, ob sie eine Chance hatte, ihnen zu entkommen; vielleicht gab es keinen Ausweg. Aber sie wußte, was sie ihr antun wollten. O ja.
Sie machte sich nicht nur wegen ihres eigenen Schicksals Gedanken. Sie hatte auch Angst um Davey. Wenn die Kobolde es auf sie abgesehen hatten, dann vielleicht auch auf ihn.
Sie fühlte sich für Davey verantwortlich, besonders, seit ihre Mutter gestorben war. Sie war schließlich seine große Schwester. Eine große Schwester war verpflichtet, über ihren kleinen Bruder zu wachen und ihn zu beschützen, auch wenn er manchmal wirklich lästig sein konnte.
Im Augenblick befand sich Davey mit seinen Klassenkameraden und seinen Lehrern unten im ersten Stock. Jedenfalls für eine Weile war er in Sicherheit. Die Kobolde würden sich bestimmt nicht zeigen, wenn viele Leute dabei waren; sie schienen sehr darauf bedacht, im verborgenen zu bleiben.
Aber was war später? Was würde geschehen, wenn die Schule aus war und es Zeit wurde, nach Hause zu gehen? Sie wußte nicht, wie sie sich oder Davey schützen konnte.
3
In der Hotelhalle blieben Jack und Rebecca bei den Telefonzellen stehen. Jack versuchte, seine Zugehfrau anzurufen. Wegen der Berufung in die Sonderkommission würde er die Kinder nicht wie geplant von der Schule abholen können, und er hoffte, sie würde Zeit haben, sie mitzunehmen und sie eine Weile bei sich zu behalten. Sie meldete sich
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