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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
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erinnerte und über die Autobahn rauschte, um dort ein Sommerwochenende zu verbringen mit Leuten, von denen man meinen sollte, dass er ihnen würde entfliehen wollen. Er brachte Geschäftspartner mit, Politiker, Freunde, Bekannte, wen auch immer er finden konnte, sagte Jeffrey.
    Nur Jeffrey nahm er nie mit.
    Aber Jeffrey schien sich über diese elterliche Vernachlässigung gar nicht so zu ärgern, wie ich gedacht hätte. Er erzählte ganz ruhig, wie er, sobald er volljährig war, mit seinem Vater seine eigenen Zeiten in der Hütte aushandelte. Juli und August gehörten seinem Vater, die Monate der Nebensaison gehörten Jeffrey. Wegen der Frostgefahr entwässerte Jeffrey die Rohre normalerweise am letzten Wochenende im September und schloss die Hütte für den Winter ab. Nur der ungewöhnlich warme Oktober, ein wahrer Indianersommer, hatte dieses Jahr den späten Aufenthalt ermöglicht.
    Zuerst hörte ich aufmerksam zu, während Jeffrey von der Hütte sprach – dass es viele Hirsche, Füchse und Forellen gab, aber kein Telefon, keinen elektrischen Strom und keine Nachbarn –, aber als die Sonne durch die Windschutzscheibe brannte, die Reifen über die Fahrbahn summten und Jeffreys Stimme sich hob und senkte, wurde ich schläfrig. Ich schloss die Augen.
    Ich wachte auf, als wir auf die erste Fahrrinne auf dem Feldweg stießen.
    »Du hast gerade Fairnham verpasst«, sagte Jeffrey.
    »Fairnham?«
    »Die letzten Ausläufer der Zivilisation; wenn man es überhaupt so nennen kann: ein Postamt, ein Waschsalon und ein Rathaus.«
    Ich sah mich um. Ringsum gab es nichts als Wildnis – tief, schwarz, wild. Riesige Nadelbäume wehrten das Sonnenlicht ab, und Dorngestrüpp, dichte Bäumchen und tote Baumstümpfe verdreckten den Waldboden.
    Etwa zehn Meilen weit ratterten wir immer wieder in die Wagenspuren hinein und wieder heraus, bis Jeffrey plötzlich das Lenkrad scharf nach rechts riss und wir zwischen die Bäume eintauchten.
    Ich schnappte nach Luft.
    Jeffrey lachte. »Wir sind fast da.«
    Als ich mich wieder gefangen hatte, sah ich, dass wir nicht etwa einen neuen Weg durch jungfräulichen Forst bahnten, wie ich zuerst angenommen hatte, sondern tatsächlich einer kaum erkennbaren Spur über die Baumnadeln und toten Blätter folgten. Es schien ewig so weiterzugehen, die Bäume kamen auf beiden Seiten immer näher, bis ich schließlich – gerade, als ich sicher war, zu ersticken, wenn ich nicht gleich Himmel oder Licht oder Luft sehen würde – durch die Bäume das Schimmern des Wassers sah.
    Der Wagen rollte aus und blieb stehen.
    »Gefällt's dir?«, fragte Jeffrey.
    Ich antwortete nicht gleich. Ich war mir nicht sicher. Wenn ich geradeaus schaute, schien die Düsternis des dichten Waldes verschwunden zu sein, als ob jemand einen Zauberstab geschwungen hätte, und die Sonne warf einen willkommenen Teich aus Licht über die Oberfläche des Sees. Ein schmaler Steg aus rauen Planken überbrückte die Lücke zwischen Sonne und Hütte, aber als ich mich umwandte, um die Hütte selbst anzuschauen, sah ich, dass weder Sonne noch Wasser so weit vorgedrungen waren. Die Hütte duckte sich in den Schatten, der so dunkel war, dass er wie die Nacht erschien, und die mit Flecken überzogenen Schindeln der Veranda hüllten das, was ich von Türen und Fenstern sehen konnte, in noch dunklere Schatten.
    Ich spürte, wie Jeffreys Augen auf mich gerichtet waren. »Hannah?«
    »Ich … ja. Es ist … der See … ist schön.«
    Er grinste. »Warte, bis du das Innere siehst.« Er zog mich hinter sich her über drei Steinstufen zur Hütte hinauf. Als ich die Veranda betrat, gab der Boden leicht unter mir nach. Jeffrey zog einen rostigen Schlüssel aus seiner Jackentasche, zwängte ihn quietschend ins Schloss, und die Tür öffnete sich mit einem Stöhnen. Er ließ mich vorgehen, und ich trat ein.
    Es roch nach Moder. Ein fahles grünes Licht drang durch einen Spalt in den Fensterläden, flatterte über den Fußboden und beleuchtete, was unsere Vorgänger uns hinterlassen hatten – Matratzenfetzen, leere Samenkapseln, Mäusedreck. Meine Augen wanderten zur gegenüberliegenden Wand.
    Ein Paar schwarzer Perlenaugen starrte mich an.
    Ich schrie auf.
    Mit zwei Schritten durchmaß Jeffrey den Raum. Er schnappte sich etwas von der Wand und zog es ins Licht. Die gläsernen Augen eines ausgestopften Fuchses schimmerten mir entgegen. Jeffrey lachte. Er setzte den Fuchs ab und zeigte mir die Hütte.
    Sie schien hauptsächlich aus dem Raum, in

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