Wenn die Sinne erwachen - Teil 3
darüber auszuhorchen. Doch dieser versicherte glaubhaft, dass er keine Ahnung habe, was Edans Mutter im Schilde führte.
Schließlich war es Cara, der es gelang Edan zu überreden, nach England zurückzukehren. Es war an der Zeit seine Mutter wiederzusehen und mit der Vergangenheit Frieden zu schließen.
Nebenbei wäre dies auch eine gute Gelegenheit, um seiner Mutter eine neue Schwiegertochter und mit viel Glück auch einen Enkel zu präsentieren, hatte Cara miteinfließen lassen.
Dabei war ihr bei dem Gedanken nach England zu reisen, gar nicht wohl. Sie hatte ein mulmiges Gefühl. Was würde eine der höchsten, weißen, adligen Ladies dazu sagen, dass ihr hochwohlgeborener Sohn, die Tochter eines irischen Säufers und einer schwarzen Sklavin geheiratet hatte?
Cara hatte oft genug die Ablehnung und Verachtung weißer Ladies zu spüren bekommen. Sie verspürte keinerlei Bedürfnis sich erneut Mißachtung und Verletzungen aussetzen. Schon gar nicht, wenn sie aus Edans Familie kamen!
Als ob Edan ihre Ängste gespürt hätte, zog er sie fester in seine Arme, während seine Hände unter ihr Cape glitten und sanft ihren stark gewölbten Bauch zu streicheln begannen.
„ Hab keine Angst, Liebes!“, hauchte er ihr leise ins Ohr. „Ich bin bei dir. Du musst dir keine Sorgen machen. Weißt du, Engländer sind kühle, zurückhaltende, zivilisierte Menschen, die sich meistens sehr gut zu benehmen wissen! Ganz anders, als diese wilden, heißblütigen, schamlosen, ungezügelten …!“
Ein rüder Rippenstoß brachte ihn abrupt zum Schweigen.
„ Benimm dich gefälligst, Edan Chandler! Irgendwie habe ich den Eindruck, dass bei dir nicht mehr sehr viel von dieser guten englischen Erziehung übriggeblieben ist!“
Als Antwort umfassten seine Hände ihre durch die Schwangerschaft größer gewordenen Brüste und drückten sie lustvoll.
„ Ich gestehe, Mrs. Chandler, das wilde, hemmungslose Eheleben mit Euch hat bei mir gewisse Spuren hinterlassen!“ Er wollte sie gerade weiternecken, als Caras überraschter Aufschrei ihn davon abhielt.
„ Oh, mein Gott, Edan! Sieh nur!“
Besorgt schaute Edan auf.
Caras Blick war wie gebannt auf zwei prächtige Kutschen gerichtet, die vor der Anlegestelle der „Eclipse“ zum Stehen gekommen waren. Auf jeder der beiden schwarzen Kutschen prangte unübersehbar das Wappen des Dukes of Exeter.
Doch nicht die prächtigen Kutschen hatten Caras Aufschrei bewirkt, sondern eine der beiden Personen, die aus der vorderen Kutschen stieg.
Edans Blick folgte dem von Cara. Zunächst hatte Edan nur Augen für seine Mutter. Auch wenn er sie einundzwanzig Jahre lang nicht gesehen hatte, erkannte er sie sofort wieder.
Ihr Gesicht mit den violettfarbenen Augen strahlte vor Freude und sie winkte ihm völlig undamenhaft zu. Sie hatte sich kaum verändert. Ihre Figur war etwas fülliger geworden, das Gesicht zeigte feine Fältchen, aber insgesamt war sie immer noch eine wunderschöne Frau.
„ Das gibt es doch nicht. Er sieht aus wie du! Schau ihn dir an!“, hörte er Cara mit tonloser Stimme stammeln.
Erst jetzt wandte Edan seinen Blick dem Mann zu, der langsam hinter seine Mutter getreten war und neugierig zur Schiffsreling hinaufschaute, wo Cara und Edan standen und winkten.
Für eine Sekunde dachte Edan, der Schiffsboden würde sich unter seinen Füssen öffnen und ihn verschlingen. Cara hatte recht. Der Mann dort unten sah ihm frappierend ähnlich!
Die Gesichtszüge des Mannes am Kai mochten älter und faltiger sein, aber die Ähnlichkeit war einfach unübersehbar. Dieser Mann dort unten sah aus wie er! Nur etwa dreißig Jahre älter.
„ Mein Gott, Edan! Ist das ein Verwandter von dir?“, stellte Cara die Frage, die auch Edan sofort in den Sinn gekommen war.
Die Ähnlichkeit zwischen ihm und dem älteren Herrn war einfach zu erdrückend, als dass es sich nur um einen Zufall handeln konnte. Das Auftreten des Mannes, die Art und Weise wie er sich um seine Mutter kümmerte, ließ nur einen Schluss zu: Dies musste John Scott sein, der Duke of Exeter, und der neue Ehegatte seiner Mutter. Eventuell war er auch …
„ Lass uns nach unten gehen!“, sagte Edan mit seltsam ruhiger Stimme. Er fasste Cara am Arm und führte sie zum Landungssteg.
„ Hm, du hattest Recht, meine Liebe!“, flüsterte John Scott seiner Frau ins Ohr. „Es ist nicht zu übersehen. Er ist mein Sohn! In der Jägersprache würde man sagen: Meine Qualitäten als Vererber waren von durchschlagendem Erfolg!“
Er
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