Wenn die Sterne verlöschen
das auch gewesen war, und wird zu einem Ende kommen, wenn die Sterne verlöschen. Manche verlöschen schneller als andere. Zum Teufel, die Riesen überdauern nicht einmal hundert Millionen Jahre. Die Sonne wird zwanzig Milliarden Jahre überdauern, und die Zwerge vielleicht alles in allem hundert Milliarden. Aber nehmen wir eine Billion Jahre, und alles wird finster sein. Ganz einfach, die Entropie muß das Maximum erreichen.«
»Über Entropie weiß ich ganz genau Bescheid«, sagte Adell, der sich nichts nachsagen lassen wollte.
»Den Teufel weißt du.«
»Ich weiß soviel wie du.«
»Dann weißt du, daß eines Tages alles erschöpft sein wird.«
»Na schön. Und wer behauptet das Gegenteil?«
»Du, du armseliger Tropf. Du hast gesagt, wir haben all die Energie, die wir brauchen; für immer und ewig hast du gesagt.«
Jetzt war es Adell, der widersprach. »Vielleicht können wir eines Tages wieder was aufbauen«, sagte er.
»Niemals.«
»Warum nicht? Eines Tages.«
»Frag Multivac.«
»Niemals.«
»Frag doch Multivac. Du traust dich ja nicht. Fünf Dollar darauf, daß es nicht gemacht werden kann.«
Adell war gerade betrunken genug, es zu versuchen, und nüchtern genug, die notwendigen Symbole und Vorgänge in eine Frage zu fassen, die, in Worten ausgedrückt, etwa so ausgesehen hätte: wird die Menschheit eines Tages fähig sein, ohne den Netto-Aufwand an Energie der Sonne wieder volle Jugendkraft zu geben, nachdem sie an Altersschwäche eingegangen war?
Oder vielleicht konnte man es einfacher ausdrücken: wie kann das Netto-Maß der Entropie des Universums in großem Umfang herabgesetzt werden?
Multivac verstummte völlig. Das schwache Glitzern der Lampen verlosch, und die fernen Geräusche klickender Relais erstarben.
Eben als die erschrockenen Techniker kaum noch den Atem anhalten konnten, kam plötzlich Leben in den Fernschreiber, der an diesen Teil von Multivac angeschlossen war. Fünf Wörter wurden ausgedruckt: DATEN UNZUREICHEND FÜR SINNVOLLE ANTWORT.
»Mit der Wette ist's nichts«, flüsterte Lupov. Sie machten sich rasch aus dem Staub.
Am nächsten Morgen litten die beiden unter bohrendem Kopfschmerz und pelzigem Mund und hatten den Vorfall vergessen.
Jerrodd, Jerrodine und Jerrodette I und II sahen zu, wie sich das sternenübersäte Bild auf der Sichtscheibe änderte, als die Reise durch den Hyperraum nach ihrem nichtzeitlichen Ablauf beendet war. Auf einmal wich die gleichmäßige Staubwolke von Sternen der Vorherrschaft einer einzelnen, hellen Marmorscheibe, die in der Mitte erschien.
»Das ist X-23«, sagte Jerrodd voller Zuversicht. Die schmalen Hände verkrampften sich hinter seinem Rücken, bis sich die Knöchel weiß abzeichneten.
Die kleinen Jorrodettes, beides Mädchen, hatten zum ersten Mal in ihrem Leben eine Reise durch den Hyperraum erlebt und waren auf Grund der vorübergehenden Empfindung, daß sich Inneres und Äußeres verkehre, etwas befangen. Sie unterdrückten ihr Kichern, tobten wie wild um ihre Mutter herum und kreischten: »Wir haben X-23 erreicht – wir haben X-23 erreicht – wir haben ...«
»Ruhig, Kinder«, sagte Jerrodine scharf. »Bist du sicher, Jerrodd?«
»Was soll ich denn sonst sein?« fragte Jerrodd und blickte zu dem unscheinbaren Metallwulst gleich unter der Decke hinauf. Er lief die ganze Länge des Zimmers entlang und verschwand auf beiden Seiten durch die Wände. Er war so lang wie das Schiff.
Jerrodd wußte über den dicken Metallstab eigentlich nur, daß man ihn Microvac nannte, daß man ihm, wenn man wollte, Fragen stellen konnte, daß er, auch wenn man das nicht tat, die Aufgabe hatte, das Schiff zu einem vorbestimmten Ziel zu leiten, die Energie der verschiedenen untergalaktischen Kraftwerke aufzunehmen und die Gleichungen für die Sprünge durch den Hyperraum zu berechnen.
Jerrodd und seine Familie brauchten nur abzuwarten, lebten in dem bequemen Wohnteil des Schiffs.
Jemand hatte Jerrodd einmal erzählt, daß das »ac« am Ende von »Microvac« im alten Englisch die Abkürzung für »Analogcomputer« gewesen war, aber er war dabei, selbst das zu vergessen.
Jerrodine blickte mit feuchten Augen zur Sichtscheibe. »Ich kann mir nicht helfen, mir kommt's komisch vor, die Erde zu verlassen.«
»Warum, um Himmels willen?« Wollte Jerrodd wissen. »Dort hatten wir nichts. Auf X-23 werden wir alles haben. Du wirst nicht allein sein. Du brauchst kein Pionier sein. Auf dem Planeten gibt es schon über eine Million Leute. Mein Gott,
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