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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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wollte, tippte ihm jemand auf die Schulter. Erschrocken fuhr Heinz herum. „Moritz!“
    „Nicht so laut, du Idiot! Damit das klar ist, ich bin nicht hier.“
    Heinz nickte langsam.
    „Gut. Jetzt hör mir genau zu. Oben auf der Alp fährt eine kleine Familie Ski…“
    Mit zunehmendem Entsetzen hörte sich Heinz seinen Auftrag an. Er wollte seiner Weigerung schon Ausdruck verleihen, da drückte Moritz die richtigen Knöpfe. „Du wirst das schön erledigen, sonst knöpfen wir uns einfach deine Familie vor. Klar?“
    Wieder ein langsames Kopfnicken.
    „Gut. Und jetzt verschwinde.“
    Verstört trat Heinz ins Freie. Mechanisch wie ein Roboter ging er in die Gondelstation und holte den Rucksack mit dem Skianzug, der Kappe und der Skibrille. Er zog alles über. Die Kappe schob er tief ins Gesicht, und obwohl er noch in der Station war, zog er die Brille bereits auf. In geduckter Haltung stieg er in eine der anfahrenden Kabinen.
    Ohne Verzögerung kam er oben am Seetalhorn an. An jedem anderen Tag hätte er, immer wieder aufs Neue fasziniert, den Blick über das Panorama gleiten lassen. Es war einfach atemberaubend schön. Nur heute nicht. An diesem Tag hatte er nur ein Auge für das abschüssige Gelände vor sich.
    Bisher war niemand zu sehen. Vielleicht waren sie überhaupt nicht mehr da. Dann wäre er aus dem Schneider. Aber schon einige Meter weiter gab der Fels die Sicht auf den Rest der Piste frei. Und damit auch auf drei Menschen, ziemlich weit unten. Er zog sein Fernglas aus der Seitentasche des Rucksacks und stellte es scharf. Obwohl der Mann mit etwas Abstand zu der Frau und dem Kind fuhr, mussten es zweifelsohne die Gesuchten sein, denn die Personenbeschreibung, die er von Moritz erhalten hatte, passte aufs Haar genau. Hier waren sie also, die Steine, die aus dem Weg geräumt werden mussten. Er kannte das Gelände gut, also brauchte er nicht lange darüber nachzudenken, wie er sich abseits der Pisten unbemerkt nähern konnte. Einmal noch atmete er tief ein, um das bedrückende Gefühl loszuwerden, aber es tat sich nichts. Also gab er es auf.
    „Bring’s einfach hinter dich“, murmelte er sich selbst zu, vergewisserte sich, dass alles war, wo es hingehörte, überprüfte den aktuellen Standort seines Ziels, steckte die Stöcke in den Schnee, um loszulegen, da geschah etwas Seltsames.
    Ungläubig starrte Heinz den Hügel hinunter. Wie aus dem Nichts schoss in halsbrecherischer Geschwindigkeit ein Skifahrer hinter einem Fels hervor, direkt auf die Piste, und prallte ungebremst in den inzwischen vorausfahrenden Mann. Einen kurzen Augenblick waren beide in eine riesige Schneewolke gehüllt, aus der sich nur noch einer herauslöste, die Piste wieder verliess und hinter dem nächsten Felsen genauso schnell verschwand, wie er gekommen war.
    Heinz traute seinen Augen nicht. Aber es spielte keine Rolle. Jetzt kam es auf jede Sekunde an. Mittlerweile trugen die Sessel wieder mehr Menschen auf den Berg. Die Mittagszeit schien vorbei zu sein.
    Sich seine Kenntnisse über die Umgebung zunutze machend, eilte Heinz mit den Skiern auf den Schultern zu der Bergstation der Seetalhornbahn. Wenn er sich richtig eri nnerte, war heute Peter für das Ende zus tändig und Manuel für den Anfang , was Heinz entgegenkam. Peter hatte die schlechte Angewohnheit seine Füsse hochzulagern und Zeitung zu lesen, anstatt den Lift im Auge zu behalten, während Manuel immer pünktlich wie ein Uhrwerk Feierabend machte und den Posten verliess, ob die Ablösung vor Ort war oder nicht. Heinz hoffte inständig, Peter käme nicht genau heute auf die Idee seinen Job verantwortungsbewusst auszuführen und dass Manuel nicht doch plötzlich zu warten begann.
    Aber er hatte Glück. Heinz hielt sich noch kurz verborgen, um seine Atmung mitsamt Herzschlag zu beruhigen, bevor er sich aufrichtete und seine Deckung mit möglichst unbeteiligter Miene verliess. So gelassen, wie seine Nervosität es zuliess, mischte er sich unter die Restaurantbesucher, die nach und nach wieder aufbrachen. Als gehöre er dazu wanderte er zwischen den überfüllten Skiständern durch. So konnte er unauffällig die Lage überblicken.
    Kurz wog er ab, was als nächstes zu tun war. Sich unter die Skifahrer zu mischen und so den Berg hinunter bis zu seinem Arbeitsplatz zu kommen, war zu riskant. Wenn g enau dann der Helikopter eintraf , musste er warten und würde nicht rechtzeitig unten sein. Wollte er aber glaubhaft behaupten können, er hätte von dem Unfall nichts

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