Wenn die Würfel fallen
wirklich tolle Dinger.« Offensichtlich hörte er mich nicht, deshalb
ging ich zum Cadillac zurück und wendete ihn vorsichtig.
Fünfzehn Minuten später hielt
ich vor Gabrielles Haus. Ich ging den kurzen Weg zur Haustür hinauf.
Sie war nicht verschlossen. Im
Haus selbst brannte Licht.
»Al Wheeler?« fragte ihre
dunkle Stimme aus dem Innern des Hauses. »Ich bin im Wohnzimmer. Kommen Sie
herein.«
Von einem Flur, der so groß war
wie eine Luftpostbriefmarke, führte eine Tür ins Wohnzimmer. Gabrielle hatte
mir den Rücken zugewandt und war damit beschäftigt, sich einen Drink
einzugießen. »Sie kommen spät«, sagte sie, jedoch ohne Vorwurf.
»Ich trinke meinen Scotch auf
Eis mit ganz wenig Soda, damit ich nicht Gefahr laufe, Alkoholiker zu werden«,
sagte ich hoffnungsvoll, als ich das Zimmer betrat. »Ich bin aufgehalten
worden.«
»Aufgehalten?« Sie füllte ein
zweites Glas, und ich mußte mein Verlangen unterdrücken, es ihr aus der Hand zu
reißen, bevor sie mit dem Eingießen des Sodas fertig war.
»Ich mußte noch mit einigen
Burschen sprechen«, sagte ich. »War nicht weiter schlimm.«
Sie drehte sich um und schaute
mich an. Ich erwiderte den Blick, wobei ich besser abschnitt als sie. Sie
erblickte lediglich einen leicht zerknitterten Kriminaler, aber was ich sah,
war mehr wert als tausend Worte Hemingway.
Gabrielle hatte sich schon
wieder umgezogen — ich vermute, das wird Strippern allmählich zur Gewohnheit.
Jedenfalls trug sie jetzt eine orangefarbene Bluse zu einem Paar Hosen aus
Leopardenfellimitation, die sich enger an ihren Körper anschmiegten, als das
jemals bei einem Leoparden möglich wäre. Aber wer schmiegt sich schon gern an
einen Leoparden an? Jedenfalls umschlossen die Dinger Gabrielles Beine bis
hinunter zu den Fesseln, und falls sie jemals dieser Aufgabe müde werden
sollten, hätte ich gern meinen Job bei der Kriminalpolizei aufgegeben, um sie
abzulösen.
»Setzen Sie sich«, sagte
Gabrielle, »und erzählen Sie mir darüber.«
Wir setzten uns auf die Couch,
und sie reichte mir ein Glas. Der Scotch schmeckte gut. »Was war los?« fragte
sie.
»Vor Ihrer Garderobe warteten
zwei Burschen auf mich. Sie sagten, ich sollte gleich zum Geschäftsführer
kommen.«
»Fulton?«
»Fulton«, nickte ich. »Er kann
die Zukunft lesen. Er prophezeite meine und auch Ihre. Und das innerhalb fünf
Minuten.«
»Was hat er Ihnen gesagt?«
»Daß Sie im Augenblick für ihn
eine wertvolle Versicherungspolice sind. Sie könnten Howard Fletcher nicht
helfen, weil Sie hier blieben. Fulton schlug vor, ich sollte die nächste
Maschine nehmen, nach Pine City fliegen und es Fletcher ausrichten. Man kann
fast sagen, er bestand darauf — er gab mir sogar einen Begleiter zum Flughafen
mit.«
Gabrielle nippte nachdenklich
an ihrem Glas. »Und wo ist dieser Begleiter jetzt?«
»Sucht nach Öl«, sagte ich.
»Reden Sie doch vernünftig«,
sagte sie ungeduldig. »Was haben Sie getan, ihn loszuwerden? Haben Sie ihn
erschossen?«
»Ich hatte das Gefühl, dafür
noch nicht tief genug im Wilden Westen zu sein«, sagte ich. »Ich habe ihn nur
etwas auf den Kopf geklopft.«
Sie holte tief Luft und dachte
darüber nach. Ich beobachtete sie, wie sie tief Luft holte. »Tragen Sie jemals
Überschuhe gegen Schnee«, fragte ich.
»In Las Vegas?« Sie schaute
mich verständnislos an. »Sind Sie übergeschnappt? Brauche ich nie.«
»Deswegen tragen Sie wohl auch
keinen Büstenhalter, stimmt’s?«
»Bleiben Sie bei der Sache,
Wheeler«, sagte sie kurz angebunden.
»Wenn Sie darauf bestehen«,
sagte ich bedauernd. »Wie dem auch sei, Fulton ist ganz unwichtig im Gegensatz
zu Fletcher. Unterhalten wir uns ein bißchen über ihn.«
»Zuerst würde ich ganz gern
etwas mehr über Sie wissen«, sagte sie. »Was spielen Sie in der Sache für eine
Rolle?«
Ich leerte mein Glas. Der
Scotch schmeckte gut, und ich hatte das Gefühl, ihn verdient zu haben.. Ich
ging zum Tisch und füllte mein Glas. Dann kehrte ich wieder zur Couch zurück.
»Der Wahrsager hatte mich sofort durchschaut. Ein kleiner Ganove. Mr. Fulton
meinte, ich sollte lieber ehrlich bleiben, ich hätte nicht das nötige Zeug für
’nen Gangster.«
»Wen hat er denn mit Ihnen
mitgeschickt?«
»Einen Kerl namens Max«, sagte
ich. »Ich dachte immer, die hießen alle Joe. Vielleicht liegt’s hier am Klima.«
»Wenn Sie Max niedergeschlagen
haben und es bis zu mir schafften, dann müssen Sie ’nen Charakter haben.« Ein
schwaches Lächeln spielte um
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