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Wenn Du Luegst

Titel: Wenn Du Luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Salter
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springende Punkt gewesen.
    »Was hat dir am besten gefallen?«

    »Patagonien.« Sie sagte es mit solcher Wehmut, als ginge es um das Paradies oder das gelobte Land. »Es ist kein Berg; es ist eine Region. Die Berge sind nicht besonders hoch, aber es ist unglaublich abgeschieden dort und wirklich, wirklich schön. Die Stürme sind gewaltiger als alles, was man hier kennt. Es ist der beste Platz auf Erden.«
    »Jena. Lass uns von hier verschwinden. Nur für diesen einen Nachmittag. Dave wird dich decken und mich notfalls auf dem Handy anrufen. Nur ein paar Stunden, um zu reden. Mehr nicht.«
    Sie zögerte, dann fragte sie: »Wenn ich mitkomme, versprichst du dann, niemals zu mir nach Hause zu fahren?«
    »In Ordnung«, sagte ich und wusste, dass ich log. Ich konnte mir mühelos Umstände vorstellen, unter denen ich dieses Versprechen brechen müsste.
    »Es ist wirklich wichtig. Du darfst nicht zu mir nach Hause fahren«, wiederholte sie. »Du verstehst nicht.«
    »Was?«
    »Wenn du dich bei mir zu Hause blicken lässt, bin ich tot.«
    Panik stieg in meiner Kehle hoch, und ich versuchte, sie herunterzuschlucken. Ich wusste nicht, ob ich ihr jetzt sagen sollte, dass ich bereits dort gewesen war. Ich beschloss, zu warten und es ihr später zu sagen. Sie musste es auf jeden Fall erfahren, bevor sie nach Hause ging.

kapitel 7
    Jena folgte mir aus dem Gebäude, nachdem Dave geschworen hatte, Jerry - für den unwahrscheinlichen Fall, dass er anrufen sollte - hinzuhalten. Er war persönlich zu der Empfangsdame gegangen, um das mit ihr zu besprechen, und hatte uns dann mit so hoffnungsvoller Miene dabei beobachtet, wie wir in den Aufzug stiegen, dass ich mich schuldig fühlte. Ich wusste, er hoffte auf etwas, das sehr wahrscheinlich nicht passieren würde.
    Sobald wir das Gebäude verlassen hatten, wurde Jena nervös und hielt unaufhörlich nach Jerry Ausschau. Ich versuchte mir einzureden, dass sie durch die vielen Misshandlungen paranoid geworden war. Andererseits wusste ich nicht, wie oft er sie überrascht hatte, wenn sie ihn nicht erwartete. Wir fanden ein kleines, gut zu überschauendes Restaurant, und sie setzte sich mit dem Rücken zur Wand und dem Blick zur Tür. Sie schien sich jetzt ein wenig zu entspannen. Ich würde nicht behaupten, dass sie sich sicher fühlte, nur dass sie weniger ängstlich wirkte als zuvor auf der Straße.
    Sie aß fast nichts, trank aber zwei Gläser Wein. Ich wusste nicht, ob das eine gute Idee war, und bestellte nichts Alkoholisches. Sie hatte mich an den Punkt gebracht,
wo ich halb damit rechnete, ihn durch die Tür stürzen zu sehen, und ich vermutete, dass es nüchtern schon schwer genug sein würde, mit ihm fertig zu werden. Der Wein machte sie etwas lockerer, so dass sie offener redete als zuvor. Das bewies zumindest, dass sie es konnte.
    Das Gespräch drehte sich hauptsächlich um Clark und unsere Familien. Ihre Mutter war im Schlaf gestorben. Jena glaubte an eine Überdosis, aber es hatte keine Autopsie gegeben. Ihr Vater war im Ruhestand. Er war älter gewesen als ihre Mutter, schon über vierzig, als Jena geboren wurde. Er litt mittlerweile unter Alzheimer und lebte in einem Heim für betreutes Wohnen - selbst in Clark gab es eins. Mir war klar, dass wir uns von Clark in die Gegenwart bewegen mussten, aber ich wusste nicht, wie ich das bewerkstelligen sollte, ohne sie zu verlieren.
    »Wie lange warst du bergsteigen?«, fragte ich.
    »Viele Jahre«, sagte sie wehmütig. »Bis meine Tochter zur Welt kam. Danach konnte ich nicht mehr bergsteigen gehen. Ihr Vater war ebenfalls Bergsteiger. Er ist bei einer Tour tödlich verunglückt, nicht lange, nachdem sie geboren wurde.«
    »Das tut mir sehr leid.«
    »Er war ein guter Mann«, fuhr sie fort. »Und er kletterte mit der Anmut einer Katze. Ich wünschte, er wäre nicht gestorben.«
    Es klang so kindlich - »Ich wünschte, er wäre nicht gestorben.«
    »Und dann hast du wieder geheiratet?«
    Sie sah an mir vorbei zur Tür, als genüge es schon,
ihn zu erwähnen, um ihn leibhaftig auftauchen zu lassen. »Vor ein paar Jahren. Tatsächlich kannte ich ihn schon lange, hatte aber den Kontakt verloren. Er war ein Ass unter den Bergsteigern im Yosemite. Künstliches Klettern an großen Felswänden und all das, aber er wollte die spektakulären Sachen machen. Abgesehen davon glaubte er nicht, dass irgendjemand die Wetterbedingungen im Yosemite ernst nahm. Es kann an den Steilwänden glühend heiß sein im Sommer. Wenn die Menschen jedoch an

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