Wenn Du Luegst
für deine geliebte Insel verlassen.«
»Es war nicht nur das«, widersprach ich.
»Du mochtest meine Katze nicht?«
»Ich mochte Hurricane sehr. Die Kratzer sind alle verheilt, und man kann die Narben kaum noch sehen.«
»Was dann?«
»Ich mochte diesen sechsmonatigen Haltbarkeitsstempel auf meinem Hintern nicht.«
»Du kränkst mich. So schlimm war es nicht.«
»Ich widerrufe«, sagte ich, »wenn du mir eine einzige Frau nennen kannst, die es länger als sechs Monate in deinem Leben gab.«
»Meine Mutter?«, schlug er vor.
»Sie hatte sich dazu verpflichtet.«
»Hmmm. Dann muss ich erst darüber nachdenken. Meine Erinnerung ist nicht mehr das, was sie mal war.«
»Das ist genau der Punkt. Die meisten Menschen können ihre Beziehungen an einer Hand abzählen. Nicht viele brauchen dazu einen Taschenrechner.«
»Vielleicht du zu früh das Handtuch geworfen, Rotschopf. Du hast uns keine echte Chance gegeben. Ich überlege gerade«, fuhr er fort, »ob du vielleicht irgendwann mal für einen Besuch zu haben wärst.«
Ich lachte. »Ich bewundere deinen Schneid, aber vielleicht könntest du einen Zeitpunkt wählen, an dem nicht gerade ein durchgeknallter Gangster mit einer eindrucksvollen Mordbilanz hinter mir her ist. Vielleicht ein Zeitpunkt, an dem ich nicht gerade von einer Frau beschützt werde, die geladene Waffen mit sich herumträgt und deren seelische Stabilität zu wünschen übrig lässt.«
»Der Zeitpunkt wird kommen«, erwiderte er. »Hast du ein Zimmer frei?«
»Nein.«
»Gut. Dann müssen wir uns eins teilen.« Damit verabschiedete er sich.
Ich dachte gerade lächelnd über Robert nach, als ich Mandys Auto in der Einfahrt halten sah. Ich winkte ihr zu, während sie auf das Haus zukam. Sie trug abgeschnittene Jeans, ein T-Shirt und darüber ein langärmeliges Hemd in Übergröße. Ohne Zweifel war da ein kleines Holster an ihrem Rücken, das Trägertops unpraktisch machte.
»Hallo«, begrüßte sie mich. »Ich wollte mich nach Ihren Plänen für den Tag erkundigen.«
»Kommen Sie rein.« Ich stand auf und ging nach drinnen. Ich hoffte inständig, dass es mit ihr einfacher sein würde, über dieses Thema zu verhandeln, als es bei Lily gewesen war.
»Wissen Sie«, begann ich, nachdem sie sich gesetzt und ich Kaffee eingeschenkt hatte, »Sie haben mich in Bezug auf Lily wirklich in Panik versetzt.«
»Lohnende Sache, deswegen in Panik zu geraten«, sagte sie. »Je eher sie weg ist, desto besser.«
»Das wird nicht passieren. Sie ist durchgedreht, als ich es vorschlug. Ich weiß nicht, warum. Sie ist nicht besonders glücklich, hier gestrandet zu sein, aber sie wird definitiv nicht weggehen.«
»Sie entscheidet das?«
»Sie kennen Lily nicht. Ja, sie entscheidet das, es sei denn, Sie hätten einen Knebel und Handschellen griffbereit. Über manche Dinge kann man mit Lily verhandeln, über andere nicht. Wenn dieser panische Ausdruck - den ich mir nicht erklären kann - in ihre Augen tritt, dann ist man an jeder Möglichkeit, zu verhandeln, vorbeigeschlittert. Ich bin keine Mutter«, ergänzte ich. »Aber ich versuche, hier mein Bestes zu geben.« Ich trank einen Schluck Kaffee und stählte mich innerlich. »Was mich zu Plan B bringt.«
»Der da wäre?« Sie zog die Augenbrauen hoch.
»Sie. Sie haben Ihre Hilfe angeboten. Ich mache mir mehr Sorgen um Lily als um mich. Mich würde eine endlose, lähmende, psychiatrische Hilfe erfordernde Schuld überkommen, wenn ihr wegen mir etwas zustoßen sollte.
Falls Sie hier wirklich etwas Gutes tun wollen, dann passen Sie auf Lily auf.«
Mandy setzte ihre Kaffeetasse ab. »Breeze«, sagte sie seltsam förmlich. Sie benutzte ihre Polizistenstimme, und für eine Sekunde fühlte ich mich wie eine Kriminelle, die darauf wartet, dass sie die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommt. »Ich habe nicht angeboten, auf Lily aufzupassen. Sie ist in Gefahr, ganz klar, aber Sie sind in größerer Gefahr. Sie sind die Einzige, von der ich sicher weiß, dass Leroy es auf Sie abgesehen hat. Sie bekommen gerade ein Gratisgeschenk. Da haben Sie nicht auch noch die Konditionen zu bestimmen.«
»Ich schlage Folgendes vor«, erwiderte ich. »Lily ist den ganzen Tag über in der Schule. Sie können mich währenddessen nach Herzenslust bewachen. Abends sind wir meistens beide hier. Sie schlagen also zwei Fliegen mit einer Klappe. Und wir verbringen auch den größten Teil der Wochenenden zusammen, also auch kein Problem. Es sind lediglich diese seltenen Momente -
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