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Wenn Du Luegst

Titel: Wenn Du Luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Salter
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stecken«, sagte Lily. »Ich weiß alles über Ausreden. Für einen Teenager bin ich ein ziemlicher Experte, was Ausreden anbelangt. Ich könnte einen Aufsatz darüber schreiben. Sie überlassen uns diesem Leroy. Das ist es doch, was Sie tun, oder? In Ordnung. Sie wollen uns verlassen? Na los, gehen Sie. Sie sagen, dass Sie abhauen werden, also hauen Sie ab.«
    Mandy sah mich an, aber ich zuckte nur hilflos mit den Schultern. Lily war kein Dummkopf. Es gab keine Möglichkeit, die Sache zu beschönigen. Mandy unternahm noch ein paar weitere Anläufe, um es ihr zu erklären, aber Lily aß schweigend ihre Kartoffelchips und ignorierte sie. Schließlich gab Mandy auf und ging. Ich blieb bei Lily in der Küche und lehnte mich neben sie gegen den Tresen. Ich hatte das Bedürfnis, sie zu umarmen, aber ich spürte, dass sie sämtliche Stacheln aufgestellt hatte. Sie hätte nicht deutlicher sagen können, fass mich nicht an, indem sie es gebrüllt hätte. Sie strich Erdnussbutter auf eine Scheibe Brot, verteilte sie sehr sorgfältig und nahm sich viel Zeit, es richtig hinzubekommen. Das Haus war so still, dass ich die Uhr im Wohnzimmer ticken hören konnte.
    »Ich will sie nicht rechtfertigen«, begann ich sanft. »Was sie da tut, ist nicht richtig. Es ist lausig, und du hast jedes Recht, wütend zu sein. Das Problem ist nur, dass sie von diesem Fall besessen ist. Sie ist außer Kontrolle,
was diese Sache betrifft. Ich verstehe es selbst auch nicht so richtig. Es ist wie ein innerer Zwang.«
    »Du hast gesagt, du willst sie nicht rechtfertigen«, erwiderte Lily scharf. »Also lass es.« Damit nahm sie ihr Erdnussbutterbrot und verschwand in ihrem Zimmer.

kapitel 21
    Der Himmel über Seattle war klar und wolkenlos, und in der Luft lag eine süße Frische so wie bei einem gerade abgegebenen Versprechen. Scheinbar nicht gewillt oder interessiert daran, sich zu unterhalten, saß Mandy schweigend da, starrte aus dem Fenster und beobachtete, wie die Stadt an ihr vorüberzog. Robert fiel auf, wie starr sie dasaß, wie gerötet ihr Gesicht war, und er wünschte, sich bei Breeze genauer über sie erkundigt zu haben. Er hatte außerdem wahrgenommen, wie schwer ihre Handtasche zu sein schien, als sie sie im Auto deponierte, auch die Ausbuchtung an ihrem Kreuz war ihm nicht entgangen.
    »Wie haben Sie die Waffen durch die Sicherheitskontrolle gebracht?«, fragte er.
    »Man checkt sie einfach zusammen mit dem Gepäck ein«, erwiderte sie geistesabwesend, »und zeigt seine Dienstmarke vor, damit sie nicht nervös werden, wenn sie sie finden.« Sie sagte nichts weiter, sondern starrte wieder aus dem Fenster. Robert beschloss, einfach den Mund zu halten und sich aufs Fahren zu konzentrieren. Es war offensichtlich, dass sie sich nicht unterhalten wollte. Er fragte sich, wie sie es aufnehmen würde, falls sie niemand antrafen, den sie befragen konnten.

    Sie waren durch eine Reihe von gutbürgerlichen Wohnvierteln gefahren, doch jetzt wurde die Gegend ärmer. Die Straße, in der Gladys Parks lebte, war jedoch nicht so schlimm, wie Robert angesichts der Adresse befürchtet hatte. Es war ein armes Viertel, trotzdem gab es keine Gitterstäbe vor den Fenstern und auch keine verlassenen Häuser, in denen Spritzen herumlagen. Vielleicht war nicht genügend Geld vorhanden, um die Dinge instand zu halten, aber das soziale Gefüge war nicht zerbrochen. Sie sahen Menschen, die auf den Bus warteten, um zur Arbeit zu fahren, und nur ein paar junge Kerle hingen an den Straßenecken herum.
    Das Haus war klein und heruntergekommen, aber im Vordergarten erblühten ein paar frühe Blumen. Die Tür wurde von einer kleinen, korpulenten Schwarzen geöffnet, die Mandy auf Anfang fünfzig schätzte. Sie versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen, dass es nicht Crystal war.
    »Mrs Parks?«, sagte Robert.
    »Wer will das wissen?«
    »Ich bin Robert Giles. Ich glaube, wir haben neulich miteinander gesprochen. Sie riefen mich wegen Daryl Collins an. Das ist Mandy Johnson, eine Polizeibeamtin aus Dallas. Dürfen wir reinkommen? Wir würden gerne mit Ihnen reden.«
    Mrs Parks seufzte, dann machte sie die Tür auf. »Hab schon gewusst, dass Sie irgendwann auftauchen würden.« Sie führte sie in ein kleines Wohnzimmer und deutete auf ein Sofa. Die Möbel waren alles andere als neu, aber das Zimmer war makellos sauber. »Ein bisschen mehr Zeit hätt ich halt gern gehabt«, sagte sie. Schwerfällig
setzte sie sich ihnen gegenüber. »Aber was soll mir mehr Zeit eigentlich

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