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Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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Sie schienen in Dundee nicht viel von Laternenpfählen zu verstehen. Das Ding schwankte, als sei es ein dünnes Ästchen in einem Tornado.
    »Bist nicht von hier, was? Wo kommst du her?«
    »Glenrothes«, murmelte Brady und merkte, wie ihm langsam schlecht wurde.
    »Na, komm mit, ich bring dich ein Stück, dann nimmst du dir ein Taxi und fährst den Ring ab. Sonst kriechst du hier morgen früh noch auf allen vieren rum und suchst dein Auto. Aber nicht mehr fahren, klar?«
    Brady schüttelte den Kopf und überlegte, ob die Laterne wohl umstürzen würde, wenn er sie losließ.
    Er folgte dem Mann durch eine Einkaufsstraße und vorbei an den City Churches, bis sie an eine große Kreuzung kamen.
    »West Marketgait«, sagte der andere und grinste. »Taxi?«
    Brady nickte und sah sich nach etwas zum Festhalten um. Stehenbleiben war ganz schwierig. Es war sehr windig. Während er sich nach einem neuen Laternenpfosten umsah, glaubte er, die Ecke zu erkennen, in der er geparkt hatte. »Da!«, rief er. »Da muss ich hin!« Er konzentrierte sich, machte einen Schritt nach vorne und merkte, dass er den Halt verlor. Diese Bürgersteige in diesem Dundee, dachte er noch, als er merkte, wie ihn der Fremde packte und etwas rief. Brady hörte, wie Autos von rechts gefahren kamen, und konzentrierte sich wieder, versuchte, den Blick scharf zu stellen. Er sah James Cunningham in seinem Wagen.
    »Cunningham!«, brüllte Brady. »Cunningham, warte!«
    Er konnte nicht sagen, ob er stolperte und der Fremde noch versuchte, ihn festzuhalten, oder ob er stolperte, weil der Fremde ihn stieß. Aber Brady taumelte auf die Straße und lief direkt vor eines der fahrenden Autos.
    Nicht nur Sam Taylor kann sich vom Auto überfahren lassen, dachte er, als er auf dem Pflaster lag und sich nicht mehr bewegen konnte. Was Taylor kann, kann Gene Hunt schon lange.

11.
    Die Wohnung der Hepburns mochte nett, ordentlich und sauber sein, aber nichts war sauber genug für Cedric, wenn er sich unwohl fühlte. Ihm steckte die Zugfahrt noch in den Knochen. Er fühlte sich widerlich in seinen Kleidern und brauchte unbedingt eine Dusche, besser noch ein Bad, um den Geruch all der fremden Menschen von seiner Haut und aus seinen Haaren zu bekommen. Fünf Minuten nachdem Isobel weggefahren war, verließ er das Haus, zog die Tür vorsichtig hinter sich zu und schlug den Weg in Richtung Donaldson Gardens ein.
    Sie hätte ihn mitnehmen sollen, dachte Cedric, als er den Tom Morris Drive entlangging und verstohlen die Vorgärten und Häuserfronten der Anwohner inspizierte. Vereinzelt brannte noch Licht in den Vorderzimmern, und Cedric konnte sehen, wie die Menschen dort lebten. Ganz anders als er.
    Nach zwanzig Minuten war er endlich in Donaldson Gardens angekommen. Er stellte mit Schaudern fest, dass er geschwitzt hatte. Ein Grund mehr, so schnell wie möglich unter die Dusche zu gehen.
    Im Dunkeln rannte er die Treppe zu seinem Zimmer hoch. Er holte sich frische Kleidung und ging dann ins Bad. Dort zog er die Kleider aus, warf sie in den Wäschekorb und duschte heiß. Danach ließ er sich ein Bad ein.
    Der Anruf von Mina kam, kaum, dass er sich angezogen hatte. Er nahm das Gespräch an, doch Mina antwortete nicht. Er glaubte, von Ferne eine Männerstimme zu hören, die etwas sagte wie: »Entschuldigung, könnten Sie mir helfen? Ich habe mich verfahren.« Dann folgten ein dumpfer Seufzer von Mina und ein lautes Scheppern. Ihr Handy war zu Boden gefallen.
    »Mina?«, rief Cedric. »Mina? Alles in Ordnung?« Er bekam keine Antwort. Er lauschte weiter. Autotüren. Motorgeräusche. Danach nichts mehr. »Mina!«, schrie er ins Telefon. »Mina sag etwas!« Vielleicht war das Handy in ihrer Tasche. Vielleicht war sie aus Versehen auf die Wähltaste gekommen. Vielleicht hatte das alles nichts zu bedeuten. Doch dann hörte er wieder Stimmen, mehrere Stimmen, Frauen und Männer. Sie lachten und sangen. »Mina!«, brüllte er. Es folgten Kratzgeräusche. Jemand hantierte mit dem Handy herum.
    »Hallo!«, sagte eine Frauenstimme. Sie klang australisch. »Hallo! Wer hat dich denn weggeworfen?« Die Frau war betrunken.
    »Wer spricht?«, fragte Cedric.
    »Hier spricht das arme, einsame Handy, das jemand einfach weggeworfen hat«, sagte die Stimme in schleppendem, dramatischem Tonfall. Gelächter ertönte.
    »Wo sind Sie?«
    »In … Europa! Großbritannien!«
    »Wo genau?«
    Die Frau kicherte. »Da ist einer dran, der will wissen, wo ich bin!«
    »Frag ihn, ob er gut aussieht, dann

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