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Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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könnt ihr euch treffen!«, antwortete eine Männerstimme, und wieder ertönte Gelächter.
    »Hallo? Da bin ich wieder.« Sie versuchte, nüchterner zu klingen, als sie war. »Mit wem spreche ich denn?«
    »Wo sind Sie?«, wiederholte Cedric.
    »Edinburgh. Mittendrin. Ivanhoe?«
    Waverley. Am Bahnhof. Arthur hatte Mina gefunden und entführt.
    Cedric löschte die Lichter und rannte zum Nachbarhaus. Isobel musste noch dort sein, ihr Wagen stand in der Einfahrt. Aber das Haus lag im Dunkeln.
    Ein Schuss zerriss die Stille der Nacht.

12.
    »Du warst bei meinem Großvater, kurz bevor er starb.«
    »Bei Roland, meinem Vater. Ja.«
    Mina konnte sein Gesicht nicht sehen. Er war zu nahe bei ihr, zu weit weg von der Öffnung der Falltür, durch die das einzige Licht eindrang. Sie hatte sich so gut es ging aufrecht hingesetzt und lehnte mit dem Rücken an der kalten Wand.
    »Dein Vater.« Sie hatte es vermutet, seit er von ihr als seiner »Lieblingsnichte« gesprochen hatte. Aber bis eben hatte sie es nicht gewusst.
    »Ich war acht Jahre alt, als Albert Harriet Docherty kennenlernte. Du hast sie auch kennengelernt, nicht wahr?«
    Mina fragte nicht, woher er das wusste.
    »Albert erzählte mir manchmal von meiner Mutter. Sie sei eine schöne Frau gewesen, ein sehr lieber Mensch, das Übliche, was man Kindern eben über tote Eltern erzählt. Sie kam aus Deutschland, er musste aus dem Militär ausscheiden, um sie zu heiraten. So gingen sie nach Schottland, und sie starb kurz nach meiner Geburt. Er reicherte es hier und da mit ein paar Details an, von denen ich mal vermute, dass sie gelogen waren. Zum Beispiel erzählte er einmal, wie sehr sie sich darüber gefreut hatte, als ich meinen ersten Zahn bekam. Zu der Zeit war sie längst tot. Ich habe nie etwas zu Albert gesagt. Er war ein guter Mann. Aber eben nicht mein Vater.«
    »Hat er es dir gesagt? Dass er nicht dein Vater ist?«
    »Nein, nie. Das habe ich selbst herausgefunden. Harriet und er dachten, ich sei noch zu klein, um zu verstehen, was sie sagten. Deshalb passten sie nicht immer auf, was sie in meiner Gegenwart besprachen, und natürlich lauschte ich auch oft an der Tür. Ich lauschte in erster Linie, weil ich Angst hatte, dass Harriet mich von Albert trennen und ihn mir wegnehmen wollte. Die böse Stiefmutter und so. Was ich hörte war, dass die beiden weitere Kinder planten. Eigene Kinder. Darüber war ich höchst erschrocken. Also lauschte ich weiter. Besonders nachts, wenn sie dachten, ich schliefe. Harriet sprach manchmal davon, dass sie Angst davor hatte, schwanger zu werden. Sie war eine junge Witwe, hatte mit zwanzig geheiratet und ihren Mann zwei Jahre später verloren. Er war im Suezkrieg gewesen und hatte sich die Gelbsucht eingefangen. Er starb noch dort unten. Während dieser Ehe war sie schwanger geworden, aber das Kind war eine Totgeburt. Albert war ein Mann voller Verständnis und Nachsicht. Er versicherte ihr, die Entscheidung liege bei ihr, sie hätten alle Zeit der Welt. Als sie sich für ein Kind entschieden hatten, passierte nichts. Natürlich dachten sie zunächst, es läge an ihr. Aber eines Tages, es waren Schulferien und ich kam gerade von Harrow nach Hause, da hörte ich ein Gespräch zwischen Albert und einem seiner Kollegen, der ihn zu Hause aufgesucht hatte. Dieser Kollege eröffnete Albert, dass er zeugungsunfähig sei. Und Albert erklärte ihm – und dadurch auch mir –, dass ich das Kind eines anderen sei und er die Frau damals geheiratet hatte, um sie vor der Schande zu bewahren, die ein uneheliches Kind bedeutet hätte.«
    »Aber du wusstest nicht, wer dein richtiger Vater war. Ich weiß, wie sich das anfühlt.«
    »Deshalb, meine Liebe, erzähle ich es dir. Ich hatte keine Ahnung von Alberts Familie. Er hatte seinen Namen geändert, als er nach Schottland zurückgekehrt war. Es war unmöglich für mich herauszufinden, dass ich ein Barrington war. Bis Albert starb und mir einen Brief hinterließ, von dem niemand, nicht einmal Harriet, etwas wissen sollte. In diesem Brief erklärte er mir, dass sein Bruder, Roland Barrington, mein Vater war. Dass er eine Deutsche geschwängert hatte und die Konsequenzen nicht tragen wollte. Mehr erfuhr ich erst einmal nicht. Den Brief erhielt ich vor gut acht Jahren, und da fing ich langsam an, mich für meine werte Familie zu interessieren. Langsam.« Er machte eine Pause und kam ein Stück näher an Mina heran. »Ich bin nämlich im Grunde ein ganz sensibler Kerl, meine Liebe.« Er lachte wieder,

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