Wenn es daemmert
Parfüms hing im Flur. Ihre schmuddelige Jacke, wahrscheinlich von Woolworth oder Asda, die seit ihrer Herstellung noch keine Reinigung von innen gesehen hatte, hing an der Garderobe. Und dann diese Stiefel: Plastik. Schlangenlederimitat. Kein Tag, an dem sie sie nicht voller Stolz trug, und er hatte noch nie gesehen, dass sie sie geputzt hätte. Entsetzlich.
Entsetzlich auch, was sie mit der Küche machte. Überhaupt mit jedem Raum, den sie betrat. Sie machte nicht sauber, sie verteilte nur den Dreck und half den Bakterien, sich zu vermehren.
Es ging einfach nicht, und er hatte keine Ahnung, wie er es seinem Vater sagen sollte. Oder ihr. Aber sie musste raus aus diesem Haus. Er konnte sie nicht mehr ertragen.
Vor zwei Wochen war sein Vater in dem herrschaftlich anmutenden viktorianischen Haus in Donaldson Gardens vorbeigekommen. Am Steuer des Bentleys saß Malcolm, auf dem Rücksitz ein junges Mädchen. Lord Darney war zunächst alleine hereingekommen, um mit seinem Sohn zu sprechen. Ein Gesicht wie Weihnachten hatte er gemacht: strahlend vor Verlogenheit.
»Ich hab was für dich. Eine Überraschung.« Er hatte gegrinst und sich die Hände gerieben. »Du hast es zwar nicht verdient, aber du bist mein einziger Sohn, und da jetzt hoffentlich das Ende deines Studiums naht … Es sind doch nur noch drei Monate? Nicht wahr?«, hatte er begonnen. Cedric hatte nur genickt und abgewartet.
»Jedenfalls dachte ich mir, ihr mit eurem Junggesellenhaushalt, ihr lebt ja nun sehr studentisch, sicher könntet ihr etwas Hilfe vertragen. Und bevor ich euch eine dicke, alte polnische Putzfrau zweimal die Woche vorbeischicke«, er grinste verschwörerisch und klopfte seinem Sohn auf die Schulter, »da dachte ich mir, ein nettes, hübsches Au-pair ist euch sicher lieber, nicht wahr?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er hinaus, um das Mädchen aus dem Bentley hereinzuholen. »Das«, sagte sein Vater, »ist Pepa. Sie kommt aus Rumänien. Heißen wir unsere neue EU -Mitbürgerin herzlich willkommen.« Er schob Pepa in Cedrics Richtung.
Das Erste, was ihm auffiel, war ihr Geruch, das billige, süßliche Parfüm, das für ihn schon bald das aufdringlichste Zeichen ihrer Anwesenheit werden würde. Dann, dass ihre langen dunklen Haare wohl nur schwer zu bändigen waren. Zwei einzelne Haare hatten sich gelöst, als sie sich mit einer Hand durch die Mähne gefahren war, eine Geste der Unsicherheit, während sie ohne Freude vage in seine Richtung lächelte. Er sah den Rest ihrer Kleidung an: eine Fliegerjacke mit groben Reißverschlüssen, ein kurzer Jeansrock, schwarze Strumpfhosen, die an den Knien ausgebeult waren, und die Schlangenlederstiefel, die natürlich in Wirklichkeit aus Plastik waren. Alles in allem wirkte sie irgendwie schmutzig. Ihr Make-up ließ sie wie einen kleinen, hilflosen Clown aussehen: dunkelrote Lippen mit einem noch dunkleren Lipliner, der weit über die natürliche Form ihres Munds hinausging. Ein dicker schwarzer Strich um die Augen. Dunkelblauer Lidschatten. Zu viel Mascara. Noch viel mehr Puder und Abdeckcreme, die die Reste einer Pubertätsakne verschwinden lassen sollten.
Ohne die Farbe im Gesicht würde sie wahrscheinlich jünger aussehen. Wie fünfzehn. Mit Farbe sah sie aus wie knapp achtzehn.
»Cedric«, sagte Cedric und entschied sich dagegen, ihr die Hand zu geben. Seine Hände blieben tief in den Hosentaschen verborgen und umklammerten zur Sicherheit die Desinfektionstücher, die er immer bei sich trug.
Sein Vater hatte Cedrics Mitbewohner geholt, Pete und Doug. »Das ist Pepa«, sagte er stolz, als zeigte er den beiden ein neues Auto. »Sie geht euch von nun an im Haushalt zur Hand.«
»Hey, cool!«, rief Doug und sah sie von oben bis unten an. »Nur im Haushalt?«, fragte er mit einem anzüglichen Grinsen in Richtung Cedrics Vater und zwinkerte ihm zu, während er Pepa die Hand schüttelte. Lord Darneys Augen verengten sich.
»Sie ist in erster Linie dazu da, Cedric das Leben zu erleichtern. Vielleicht habe ich mich gerade etwas unklar ausgedrückt.«
Doug zwinkerte wieder, und Pete stand noch immer in der Tür zum Wohnzimmer, wo die Begrüßungszeremonie stattfand. Er starrte das junge Mädchen unverwandt an. Cedric spürte, wie sich Pepa unter Petes Blick zunehmend unwohl zu fühlen begann. Noch unwohler, als ihr vermutlich ohnehin schon zumute war. Kein Wunder, Pete sabberte bereits. Wie immer. Pete war nicht wählerisch.
Cedric bemühte sich um Höflichkeit. »Vater, ich habe
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