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Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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Princes Street und nicht weit vom Calton Hill.
    Er holte sich ein Bier und ihr ein Glas Orangensaft. Dann erzählte sie von Harriet Docherty, die sie in Kirkcaldy besucht hatte, und von Arthur. »Wusstest du, dass du einen Cousin hast?«
    David starrte sie an, als hätte sie ihm gerade eröffnet, sie bekäme Drillinge von ihm. »Einen Cousin?«, fragte er.
    »Albert ist dein Onkel. Also ist sein Sohn Arthur dein Cousin«, wiederholte Mina, während David in sein Bier hustete. Sie konnte förmlich sehen, wie er sich Gedanken darüber machte, was es für seine Karriere bedeutet, einen kriminellen Cousin zu haben. »Mrs Docherty sagt, Arthur wisse gar nicht, dass er mit uns verwandt ist.«
    »Ah?«, brachte David hervor. »Weiß er nicht? Na, wäre das nicht gut?«
    »Und du wusstest auch nichts von ihm?«
    »Nun.« David nahm einen großen Schluck. »Ich wusste, dass es da einen Onkel Albert gab, der eine Deutsche geheiratet hatte, aber ich habe ihn nie kennengelernt. Vater hat niemals darüber geredet. Was hast du vor?«
    »Ich werde versuchen, ihn zu finden. Was sonst? Er ist ein Mörder«, sagte Mina. »Kannst du mir helfen?«
    David schüttelte den Kopf. »Ich kann … Nein!«
    »Er hat deine Schwester getötet! Und einer der ermittelnden Polizisten deckt ihn wahrscheinlich!«
    »Nicht so laut«, zischte David. Dabei hatte Mina nicht laut gesprochen, und es saß auch niemand in ihrer Nähe, der sie hätte belauschen können. »In Ordnung, du hast Recht. Pass auf, ich überlege mir etwas. Wo wohnst du jetzt?«
    Sie zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Ich suche mir ein Hotel.«
    »Du kannst jederzeit zu uns kommen.«
    Er war doch kein so schlechter Kerl, dachte Mina und musste lächeln. »Danke, ich komm schon klar.«
    »Wo sind deine Sachen?«
    »Bei Hopkirk, der passt drauf auf. Danke noch mal, dass du ihn mir empfohlen hast.«
    David verzog das Gesicht. »Keine fünf Minuten, nachdem er das Mandat hatte, rief er bei mir an, um es mir auf die Nase zu binden. Ich muss mich jetzt einen Abend lang mit ihm in seiner Whisky Society langweilen, damit er es nicht überall herumtratscht.«
    »Du wirst schon damit klarkommen.«
    »Das werde ich vermutlich«, meinte David.
    Dann hatte er sich verabschiedet. Er musste wieder zurück zum Gericht. Mina war anschließend weiter zum Calton Hill gegangen.
    Sie setzte sich auf die Stufen des unvollendeten National Monuments und nahm eine Dose Irn-Bru aus der einen Manteltasche und einen Twix-Riegel aus der anderen. Tagsüber war es zu warm für ihren Mantel gewesen, aber sie hatte ihn mit sich herumgetragen wie einen Talisman. Nun, am Abend, war sie froh, dass sie ihn dabeihatte. Die Menschen um sie herum, die sich versammelt hatten, um den Sonnenuntergang zu sehen, störten sie nicht, im Gegenteil.
    Calton Hill bot den besten Blick über die Stadt, den es gab. Man konnte von hier aus auch den Hafen von Leith sehen und die gegenüberliegende Küste von Fife, über der sich dunkle Wolken zusammengezogen hatten. Das wechselhafte Seewetter sorgte auf der anderen Seite des Forth gerade für Regen, während in Edinburgh den ganzen Tag kein Tropfen gefallen war.
    Sie musste immer noch warten, aber sie war zu erschöpft, um weiterzulaufen, und zu ängstlich, um sich in ein Café zu setzen. Arthur könnte sie finden, bevor sie ihn fand. Er würde sie niemals auf Calton Hill vermuten. Ihr fiel ein, dass er gar nicht wusste, wie sie jetzt aussah. Ihr fiel gleich darauf ein, dass Brady es ihm sicher gesagt hatte, falls es zwischen den beiden wirklich eine Verbindung gab. Dann nahmen ihre Gedanken eine ganz andere Richtung.
    Eineinhalb Jahre war es her, dass sie gedacht hatte, ihr Leben sei perfekt, so, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Vielleicht sogar besser. Sie war mit einem Mann zusammen, den sie liebte – das dachte sie jedenfalls – und der sie liebte – was man eben so denkt. Sie war noch keine dreißig und bereits eine ebenso anerkannte wie erfolgreiche Autorin. Sie trank nicht, rauchte nicht, nahm keine Drogen, war glücklich. Nur ein halbes Jahr später war ihre Beziehung kaputt, sie hatte versucht, sich umzubringen und war stattdessen in einer psychiatrischen Klinik gelandet, um ihre Depressionen behandeln zu lassen. Depressionen waren ihr stets fremd gewesen.
    Heute, drei Monate nach ihrem dreißigsten Geburtstag, waren Depressionen ihr ständiger Begleiter. Sie war abhängig von Antidepressiva, der erste Mann, mit dem sie sich nach der Trennung von ihrem Verlobten

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