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Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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wissen.«
    Julian war nur einen Moment irritiert, fasste sich aber zum Glück rasch. »Vincent hat es meinen Eltern erzählt.«
    Yannis musterte ihn. Ich wusste nicht, ob es ihm einfach Spaß machte, uns wie Laborratten zu beäugen: Er schmeißt uns ein paar Köder hin und beobachtet, was die Ratten tun.
    »Ich hätte euch noch gern ein paar Fragen gestellt, aber da wart ihr leider schon weg.«
    Irrte ich mich oder musterte er uns jetzt wieder argwöhnisch? Hatte ich vor einem Dreivierteljahr noch gedacht, er würde uns mögen, vor allem Tammy und mich, wurde ich jetzt das Gefühl nicht los, dass er uns verdächtigte, irgendwie mit Patricks Verschwinden zu tun zu haben.
    Und mein Bauchgefühl sagte mir, dass wir aufgeschmissen waren.
    Aber dann redete ich mir ein, dass sie die Leiche nicht gefunden haben. Yannis hätte uns diese Nachricht sicherlich genüsslich auf die Nase gebunden. Die Sekunden dehnten sich.
    Yannis sah noch immer durchs Seitenfenster zu uns herüber und Julian machte keine Anstalten, endlich loszufahren.
    »Tja«, sagte Claas nun in seinem gewohnt überheblichen Tonfall, »ich weiß nicht, was Sie wissen wollten, denn wir hatten nichts weiter mit ihm zu tun, oder?« Damit richtete er die Frage an uns. Wir nickten. »Er war ja nur zweimal oben in der Villa, einmal mit Vincent und ein anderes Mal hat er netterweise den Glaser überwacht«, sagte Tammy und Julian ergänzte: »Wir haben ihm noch Extra-Trinkgeld gegeben … und das war’s.«
    Yannis’ Blick glitt von Tammy zu Julian. »Bisher ist er jedenfalls nicht wieder aufgetaucht.«
    Sie haben die Leiche tatsächlich nicht gefunden!, triumphierte ich insgeheim und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
    »Vielleicht ist es ihm hier einfach langweilig geworden?«, warf Claas ein und lachte. »Nichts gegen Ihren Ort hier, aber für Kinder ist es doch ziemlich langweilig. Und wenn sie dann siebzehn oder achtzehn werden, wollen sie weg, die große weite Welt sehen, oder, Monsieur Le Commissaire?« Commissaire? War Yannis befördert worden? Oder wollte Claas ihm damit zu verstehen geben, dass er nur ein kleiner Streifenpolizist war, der auf ewig in der Provinz festsaß?
    Yannis bedachte Claas mit einem vernichtenden Blick.
    »Aber wenn wir Ihnen irgendwie weiterhelfen können«, sagte Claas übertrieben höflich, »dann tun wir das sehr gern, oder Leute?«
    Wir nickten gezwungen.
    Endlich machte Yannis Anstalten, uns weiterfahren zu lassen. Wir verabschiedeten uns höflich und ich atmete auf.
    »Was sollte das eigentlich?«, fragte Tammy und warf einen wütenden Blick nach hinten zu Claas.
    »Na, überleg doch mal! Wenn wir stocksteif und stumm im Auto gesessen hätten, hätte er doch sofort gecheckt, dass wir nervös sind!«
    »Aber das mit dem Commissaire hättest du dir sparen können«, sagte ich, »damit hast du wahrscheinlich seinen wunden Punkt getroffen! «
    »Ach, na und! Dieser Flic ist doch einfach lächerlich mit seinem weißen Gürtel und der strammen Jacke! Und er bildet sich noch was drauf ein!«
    Keiner erwiderte etwas, ich glaube, wir alle wollten so schnell wie möglich zur Villa, die Angelegenheit hinter uns bringen und dann wieder nach Hause fahren, um endgültig zu vergessen.

29
    Nicht nur der Ort hatte sich verändert, auch die Landschaft.
    Wochenlanger Regen hatte die Erde aufgeweicht. Laub, Blüten und Piniennadeln moderten vor sich hin und hinterließen dabei den süßlichen Geruch nach Verwesung. Auf der Fahrt über die gewundene Straße hinauf in die Hügel blitzte das Meer metallisch blau herauf und der Himmel war so hell, ja fast weiß, als gäbe es ihn nicht mehr, als sei an seine Stelle eine große Leere getreten.
    Julian steuerte den BMW in die Garage der Villa. Ich versuchte mir vorzustellen, wir wären das erste Mal zusammen hier und wollten ein paar Tage abhängen. Ich stellte mir vor, dass wir zusammen zum Strand hinunterfahren, dass wir Späße machen und lachen würden, dass ich mich nur für Claas interessierte, nicht für Julian. Und ja – Yannis gab es in meiner Vorstellung natürlich auch nicht.
    Seltsam war, dass ich mich plötzlich den anderen so verbunden fühlte. Im Starbucks waren sie mir alle wie Fremde vorgekommen.
    Sobald wir aus der Garage traten, wurden wir brutal an die Fakten erinnert: Vincent kümmerte sich nicht mehr um Haus und Garten, jedenfalls längst nicht mehr mit solchem Engagement wie früher. Julian und Tammy hatten erzählt, dass er nun häufig krank war und die körperliche Arbeit

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