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Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit

Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit

Titel: Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Spezzano
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hat Depression als Nummer eins unter allen Gesundheitsbeschwerden ausgemacht. Sie ist sogar noch weiter verbreitet als Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Depression entsteht aufgrund dessen, was wir nicht haben verwinden können. Sie ist eine nicht abgeschlossene Trauer, ein nicht beendetes emotionales Problemthema. Depression trennt uns und veranlasst uns, uns von anderen und der Welt zurückzuziehen. Sie verschärft den Teufelskreis von Trauer und Schuld und wir ziehen uns noch weiter zurück. Wenn wir einen Verlust erlitten haben, dann war das ein Verlust von etwas, das uns nicht länger dienen konnte. Depression ist der Verlust, über den wir irgendwie nie hinwegkommen. Sie macht uns taub für den Aufruf zur Neugeburt auf einer neuen Ebene.
    In der Arbeit mit Klienten habe ich in Zusammenhang mit der Entfaltung des Unterbewusstseins eine meiner größten Überraschungen erlebt. Ich habe festgestellt, dass es Verluste gibt, die aufgrund von Glaubensmustern, der eigenen Absicht (!) und einem Mangel an Wertschätzung für das, was verloren geht, entstehen. Auf der Ebene des Unbewussten kann ein Verlust als Seelenlektion arrangiert sein, um unser Bewusstsein zu erhöhen und zu erweitern. Alle drei Antriebskräfte können zu Verlust führen, obwohl dieser Mechanismus meistens abgespalten, geleugnet und verdrängt wird. Wenn wir zum Beispiel eine eng verbundene Familie nicht schätzen, kann das in dem Bestreben, Unabhängigkeit zu erlangen, zu einem Verlust führen. Wenn wir absichtsvoll etwas verlieren, dann nur deshalb, weil wir meinen, dafür etwas Besseres gewinnen zu können. Die Verantwortung für die eigenen Verluste zu übernehmen ist ein wesentlicher Schritt zu Eigenverantwortung und menschlicher Reife. Dass wir uns selbst zur Rechenschaft ziehen bedeutet, dass wir zu hundert Prozent für alles verantwortlich zeichnen, was uns je geschehen ist, und uns zugleich als völlig unschuldig betrachten – trotz unserer fehlerhaften oder irrtümlichen Entscheidungen und dem Leid, das wir als deren Konsequenz erfahren.
    In den 1970er-Jahren habe ich begonnen, diese Art von Verlust in Beziehungen zu erforschen, aber es hat einige Jahre gedauert, um die Mosaiksteinchen zusammenzusetzen und zu erkennen, dass das Gesamtbild von Verlust auf bestimmten Wirkprinzipien beruht, die verallgemeinert werden können. Ich bemerkte, dass eine Beziehung niemals verloren ging, wenn nicht beide Partner sie beenden wollten – trotz des offenbaren Schmerzes, der zumindest für einen der beiden Partner »bewies«, dass er das »Opfer« war und vermeintlich keine Trennung gewollt hatte. Auf einer unterbewussten Ebene entscheiden immer beide Partner, dass eine Beziehung vorbei ist, obwohl einer oder beide dies unter Umständen vor sich verbergen. Ich fand heraus, dass die Beziehung entweder abgelaufen war, weil die Partner all das gelernt hatten, was sie miteinander lernen wollten, oder weil beide Partner Angst vor der nächsthöheren Ebene von Zuwendung und Bindung hatten. Ich sah, dass der Bruch einer Beziehung von beiden Partnern gewählt worden war und dass diese Entscheidung dann verdrängt wurde.
    Aufgrund dieser Erfahrungen entdeckte ich allmählich, dass dasselbe auch in Familien passierte, in denen es gebrochene Herzen, Verlust oder sonst irgendein Trauma gab. Schließlich fand ich heraus, dass alle Formen von Traumen, die uns derart beeinflussen, dass wir uns vom Leben zurückziehen, auf einer Ebene des Unterbewusstseins oder des Unbewussten bereits beschlossen worden waren, damit wir eine bestimmte Seelenlektion lernen.
    All diese Entdeckungen waren ziemlich überraschend, aber sie brachten viele Themen in eine übersichtliche Perspektive und zeigten einen Ausweg aus einer traumatischen Vergangenheit auf. Ich wiederhole: Verantwortlichkeit bedeutet, dass wir einerseits zu hundert Prozent für alles verantwortlich sind, was uns geschieht, und dass wir ebenso zu hundert Prozent unschuldig sind.
    Wir können Depression als etwas betrachten, das wir noch nicht losgelassen haben. Wenn wir etwas nicht losgelassen haben, haben wir beschlossen, es zu verlieren und diese Absicht ins Unbewusste abzuschieben. Wenn wir überlegen, warum wir denn unbedingt einen Verlust erleiden wollen, kommen wir auf Muster wie Aufmerksamkeit erlangen zu wollen, jemand Besonderer sein zu wollen, Rachegelüste, Minderwertigkeitsgefühle, Schuld abzahlen zu wollen, unsere Angst zu beschützen anstatt sie anzuschauen und aufzulösen, Suche nach Vorwänden

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