Wenn es plötzlich Liebe ist
sich nie in ihn verliebt hatte.Viele Frauen waren ihm nachgejagt. Die meisten sogar.
Er lächelte sie an. »Dein Freund ist ein bisschen wortkarg, nicht?«
Grace sah zu Smith hinüber, der an einem Türrahmen auf der anderen Raumseite lehnte. Er trug Schwarz, allerdings keinen Anzug. In dem gedämpften Licht wirkten seine Augen sehr dunkel.
Sie erwiderte Jacks Lächeln. »Du kennst ihn einfach nicht.«
»Ich habe auch keine Eile, ihn kennen zu lernen. Bevor ich den zum Tischnachbarn habe, sitze ich lieber draußen in der Kälte.«
»Ich freue mich auf Blair morgen«, sagte Grace, die nicht weiter über Smith reden wollte. »Sag mal, wann werdet ihr beide endlich heiraten?«
Jack lachte und trank einen Schluck Bourbon. »Du wechselst das Thema. Gute Strategie und ein besonders geeignetes Thema. Sollen wir lieber über das Wetter reden?«
Grace lachte. »Du wirst sie doch heiraten, oder?«
Ihr Freund kniff die Augen schmal zusammen, blickte in sein Glas und ließ die Flüssigkeit darin kreisen. »Irgendwann werde ich es schaffen.Wer weiß.Vielleicht sogar sehr bald.«
»Worauf wartest du?«
Seinem eleganten Achselzucken folgte ein verschmitztes Lächeln. »Die Planeten müssen in der richtigen Konstellation stehen. Mein Mond sollte sich im ersten Haus befinden, aber in den letzten dreißig Jahren war er immer im zweiten. Vielleicht ist es auch andersherum.«
»Sie ist eine wunderbare Frau.«
»Ich weiß. Und sie kommt mit mir zurecht. Das macht sie geradezu zu einer Heiligen.« Jack blickte hoch. »Aber erzähl mir ja nicht, dass das Eheleben fantastisch ist. Meine Mutter versucht mir das ständig einzureden, und ich kann es kaum noch hören.«
Grace hob ihr Glas an die Lippen und blieb stumm. Das war vermutlich das Letzte, was sie jemandem erzählen würde.
Als Marta ankündigte, das Essen sei serviert, bot ihr Jack den Arm, den sie auch ergriff. So gingen sie zusammen ins Esszimmer. Dabei spürte sie Smiths scharfen Blick im Rücken. Sie musste dagegen ankämpfen, nicht herumzuwirbeln und ihm zu sagen, dass seine Intensität sie sehr nervös machte. Sie war bei sich zu Hause, umgeben von Freunden. Es war nicht gerade zu erwarten, dass Hugh Blankenbaker mit der Gabel auf sie zustürzte.
Doch sobald sie sich gesetzt hatte, gab es andere Sorgen. Mitten im ersten Gang unterbrach die Stimme ihrer Mutter mit Sensenschärfe alle anderen Gespräche. »Nun sagen Sie mal, Mr. Smith, was machen Sie eigentlich?«
Allgemeines Schweigen. Alle Augen waren auf Smith gerichtet, nur Grace’ nicht. Sie blickte auf ihren Teller und fragte sich, wie sie ihre Mutter am besten ablenken konnte.
Sie konnte ja ihre bevorstehende Scheidung erwähnen, dachte sie trocken.
»Dienstleistungsgewerbe«, erwiderte John gelangweilt.
»Und was für Dienste haben Sie zu bieten?«
Grace antwortete an seiner statt. »John arbeitet in der Organisationsentwicklung. Ich habe ihn in die Stiftung berufen, um nach Vaters Tod die Teamarbeit zu fördern.«
Carolina starrte ihre Tochter einen Moment lang an. »Na, wenn es sein muss. Ich kann allerdings immer noch nicht verstehen, warum du nicht alles Mr. Lamont überlässt. Dein Vater hatte größtes Vertrauen in ihn.«
Ja, vielleicht, dachte Grace. Aber er hat dem Mann nicht die Stiftung hinterlassen, oder?
Stattdessen lächelte sie mit schmalen Lippen. »Danke für den Vorschlag.«
Als sich die Unterhaltung wieder belebte, trafen sich Grace’ und Smiths Blicke.
Jack stieß sie an. »Na?«
»Wie bitte?«
»Was versteigerst du dieses Jahr beim Ball?«
Ehe sie ihm in aller Freundschaft antworten konnte, waren die anderen am Tisch wieder verstummt und sahen sie an. Sie setzte ein Lächen auf und brachte ein paar vorbereitete Floskeln vor.
»Wir haben die Veranstaltung dieses Jahr verlegt. Sie findet im Atrium der Hall-Stiftung statt und nicht im Plaza. Alles wird in den Räumlichkeiten sehr spektakulär wirken, wenn wir die Akustik hinbekommen.«
Mr. Blankenbaker beugte sich vor und rückte dabei die Brille auf seiner kleinen Nase höher. »Und was wird versteigert?«
»Wir haben uns noch nicht entschieden«, antwortete Grace.
Und es ist eine verdammt schwere Wahl. Zwischen null und nichts.
»Wären Sie an Copleys Porträt von Nathaniel Walker interessiert?«
Grace senkte langsam den Löffel. Sie glaubte, ihn falsch verstanden zu haben. »Wie bitte?«
»John Singleton Copleys Porträt von Nathaniel Walker. Ich glaube, es stammt aus dem Jahr 1775. Kurz vor der Schlacht von
Weitere Kostenlose Bücher