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Wenn es plötzlich Liebe ist

Titel: Wenn es plötzlich Liebe ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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würde, um zu überprüfen, wer wo schlief.
    Aber völlig unmöglich war es auch nicht.
    Grace ging in ihr Zimmer. Sie fühlte sich vollkommen beherrscht von ihrer Mutter.Von Smith ebenfalls.Am meisten aber war sie über sich selbst verärgert. Warum in aller Welt hatte sie solche Angst davor, einem Gast ein anderes Zimmer anzuweisen? Sie war immerhin jetzt dreißig.Wann würde sie endlich so erwachsen sein, dass sie ihrer Mutter einmal widersprechen könnte?
    Wenn sie so weitermachte, würde sie weiterhin herumkommandiert und an der Hand gehalten werden, es sei denn, sie würde der Frau endlich die Stirn bieten.
    Als Grace sich umsah, verschob sich die Zeit für sie. Sie hatte fast alle Sommer in Newport verbracht, und ihr Zimmer
hatte sich in den dreißig Jahren überhaupt nicht verändert. Die Vorhänge und die Tapete waren genauso hellgelb wie immer, die Möbel waren niemals verrückt worden, seitdem sie mit drei Jahren vom Kinderzimmer in dieses »Mädchenzimmer« gezogen war. Die Fenster mit Blick aufs Meer und den Garten ließen das Licht in den vertrauten Mustern auf dem Boden spielen. Und die Glastüren, die auf eine Terrasse führten, klapperten vertraut und tröstend im Seewind, der aufs Haus zuwehte.
    Grace öffnete die Tür und trat hinaus auf die Veranda, die den gesamten zweiten Stock umgab. Dort unten, gleich hinter dem Garten, rauschte das Meer. Dieses Geräusch verband sie auf immer mit diesem Haus, ihrem Zimmer. Und mit glücklicheren Zeiten.
    Als sie Schritte hinter sich hörte, versteifte sie sich.
    »Wenn du doch nur weniger auffällig wärest …« Sie drehte sich um. »Jack!«
    Grace lachte laut auf und umarmte den Freund. Dann löste sie sich strahlend lächelnd. Ihr Blick fiel auf Smith, der sie mit zusammengekniffenen Augen vom Gang her beobachtete.
    »Äh … John«, sagte sie und trat wieder ins Zimmer. »Ich möchte dir einen meiner alten Freunde vorstellen, Jack Walker.«
    Jack lächelte in Richtung der Tür, zog aber dann eine Braue hoch. »Na, es ist mir ein Vergnügen. Wie geht’s, Fremder?«
    Es knisterte vor Spannung, als Smith vom Gang ins Zimmer trat, die beiden Männer einander die Hände schüttelten und einander dabei abschätzten. Grace fiel der Abend im Congress Club wieder ein. Sie fragte sich, was die Abneigung zwischen ihnen ausgelöst haben mochte.

    »Wo ist Blair?«, fragte sie in der Hoffnung, das Testosteron aus der Atmosphäre zu vertreiben.
    Aber wenn das ihr Ziel war, dann hätte sie vermutlich mehr Erfolg gehabt, wenn sie den beiden eine Maniküre und ein Make-over angeboten hätte.
    Jack sah sie an. »Blair hat sich einen Backenzahn abgebrochen und brauchte Wurzelbehandlung. Sie ist nicht mitgekommen und weicht ihrem Zahnarzt, der sie mit Schmerzmitteln versorgt, nicht von der Seite. Sie kommt irgendwann morgen.
    Grace zog eine Grimasse. »Das tut mir leid.«
    »Und Ranulf?«
    »Auch nicht hier. Zu viel zu tun.« Die Worte stürzten ihr nur so von den Lippen. »Er ist sehr viel in Europa beschäftigt. Zu viel. Pflichten. Europa.«
    Ach, wie unglaubwürdig sie klang. Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der sie sich sehr gut ausdrücken konnte.
    Jack zwinkerte ihr zu und legte ihr nonchalant einen Arm um die Schultern. »Na, egal. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.«
    Grace sah Smith nach, der aus dem Raum schlenderte.
    Es würde ein verdammt langes Wochenende werden, dachte sie.

15
    E s war schon dunkel und merklich kühler geworden, als in der Bibliothek die Aperitifs serviert wurden. Wilhelm hatte ein Feuer im Kamin angezündet. Grace stand mit dem Rücken zu den Flammen und nippte an einem Glas Chardonnay.
    Die Bibliothek war ihr Lieblingsraum im Haus, denn sie war im Gegensatz zu allen anderen nicht so riesig. Die Wände entlang zogen sich Regale mit zahllosen ledergebundenen Büchern. Sie hatte es immer geliebt, wie die eingeprägten Goldbuchstaben auf den Rücken im Feuerschein glänzten. Die mit dunkelroter Seide bezogenen Sessel und Sofas standen an den richtigen Stellen zum Lesen an den Fenstern, die aber nun von dicken, weichen Vorhängen verhüllt waren. Ein dunkelroter Orientteppich trug noch zu der kostbar-gemütlichen Atmosphäre bei.
    Als sie noch klein war, hatte sie die Bibliothek immer für ein Zauberreich gehalten, das aus anderen Dimensionen hierherversetzt worden war.
    Jack trat auf sie zu. In seinem dunklen Abendanzug, mit seinen edlen Zügen und großen, verschleierten Augen wirkte er sehr attraktiv. Grace fragte sich, warum sie

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