Wenn es plötzlich Liebe ist - An unforgettable Lady
ich Ranulf nie heiraten sollen. Ich hatte von Anfang an Zweifel. Schon bei der Verlobungsparty.«
Smith stand nun auf und ging nackt in sein Schlafzimmer. Einen Moment lang vergaß Grace ihre Mutter.
»Aber was willst du denn tun? Als alleinstehende Frau?«
»Ich komme schon durch«, erwiderte Grace mit einem Anflug von Sarkasmus. »Es ist erstaunlich, was Mädchen dieser Tage alles dürfen.Wusstest du eigentlich, dass wir jetzt sogar das Wahlrecht haben?«
»Kein Grund zur Ironie. Ich muss schon sagen, es macht mir schwer zu schaffen, dass deine Ehe in Scherben liegt und du dich sofort in eine schmierige Affäre mit diesem … Smith stürzt.«
»John ist mein Leibwächter.«
Ihre Mutter verstummte. »Dein Leibwächter?«
»Daher musste er das Zimmer wechseln. Er muss ständig in meiner Nähe bleiben.«
»Gütiger Gott. Wozu brauchst du das denn? Ist alles in Ordnung?«
»Ja…« Grace atmete frustriert aus. Sie hatte die Mutter
gerade wegen ihrer eigenen bevorstehenden Scheidung trösten müssen, jetzt wollte sie ihr nicht auch noch wegen der Morde an ihren Freundinnen beistehen müssen. »Ich muss jetzt Schluss machen, Mutter. Ich muss ins Büro.«
»Aber heute ist doch ein Feiertag. Columbus-Tag.«
»Ich weiß, aber es gibt jede Menge Arbeit. Ich rufe dich später an.«
Grace legte auf und ging in den Flur. Sie wollte Smith vorschlagen, mit ihr zusammen unter die Dusche zu gehen. Da hörte sie seine Stimme aus seinem Zimmer:
»Ich weiß nicht, wann ich frei bin. Es könnte noch zwei Wochen dauern, bis ich New York verlassen kann, was bedeutet, dass ich erst Mitte November in den Nahen Osten reisen kann.«
Grace drehte sich um und ging in ihr Zimmer zurück. Ihr war speiübel. Der Schmerz verriet ihr, dass sie sich selbst getäuscht hatte. Irgendwie hatte sie geglaubt, dass er bei ihr bleiben würde. Mitzubekommen, wie er die Einzelheiten seines nächsten Auftrags besprach, war für sie wie ein Schlag ins Gesicht.
Sie duschte rasch und schloss sich in ihrem Ankleideraum ein.Vorher rief sie ihm noch zu, dass das Bad nun frei sei.
Sie setzte sich vor ihren Frisiertisch. Ihr war zum Heulen. Als sie hörte, wie das Wasser im Bad angestellt wurde, beschloss sie, statt herumzusitzen und sich zu bedauern, einfach die Wohnung zu verlassen. Sie war schon mehrere Tage nicht Joggen gegangen. Der Gedanke an diese kleine Freiheit war unwiderstehlich. Sie brauchte nur ein bisschen Zeit, um ihre Gedanken zu sammeln, damit sie den Tag überstand, ohne vor ihm in Tränen auszubrechen.
Sie musste sich wieder auf ihre Stärke besinnen.
Sie zog ein Sweatshirt und die Laufschuhe an und war
wenige Minuten später unten. Als sie vor der Markise auf den Gehsteig trat, blickte sie hoch. Es regnete leicht, der Himmel war verhangen, aber das machte ihr nichts aus. Sie lief los.
Aus Gewohnheit nahm sie die alte Strecke in Richtung Central Park West, um dann im Park zu laufen. Sie suchte sich einen der Joggingpfade nahe der Straße aus, aber weit genug entfernt vom Verkehr und den Abgasen.
Das Regenwasser aus den Pfützen spritzte ihr die Beine hoch. Ihr Schweiß vermischte sich mit der Regennässe. Grace liebte es, sich so auszutoben.
Sie hatte etwa eine Viertelmeile hinter sich, als sie merkte, dass jemand ihr folgte.
Zuerst dachte sie, es wäre Smith, und wollte schon fluchen, doch dann wurde ihr klar, was sie getan hatte. Er würde sehr wütend sein, dass sie einfach so ohne ihn losgerannt war, und er hatte völlig Recht.
Was hatte sie sich bloß dabei gedacht?
Wohl gar nichts, sagte sie zu sich selbst. Sie verlangsamte ihre Schritte und drehte sich um.
Aber es war nicht Smith.
Angst durchflutete sie und beherrschte in dem Augenblick alles andere: ihre Körpergefühle, die Straßengeräusche, alles. Rasch überflog ihr Blick die Person hinter sich. Sie konnte das Gesicht nicht sehen, denn die Gestalt hatte eine Regenjacke mit Kapuze an. Grace wartete aber nicht darauf, mehr zu erkennen.
Sie jagte stattdessen los und blickte sich nach anderen Joggern um. Wegen des Regens war sie aber völlig allein auf dieser Strecke.
Nun rannte sie so rasch sie konnte, lief zwischen den Bäumen her, jagte über die Rasenflächen und versuchte,
zurück zur Straße zu gelangen. Sie spürte ihren Puls im ganzen Körper, ihre Beine waren taub vor Anstrengung, aber sie hetzte weiter.
Bilder von Cuppie, Suzanna und Mimi tauchten vor ihrem inneren Auge auf - alle tot, alle mit durchgeschnittener Kehle. Sie versuchte, schneller zu
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