Wenn heiße Wuensche erwachen
nicht akzeptieren, also trieb sie das arme Pferd in den Tod - und sich ebenfalls.”
„Wie schrecklich. Kein Wunder, dass er so kalt ist.”
„Früher war er nie kalt. Aber jetzt bestraft er sich jeden Tag selbst.”
„Schrecklich”, wiederholte Lyndie.
Hazel atmete tief durch und lenkte den Cadillac über die Schotterpiste, die zu ihrer Ranch führte. Hin und wieder warf sie Lyndie einen prüfenden Blick zu. „Es ist nicht deine Sache, ob Bruce Everetts Wunden verheilen oder nicht. Nur arbeitet dieser Mann so hart. Es ist, als liefe er vor etwas davon. Ich will nur, dass er damit aufhört und wieder ein normales Leben führt. Erfolg ist sinnlos, wenn man sich nicht ab und zu amüsieren kann.”
Lyndie wurde nachdenklich und dachte an ihre eigene Situation. Sie hatte ihre Scheidung als große Demütigung empfunden. Noch schlimmer war jedoch der unbeschreibliche Schock über die Entdeckung gewesen, dass ihr „charmanter und liebender” Ehemann nicht nur seit Jahren ihr Geld veruntreut hatte, sondern mit den Summen auch noch seine Geliebte finanziert hatte.
Seine Frau zu betrügen, das Ehegelübde zu brechen und ihr Vertrauen zu missbrauchen, das war für Mitch keine größere Sache gewesen, als eine Fliege zu erschlagen.
In dem plötzlichen Bedürfnis, sich Hazel anzuvertrauen, sagte Lyndie: „Weißt du, ich habe nicht immer wie verrückt gearbeitet. Früher konnte ich mich auch amüsieren, nur ist mir der Spaß jetzt vergangen. Ich glaube, ich verstehe, wie es Bruce Everett ergeht. In letzter Zeit ist Arbeit mein einziges Gegenmittel gegen den Kummer gewesen. Nachdem ich die Scheidung durchgemacht habe, denke ich manchmal, dass ‘Hölle’ ein ziemlich weiter Begriff ist.”
Hazel betrachtete sie und sagte sanft: „Du musst einfach mal loslassen, Schätzchen. Was passiert ist, ist passiert und kann jetzt nicht mehr geändert werden. Denk an das Motto ,Go west!’ Die Menschen sind in den Westen gezogen, um neu anzufangen. Von jetzt an musst du nach vorne schauen. Ein paar Wochen auf der Mystery Dude Ranch ist genau das, was du brauchst.”
Trotz der Wärme fröstelte Lyndie nun, als daran dachte, was sie letztes Jahr im Herbst erlebt hatte. Sie war von einer Geschäftsreise nach New York früher als geplant nach Hause gekommen. Nichts in ihrem Leben hätte sie auf den Schock vorbereiten können, den Mann, den sie liebte, beim Liebesspiel mit einer Frau zu ertappen, von deren Existenz sie bis dahin nicht einmal etwas gewusst hatte.
In den schwierigen Monaten seither hatte sie versucht, dieses Bild zu vergessen und sich irgendwie auf das Gute in ihrem Leben zu konzentrieren. Doch schon die Scheidung ihrer Mutter hatte Narben hinterlassen. Arbeit schien die einzige Möglichkeit zu sein, um vergessen zu können. Zumindest würde sie nicht in Armut abgleiten wie ihre Mutter, als Lyndies Vater sie für eine jüngere Frau verlassen hatte. Ihre Mutter hatte ohne Ausbildung, ohne Job und mit einer fünfjährigen Tochter dagesessen. Arbeit war eine Möglichkeit, Selbstbestätigung zu finden, so wie ihre Mutter Selbstbestätigung gefunden hatte, indem sie wieder zur Schule ging und sich weigerte, McCallum-Geld für die Ausbildung ihrer Tochter anzunehmen.
Doch ganz gleich, wie sehr Lyndie sich auch anstrengte, die negativen Gedanken schienen immer die Oberhand zu gewinnen. Die guten Zeiten mit Mitch waren in ihrer Erinnerung bereits vollständig verblasst, während die hässlichen Bilder sie nicht mehr losließen.
Du musst aufhören, so zu denken, ermahnte sie sich, sonst wird diese ganze Reise umsonst gewesen sein.
„Ich sagte, hat der Erfolg dich sprachlos gemacht? Du meine Güte, als du klein warst, nannten dich alle Plappermaul, weil du so viel erzählt hast.”
Die Erinnerung daran entlockte Lyndie immerhin ein Lächeln. „Das hatte ich schon vergessen.” Obwohl sie sich nach außen tapfer gab, fühlte sie das vertraute Brennen ungeweinter Tränen. Diesmal verlor sie den Kampf, so dass Hazel sehen konnte, wie eine Träne ihr die Wange hinunterlief.
„Liebes”, meine Hazel sanft, „man sagt, die beste Methode, ein Geschwür zu heilen, ist, es aufzustechen. Wenn du reden möchtest, egal worüber, rede es dir nur von der Seele. Ich bin eine barsche alte Dame, das stimmt, aber ich bin auch eine gute Zuhörerin.”
„Ach, es ist schon in Ordnung”, erwiderte Lyndie ausweichend und wischte sich wütend die Träne ab, die ihre Worte Lüge strafte. „Tut mir Leid. Ich bin wirklich nicht
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