Wenn Kinder um sich schlagen
Frustrationserlebnisse, die auf diese Lernsituationen (Schule, Hausaufgaben) bezogen sind. Der Lehrerin und den Eltern fällt auf, dass er gerade in diesen Situationen zunehmend aggressiv und störend wird, während er in anderen Alltagssituationen durchaus umgänglich und friedlich ist.
Soziologische Theorien
Durch bestimmte Beziehungsstrukturen (zum Beispiel Machtstrukturen, krasse Unterschiede in Besitzverhältnissen) können Aggressionen geschürt werden. Allein das Etikett »aggressives Kind« kann zur Verfestigung aggressiven Verhaltens führen, da sich dem betreffenden Kind sozusagen eine gesellschaftliche Erwartungshaltung mitteilt: »Alle denken, dass ich aggressiv und gewalttätig bin, also muss ich mich auch so verhalten, da es praktisch von mir erwartet wird.«
Weitere Ursachen für aggressives Verhalten
Ein Bündel verschiedener Ursachen kann also dazu beitragen, dass ein Kind »schwieriges Verhalten« zeigt, auffallend aggressiv, gewalttätig oder gar kriminell wird. Der eine Mensch ist von Natur aus ruhiger und friedfertiger, der andere von seinem Charakter eher lebhaft, impulsiv oder gar zu jähzorniger Aggressivität neigend. Solche körperlichen Veranlagungen und Charakterzüge unterliegen auch gewissen erblichen Faktoren.
Bei vielen Menschen mit der Neigung zu aggressiven und impulsiven Verhaltensauffälligkeiten lassen sich Veränderungen im Zusammenspiel der Nervenbotenstoffe (Neurotransmitter) im Gehirn nachweisen. Genetisch bedingte Veränderungen in der Wirkung des Botenstoffes Serotonin im Gehirn können zu erhöhter Aggressivität führen, genetisch bedingte Veränderungen in der Wirkung des Botenstoffes Dopamin im Gehirn können bei erhöhter Impulsivität beobachtet werden. Bei aggressiven Männern zeigen sich oft auch Veränderungen
im Hormonstoffwechsel , zum Beispiel im Bereich der männlichen Sexualhormone. Auch Veränderungen beim Stresshormon Cortisol können bei Kindern und Erwachsenen mit Störungen des Sozialverhaltens gefunden werden.
Gerade Kinder, die schon in den ersten Lebensjahren aggressive Auffälligkeiten zeigen, neigen dazu, diese Auffälligkeiten bis ins Erwachsenenalter beizubehalten und eine sogenannte »antisoziale Persönlichkeit« zu entwickeln (mit Neigung zu Gewalt und kriminellem Verhalten). Diese schwer betroffenen Kinder zeigen zudem nicht selten wenig Mitgefühl, wenig Einfühlungsvermögen in andere Menschen sowie ausgeprägte Rücksichtslosigkeit. Bei diesen in ihrem Verhalten und Fühlen schwer beeinträchtigten Menschen gibt es oft eine erblich bedingte Mitverursachung dieser Probleme. Bei Jugendlichen mit problematischem Sozialverhalten, die erst ab der Pubertät diese Auffälligkeiten zeigen, scheinen eher beeinträchtigende Lebensbedingungen (vgl. Kapitel 4) die Ursache für die Verhaltensprobleme zu sein.
Hyperaktive Kinder mit ausgeprägter Unruhe, Neigung zu Impulsivität, Problemen, sich zu konzentrieren, und leichter Ablenkbarkeit (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung oder ADHS) sind besonders gefährdet, aggressive Verhaltensstörungen zu entwickeln, wenn sie auch unter einer Störung der Impulskontrolle leiden. Eine mangelhafte Impulskontrolle zeigt sich dadurch, dass die Betroffenen plötzliche Ideen oder Wünsche nicht aufschieben können, sondern sofort in die Tat umsetzen, ohne über die Folgen nachzudenken. Sie können oft nicht abwarten oder schaffen es nicht, aufkommenden Ãrger zu zügeln, sondern entwickeln mitunter heftige Jähzornes- und Wutanfälle mit Gewaltausbrüchen. Störungen der Impulskontrolle können jedoch auch ohne eine begleitende ADHS auftreten. Die Ursachen für eine ADHS sind zum Teil erblicher Natur, andererseits können aber auch Schädigungen des Kindes im Mutterleib (zum Beispiel durch
Rauchen, Drogenmissbrauch oder Alkoholkonsum) oder bei der Geburt (Sauerstoffmangel, Frühgeburt) eine solche Problematik hervorrufen. Ungünstige Erziehungshaltungen, gerade auch, wenn die Eltern selbst an einer derartigen Störung leiden, können diese Symptome noch verstärken (vgl. Kapitel 4). Etwa drei Viertel der hyperaktiven Kinder zeigen zusätzlich aggressives Verhalten.
Viele dieser Kinder mit ADHS zeigen auÃerdem sogenannte Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen. Das heiÃt, ihnen fällt es schwer, Gesehenes, Gehörtes oder mit ihrem
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