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Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Titel: Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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und verfiel abermals in stumme Grübelei.
„Vielleicht klappt es aus einem ganz einfachen Grund nicht“, meldete sich Nikolaj zu Wort. „Weil Gwen nichts mehr tun soll oder muss – oder weil es von Anfang an Unsinn war, dass sie mit dieser Angelegenheit irgendetwas zu tun hat.“
Sie sah unwillkürlich in seine Richtung. Nikolajs Worte verleiteten sie zu der stummen Hoffnung, dass es wirklich so war. Als nach Hekate auch noch Marah sie mit ihrer Aufgabe konfrontiert hatte, war sie entschlossen gewesen, herauszufinden, was sie tun sollte, um Liliths Fluch aufzuheben. Doch mit jedem Tag, der verging, verließ sie ein kleines Stückchen ihrer Entschlusskraft und ihres Mutes. Schleichend und einfach so. Es gab schlicht nicht genügend Zeit – für gar nichts. Keine langsame Entwicklung, die eine angemessene Anpassung an die Umstände oder eine Verarbeitung alles Geschehen ermöglichte. Zu viel in zu kurzer Zeit. Wie eine Art Wettlauf, der bereits verloren war, weil man erst weit nach dem Startschuss gestartet war.
„Wir wissen es inzwischen … ok?“ Jonathan spielte mit dem Verschluss einer Flasche herum. „Du willst nicht, dass Gwen irgendeine Aufgabe erfüllt, eine Hexe ist, sich in Gefahr bringt … blablala …“
Nikolaj beugte sich nach vorne. „Das hier, ist kein Spiel.“
„Ach …?!“ Nun lehnte auch Jonathan sich nach vorne.
„Ich weiß, was
ich
hier tue und ich kann gerade noch nachvollziehen was Marah hier macht, aber …“, Nikolajs Augen blitzten, „was du hier tust, ist mir mehr als schleierhaft. Meiner Meinung nach stehst du nur im Weg herum und tust so, als seist du wichtig.“
Jonathans Stuhl kippte um, als er in die Höhe schnellte. „Jetzt hör mir mal gut zu, du Satansbrut!“
Ein Schreck durchfuhr Gwens Glieder, als Nikolaj sich ebenfalls erhob und auf Jonathan zutrat. Er strahlte jene bedrohliche Aura aus, die sie schon einmal zu spüren bekommen hatte: als sie Merkas in seiner Wohnung angetroffen hatte; als Céstine bei ihm aufgeschlagen war; als sie ihn ein Monster genannt hatte.
„Warum hört ihr nicht endlich damit auf?“ Sie bekam kaum mit, was sie tat oder sagte. Sie stand plötzlich auf den Beinen, nahe Nikolaj und Jonathan und versuchte sich zwischen sie zu schieben. „Wisst ihr was? Es ist egal was ihr denkt oder wollt, ok? Alle beide! Es ist egal! Weil es einzig darauf ankommt, was ich denke und will! Für was ich mich entscheide! Ihr könnt alle gehen! Ihr müsst nichts tun! Ich bin diejenige! Ich!! Wenn ihr euch nur angiften und bekriegen könnt, warum geht ihr dann nicht einfach?“ Sie hatte genug, sie war es leid. An keinem der vergangenen Tage waren Nikolaj und Jonathan nicht aufeinander losgegangen. An keinem einzigen Tage hatte es ein friedliches Gespräch zwischen den beiden gegeben, das nicht in einem Streit ausgeartet war. Sie konnte – sie wollte – es nicht länger ertragen. Entweder sie hörten endlich damit auf, ein für alle mal, oder einer von ihnen musste gehen. Andernfalls würde sie es sein, die von hier fortgehen würde. Auch, wenn sie keine Ahnung hatte, wohin. Auch, wenn sie keine Ahnung hatte, wie lange sie dann noch am leben sein würde.
„Geh mit mir fort von hier.“ Nikolaj sprach in Form einer bittenden Forderung – wenn es das überhaupt gab.
Ein Schnauben. „Ist dir nicht klar, dass sie wahrscheinlich keinen Tag überleben würde, wenn sie mit dir von hier wegginge? Ist es das, was du willst?“, fragte Jonathan herausfordernd.
Nun war auch Marah auf den Beinen. „Sie hat recht. Entweder ihr benehmt euch endlich wie Erwachsene oder …“

Oder was
?“ Jonathan richtete seine Aufmerksamkeit vollends auf Marah und trat näher an sie heran. „Hast du schon vergessen, dass du diejenige warst, die mich in diese Sache hineingezogen hat? Ich wollte von all dem nichts wissen! Ich habe nicht darum gebeten, hier zu sein! Ich bin allein wegen dir hier!“
Marah stockte der Atem. Ihr Gesicht lief rot an, sodass die Erinnerung an eine Amazone mit vom Kampf zerrauften Haaren und erhitzten Backen hervorgerufen wurde. „Das bist du nicht!“, schrie sie und stampfte mit dem Fuß auf. „Du bist hier, weil du ein schlechtes Gewissen hast! Weil du dich schuldig fühlst, Corin und Simon im Stich gelassen zu haben! Und jetzt, wo du hier bist, lässt du deine Wut an mir oder ihm aus, weil es einfacher ist, jemand anderem die Schuld zu geben, als dir einzugestehen, dass sie bei dir liegt! Du bist gegangen! Du hast sie allein gelassen, nachdem sie

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