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Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Titel: Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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passiert.“
Einen kurzen Moment schwiegen sie alle.
„Ich sollte ausreichen …“, sagte sie schließlich bekümmert und rieb sich über das Gesicht. „
Du
solltest reichen. Ich weiß nicht genau, wie das funktioniert, was dieser Merkas macht, aber vielleicht kann ich dir beibringen selbst eine geistige Barriere zu errichten – damit du von niemand anderem abhängig bist.“
„Ich könnte das lernen?“, fragte Gwen.
„Ich glaube schon. Wenn es
nur
darum geht, deinen Geist zu verschließen. Das ist nicht unbedingt Hexenhandwerk. Viele Religionen arbeiten mit bestimmten geistigen Techniken. Meditation ist genaugenommen ja auch eine solche Technik. Wir können es also versuchen.“
„Und wenn es nicht funktioniert, was dann?“, hakte Jo nach.
„Dann bin immer noch ich da.“
Ihre Köpfe flogen synchron zur Tür. Nikolaj, diesmal in Jeans, braune Boots und einen dunkelblauen Anorak gekleidet, zwei Tüten in der Hand haltend, stand im Türrahmen.
„Ach … sieh an, wer sich da blicken lässt. Wir dachten schon, du bist auf Nimmerwiedersehen ausgeflogen.“
„Das dachtest
du
, Jo“, korrigierte sie ihn spitz.
Nikolaj sprang nicht auf Jonathans Anspielung an, sondern blieb sachlich beim Thema. „Ich halte es für wichtiger, wenn ihr“, er sah Gwen und sie an, „euch darauf konzentriert, mit Hekate in Kontakt zu treten. Ich kann dafür sorgen, dass Gwen ungestört schläft. Sie muss sich nicht mit noch einer zusätzlichen Sache herumschlagen.“
„Lass mich das kurz auf den Punkt bringen: Du willst also, dass wir dich über Nacht mit ihr allein lassen? In einem geschlossenen Zimmer? Zusammen in einem Bett?“, fragte Jo mit herausforderndem Ton.
Ein Blick auf Gwen sagte ihr, dass diese nicht sonderlich glücklich aussah, was diese Aussicht betraf. Sie wirkte nervös und unruhig, gab aber keinen Kommentar ab.
„Allein in einem Zimmer – nicht in einem
Bett
. Ich nehme mir einen Stuhl und setze mich neben sie. Das reicht, damit sie ungestört schlafen kann“, erklärte Nikolaj mit ruhiger Stimme.
Ein Ausdruck, der Erleichterung gleichkam, glitt über Gwens Gesicht. „Ist das für dich in Ordnung, Gwen? Ich kann es auch probieren – also dich bewusst zu schützen, statt davon auszugehen, dass ich eine Art schützendes Licht ausstrahle, wie ein Glühwürmchen.“ Warum war sie überhaupt davon ausgegangen? Nur, weil ihr einige Menschen gesagt hatten, dass sie sich in ihrer Gegenwart irgendwie sicher und gut aufgehoben fühlten?
„Ich sagte, dass ich nicht zulasse, dass das noch mal passiert. Ich sagte, dass ich tun werde, was ich tun muss, damit es nicht noch mal passiert.“ Diesmal sprach Nikolaj mit Nachdruck – und er sprach mit Gwen. Nicht mit Jo, nicht mir ihr, sondern einzig mit Gwen.
„Lass das endlich sein, verflucht noch mal!“, schrie Jo ihn plötzlich an. „Hör auf, sie zu beeinflussen oder zu manipulieren! Lass sie selbst eine Entscheidung treffen! Wenn sie einverstanden ist, sagt sie es – wenn sie nicht einverstanden ist, sagt sie auch das. Sie ist kein Kind mehr! Und du hast hier nicht das Sagen!“
Nikolaj mahlte mit dem Kiefer und hielt sich nur mit Mühe von einer Äußerung ab.
„Das können wir heute Abend immer noch entscheiden“, fiel Gwen in die Diskussion ein. „Jetzt ist erst mal jetzt. Wenn Marah etwas gegessen hat, versuchen wir weiter herauszufinden, was ich tun soll.“
„Glänzende Antwort“, entgegnete sie hastig. „Allerdings würde ich gerne noch eine Ergänzung beifügen:
Wenn Marah etwas gegessen und eine kurze Dusche inklusive Haarwäsche genommen hat.

„Einverstanden“, erwiderte nicht etwa Gwen oder Jo, sondern Nikolaj, während er die Tüten auf der Küchenzeile abstellte. „Ich habe ein paar Lebensmittel besorgt. Kaffee, Brot und Erdbeermarmelade sind auch dabei …“
Der kurze Blickwechsel, den Gwen und er wechselten, entging ihr nicht. Es lag sowohl etwas Vertrautes und Intimes als auch etwas Distanziertes und Schmerzhaftes darin.
Ihre Entdeckung ließ ein unbehagliches Gefühl in ihr aufsteigen. So, als wäre sie in etwas hineingeplatzt, in dem sie nichts zu suchen hätte.  

VIERZEHN
     

     

    „ Ich verstehe einfach nicht, warum es nicht klappen will …“, sinnierte Marah vier Tage später, den Kopf mit beiden Händen auf dem Tisch abgestützt, vor sich hin. „Vielleicht … müssen wir zuvor noch irgendetwas anderes tun … und erst dann erfahren wir, wie genau Hekates Plan aussieht. Vielleicht muss Gwen erst noch …“ Sie brach ab

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