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Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Titel: Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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dir erzählt haben, dass deine Mutter und Schwester Hexen sind! Dass Simon ein Hüter ist – und du ebenso! Du warst nicht da!!“ Marah kam schwer atmend zum Schweigen.
Jonathan sah aus, als hätte sie ihn geohrfeigt. Er stand steif da und starrte sie sprachlos an. Niemand sagte ein Wort. Niemand wagte es, ein Wort zu sagen.
„Das wollte ich nicht“, presste Marah schließlich heiser hervor und rang nach Luft. „Ich … es tut mir leid, Jo. Ich hab … es nicht so gemeint. Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe. Es ist einfach so aus mir …“
„Nein“, schnitt er ihr das Wort ab. „Jetzt hast du endlich mal gesagt, was du denkst.“
Marah schüttelte heftig den Kopf. „Nein! Ich … Das ist nicht, was ich denke. Du hast keine Schuld an ihrem Tod. Es war nicht …“
„Lass gut sein“, hielt Jonathan sie entschieden ab. Der Adamsapfel an seiner Kehle zuckte. Er tat einen tiefen Atemzug, ehe er an Marah vorbeiglitt und die Haustür einen Moment später mit einem lauten Knall in die Angeln fiel.
Nach einem langen Moment ließ sich Marah auf einen der Stühle sinken. „Das wollte ich nicht …“
Unwillkürlich flog Gwens Blick zu Nikolaj, der neben ihr stand und seinerseits, ähnlich wie sie, überrumpelt auf die verstört aussehende Marah blickte. Mit einem solchen Schlagabtausch unterhalb der Gürtellinie hatte sie nicht gerechnet. Es lag nicht in Marahs Wesen, kränkend und verletzend zu werden. Sie war eine starke Persönlichkeit und vertrat ihre Meinung, doch nicht auf diese Art und Weise. Aber genau so wenig lag es in ihrem Wesen, sich Luft zu machen, wie sie es zuvor getan hatte. Sie war diejenige, die einen Augenblick zuvor eine Steilvorlage im „Luftmachen“ dargeboten hatte. Ohne sie wäre die Situation möglicherweise niemals derart eskaliert.
Das Unbehagen, das sie empfand, wurde von einem Gefühl abgelöst, dass Nikolaj und sie plötzlich auf einer Seite standen. Allein. Allein zusammen. Weil Marah und Jonathan sich gerade auf eine separate Seite gebracht hatten, auf die sie nicht gehörten.
Sie trat einen kleinen Schritt nach vorne. „Gib ihm ein bisschen Zeit. Wenn Jo … Er wird erkennen, dass du es nicht so gemeint hast. Insgeheim weiß er, dass du ihm nicht wehtun wolltest, dass wir einfach alle angespannt und nervlich drüber sind. Er wird dir verzeihen.“ Sie wollte Marah beruhigen, doch irgendwie kamen ihr die eigenen Worte leer vor. Auf eine Art und Weise erinnerte sie die Szene von gerade eben an den Tag in Nikolajs Wohnung, als sie ihn mit ihren Worten verletzt hatte. Im ersten Moment hatte er ganz ähnlich wie Jonathan reagiert. Nämlich gar nicht. Kein Wort. Keine Regung. Einfach nur eine Verletzung, als hätte ihm jemand einen Tiefschlag verpasst, der ihm jedwede Bewegungsfähigkeit genommen hatte.
„Trotzdem hätte ich das nicht sagen sollen. Auch, wenn ich … ziemlich drüber bin, mit den Nerven.“ Marah seufzte. „Ich … konnte es nur einfach nicht zurückhalten. Es ist einfach aus mir herausgesprudelt, als ob …“ Sie hielt inne.
„Als ob …?“
„Ich weiß auch nicht.“ Sie rieb sich über die Schläfen. „Als ob ich einfach nicht anders konnte.“
Marahs Antwort hinterließ einen unguten Nachgeschmack bei ihr. Irgendetwas daran sagte mehr, als ihr bewusst war.
„Es ist spät. Ich denke, wir sollten alle schlafen gehen.“
Sie und Marah sahen zu Nikolaj.
„Ich würde gern noch mal mit Jo reden.“
„Wenn du glaubst, dass du das tun musst …“, erwiderte Nikolai monoton. „Gwen und ich gehen jetzt nach oben.“
„Tun wir das?“ Sie konnte sich die herausfordernde Frage nicht verkneifen. Weil er einfach für sie gesprochen hatte – und weil das bedeutete, dass sie gleich allein sein würden. Die vergangenen Nächte, in denen er neben ihrem Bett gesessen hatte, um ihr einen sicheren und erholsamen Schlaf zu ermöglichen, waren alle gleich zermürbend gewesen. Nach „Merkas-Traumnacht“, die sich seither nicht mehr wiederholt hatte, und ihrem darauffolgendem „Gespräch“, hatten sie so gut wie kein Wort gewechselt. Nicht mehr zumindest, als etwaige Floskeln und knappe Antworten auf knappe Fragen. Nichts Persönliches. Nichts Wichtiges. Nichts, das jemand Außenstehenden hätte vermuten lassen, dass sie sich näher kannten.
Jede der vergangenen Nächte war sie eine halbe Ewigkeit wach gelegen, ehe sie endlich hatte einschlafen können. Zu nah war Nikolaj gewesen. Zu deutlich hatte sie ihn gespürt. Zu vieles hatte in der Luft gelegen. Nach dem

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