Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)
gedenkst: Leg los! Jetzt!!“
„Nick!!“ Sie schrie seinen Namen, so laut und durchdringend sie konnte. Schrie ihn über den Lärm und Tumult hinweg, der inzwischen überall ausgebrochen war. Wenn es Marah gelingen sollte einen Schutzkreis zu ziehen, dann würde Nick womöglich nicht mehr zu ihnen durchdringen können, wenn er einmal beschworen war. Er würde nicht in Sicherheit sein – und sie würden hier festsitzen. So lange, bis Marah den Zauber nicht mehr aufrechthalten konnte und er in sich zusammenfiel. Und dann, war alles umsonst gewesen. Dann würde keiner von ihnen lebend von hier wegkommen – und sie hatte einen jeden von ihnen in den Tod geführt.
Merkas Männer hatten ihren Kreis inzwischen zu einem Radius von etwa 35 Metern um sie herum gezogen, was ihren Magen immer mehr zusammensacken ließ.
„Jetzt!!“, forderte Jonathan abermals.
Marah zögerte kurz, dann ging sie in die Hocke, legte die Handflächen auf den Boden und schloss die Augen.
„Nick …!!“
„Marah! Jetzt!!“
***
Gwen spürte, wie die schützende Magie sich in Form einer unsichtbaren Kuppel über sie stülpte, sah für einen Sekundenbruchteil, wie der Radius des Kreises golden aufglühte – just in den Moment, als neben ihnen jemand der Länge nach zu Boden stürzte, gefolgt von einem zweiten jemand, der hinterhergestolpert kam, den Fuß des ersten umklammert hielt und durch die Wucht dessen Falls ebenfalls in die Knie ging. Nikolaj und Merkas – in dieser Reihenfolge.
„Was zur …!“, keuchte Jonathan. Einen Augenblick lang verweilte sein Blick noch auf den miteinander ringenden, dann wandte er sich mit angehaltenem Atem dem Kreis von Sensaten zu. Sie kamen nach wie vor näher an sie heran – bis der Vorderste von ihnen plötzlich unvermittelt Halt machte und den hinteren Fuß nutzte, um sein Gleichgewicht zu halten. Ein paar der Männer, diejenigen, die auch bei Simons Haus aufgetaucht waren, tauschten verärgerte Blicke, die anderen von ihnen sahen irritiert drein und versuchten abermals vorwärts zu gehen – ohne Erfolg.
Es hatte funktioniert. Marah hatte es geschafft. Die Männer konnten sie nicht mehr erreichen. Dieses Fleckchen Boden war sicher und überließ sie nicht ihren Verfolgern.
Mit einem Mal sank Jonathan zu Boden und hielt sich Zähnebeißend sein Bein. Marah hastete auf ihn zu und ging neben ihm in die Knie. „Jo, was ist mit dir?“ Durch einen langen Riss in der Hose sickerte Blut hervor. Eine Verletzung. Eine Wunde. Marah drückte ihre Hand auf Jonathans Bein, um die Blutung zu stoppen.
Lautes Knurren und Stöhnen erklang dicht neben ihnen und zog die Aufmerksamkeit von Jonathan ab. Nikolaj und Merkas hatten sich auf die Beine gebracht und gingen nun im Stand aufeinander los. Wild. Raubtierartig. Jeder von seinem eigenen Hass, seinen eigenen Dämonen angetrieben. Das Kräfteverhältnis wirkte ausgeglichen. Sie schienen einander ebenbürtig.
Merkas kassierte einen satten Schlag in den Magen, beugte sich vornüber, sodass ihm das gelöste Haar wie ein schwarzer Vorhang ins Gesicht fiel, kam aber schnell – schneller als erwartet – wieder zu Atem und landete einen Gegenschlag gegen Nikolajs Wange, der ihn rückwärts taumeln ließ. Merkas trat mit dem Fuß nach, schloss zu ihm auf, legte beide Hände um Nikolajs Genick und drückte ihn weiter und weiter zurück, bis er gegen die unsichtbare Mauer prallte und in der Luft hing, als würde man ihn gegen einen Glasscheibe pressen. Nikolajs Hände kratzten über Merkas Finger um sie zu lösen, doch dieser machte eine rasche Bewegung vorwärts und zurück, sodass Nikolajs Hinterkopf gegen die magische Kuppel prallte – wieder und wieder. Es sah nicht danach aus, als wäre die unsichtbare Barriere weniger hart als eine lebensechte Mauer.
Um sie herum wirbelte aufgebrachter Lärm und Tumult. Sie nahm ihn und die Bewegungen der Männer um sie herum lediglich am Rande ihrer Aufmerksamkeit wahr, wie eine hintergründig laufende Tonspur oder einen Film, der im Nebenraum lief. Jemand musste Nikolaj helfen. Er gab ein verzehrtes Würgen von sich und sein Gesicht lief rot an, während er aussah, als würde er jeden Moment das Bewusstsein verlieren. Warum tat er nichts? Warum tat er nicht, was … was er tun konnte? Er brauchte Hilfe. Jemand musste ihm helfen.
Sie lief auf ihn und Merkas zu, ohne zu wissen, was genau sie vorhatte. Dafür gab es jedoch eine Sache, die sie ganz sicher und unumstößlich wusste: Nikolaj durfte nicht sterben. Er konnte
Weitere Kostenlose Bücher