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Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Titel: Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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„Eine morgendliche? Oder eine nachmittägliche?“
„Weder noch“, entgegnete Nikolaj flüsternd. „Wenn die Dunkelheit die einzige Konstante ist und du jederzeit überall sein kannst, dann erübrigt sich ein allgemeiner Tagesrhythmus. Aber jetzt Ruhe …“ Er fasste Marah ins Auge. „Bist du soweit …?“
„Gib mir noch einen Augenblick …“, erwiderte sie kurz angebunden, die Augen immer noch geschlossen. Man sah ihr an, dass sie sich vollkommen zu konzentrieren und fokussieren versuchte.
Gwens Herz indes schlug laut und galoppierend in ihrer Brust, sodass sie froh war, dass ihr Ziel auf keinem Friedhof lag, wo man zweifelsohne ihren Puls auch außerhalb ihres Körpers hätte hören können. So lange hier das normale Treiben – was auch immer das hieß – herrschte, würde man sie nicht so leicht bemerken oder hören.
„In Ordnung …“, sagte Marah nach ein paar weiteren Augenblicken. „Ich denke, es kann losgehen …“ Sie sah nicht vollends überzeugt aus, dass sie es geschafft hatte. Dafür wirkte sie enorm abgekämpft.
„Es ist nur ein kurzes Stück von hier aus. Ich gehe voran. Gwen, du kommst an meine Seite, ihr beiden geht direkt hinter uns. Verhaltet euch ganz normal, so, als ob ihr hierhergehört und einfach nur um die Häuser zieht. Ihr müsst selbstsicher wirken – keinesfalls ängstlich oder unsicher.“
„Normal und selbstsicher?“, echote Jonathan. „Natürlich … nichts Einfacher als das …“ Er atmete tief durch. „Warum können wir nicht einfach drauf losrennen? Ich fände diese Variante besser als den Spaziergang …“
„Weil ich unsere Tarnung nicht schon auffliegen lassen will, ehe wir den Platz erreicht haben …“, entgegnete Nikolaj knapp, legte ihr den Arm um die Taille und schob sie mit festem Griff auf die Hauptstraße. Er verließ sich nicht auf Marahs magische Fähigkeiten, verließ sich nicht darauf, dass niemand sie sah, dass sie geschützt waren. Er versuchte auf alles gefasst zu sein. Was auch immer dieses Alles, das er vermutete – vermuten konnte – umfasste.
Gemeinsam gingen sie in großen, aber ruhigen Schritten die von Häusern eingesäumte Straße entlang. Sie hörte – und spürte –, dass Marah und Jonathan dicht hinter ihnen waren. Einige der Häuser wirkten bewohnt, andere unbewohnt. Einige sahen aus wie Wohngebäude, andere wie Geschäfte oder Lokale. Vor allem jene Gebäude, bei denen sich kleine Trauben vor den Eingängen oder hinter den Fenstern drängelten, wo Personen rauchten, tranken und lachten, Licht und Lärm nach draußen strömte, waren zweifelsohne begehrte Treffpunkte.
Gerade, als sie begann, sich ein klein wenig sicher und zuversichtlich zu fühlen, kamen ein paar Meter vor ihnen von rechts zwei Männer um die Ecke, ihnen entgegen. Einer der beiden schlug dem anderen auf den Rücken, ehe beide einen lauten Lacher losließen. Als sie fast diagonal zu Nikolaj und ihr waren, fiel ihr Blick auf Nikolaj und sie. Die beiden konnten sie sehen. Kein Zweifel. Einer der Männer sah ihr direkt in die Augen.
Ihr blieb fast das Herz stehen, doch Nikolaj ließ nicht zu, dass sie stehenblieb, drückte kurz ihre Seite und zog sie weiter mit sich. Hinter sich glaubte sie, auch Marah und Jonathan leicht straucheln zu hören, doch folgten sie ihnen nach wie vor.
„Es hat nicht gewirkt …“, flüsterte sie.
„Nein … Geh einfach weiter.“
Ihr Kopf malte sich schwindelnd aus, wie die Männer stehenblieben, ihnen nachsahen und miteinander tuschelten; fragten, ob der andere zuvor schon mal jemanden von ihnen gesehen hatte; ob ihm an ihnen etwas seltsam vorkam; wie sie weitere Umstehende auf sie aufmerksam machten.
„Geh weiter …“
Sie schluckte, setzte jedoch tapfer einen Fuß vor den anderen, plötzlich bemüht darum, nicht zu rennen. Ihre Gedanken sponn sie nicht weiter, sie wandte den Kopf nicht zurück, sah nur nach vorne.
Plötzlich waren Marah und Jonathan gleichauf mit ihnen, neben Nikolajs Seite. „Wir können nicht einfach weitergehen“, hörte sie Jonathan sagen.
„Du wusstest, dass wir das tun würden“, entgegnete Nikolaj so reglos, dass es aussah, als ob er die Lippen nicht bewegte.
„Sie konnten uns sehen – und sie dachten
nicht
, dass wir hierhergehören. Wie lange wird es wohl dauern, bis uns jemand hinterherkommt und aufmischt?“
„Es ist zu spät fürs Umkehren. Es gibt nur diese eine Chance.“„Ich dachte, es hätte funktioniert … Ich versuche weiter …“, setzte Marah gerade an, als jemand mit wehendem

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